Berufsdifferenzierung versperrt Weg in BU
„Das Produktniveau liegt marktweit im internationalen Spitzenbereich, die fehlende Qualitätsdifferenzierung führte zu einem erbitterten Preiswettbewerb, der paradoxerweise durch immer stärkere Berufsdifferenzierung immer mehr Verbrauchern den Weg in die BU versperrt“, beschreibt Michael Franke, Geschäftsführer von Franke & Bornberg, die Lage. Stabilität statt Preis müsse jetzt der zentrale Auswahlfaktor für Produkte werden.
Noch sei das Absenken der Überschüsse kein massives Problem, aber es könne eine Erhöhung der Beiträge während der Laufzeit zur Folge haben – für Kunden eine unangenehme Überraschung. Canada Life zum Beispiel schließt solche Beitragserhöhungen aus – eine Ausnahme.
Die immer stärkere Berufsgruppendifferenzierung und Leistungserweiterung macht die Arbeit inzwischen selbst für versierte Makler zur sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen, wenn der potenzielle Kunde nicht ein junger, gesunder Akademiker ist. Häufig kann der Makler nur noch die Rentenhöhe so lange nach unten schrauben, bis die Prämie passt, aber der Bedarf nicht mehr gedeckt ist.
Interesse an Alternativen wächst
Nicht zuletzt deswegen dürfte das Neugeschäft 2014 um knapp 2,4 Prozent gegenüber dem Jahr 2013 auf nunmehr 830.000 Neuverträge zurückgegangen sein, wie das Analysehaus Morgen & Morgen in seinem BU-Rating 2016 berichtet.
Während der Bestand weiterhin bei rund 15,3 Millionen Verträgen liegt, wachse das Interesse an Alternativen zur BU-Versicherung, „insbesondere für Berufe mit erhöhtem BU-Risiko, wie es beispielsweise solche mit vorwiegend körperlichen Tätigkeiten aufweisen“, betont Joachim Geiberger, Inhaber und CEO von Morgen & Morgen.
Knapp drei Viertel der Leistungsfälle anerkannt
Die 2014 mehr als 250.000 ausgezahlten BU-Renten mit einem Volumen von 1,8 Milliarden Euro „zeigen die nach wie vor große Bedeutung der BU-Versicherung für die gesellschaftliche Absicherung“, so Geschäftsführer Peter Schneider. Bemerkenswert: Die Anzahl der anerkannten Leistungsfälle erreichte einen neuen Höchststand. Knapp 46.000 Leistungsfälle wurden 2014 für gültig erklärt.
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Laut Rating beträgt die Leistungsquote damit im Durchschnitt 74 Prozent – der Großteil der Leistungsanträge führt also zur Auszahlung und eben nicht zum Leistungsausschluss. Werden die Verträge und Leistungsfälle nach Altersgruppen aufgeteilt, identifiziert Morgen & Morgen eine starke Konzentration der Leistungsfälle bei den älteren Versicherten.
Rund 50 Prozent der Leistungsfälle betreffen Versicherte im Alter von über 50 Jahren. Bei den unter 30-Jährigen werden lediglich 0,3 Prozent der BU-Verträge ausgezahlt, bei den über 50-Jährigen sind es knapp fünf Prozent.
Seite drei: Biometrisches Risiko