Trotz aller Vielfalt ist das Angebot begrenzt
Davon unabhängig weist der Hamburger Immobilienmarkt zahlreiche Eigenheiten auf: Infolge eines Überangebots an Wohnraum kam die Bautätigkeit Ende der 1990er Jahre zum Erliegen – bis schließlich Flächenmangel herrschte. Erst seit fünf Jahren ist das Neubauvolumen wieder hoch, im vergangenen Jahr waren es 7.920 Wohnungen mit verschiedensten Konzepten und Preiskategorien, die dem Markt zugeführt wurden. Zudem spielt die jeweilige Lage eine noch größere Rolle als in Metropolen wie Berlin oder München. Das liegt allein schon an den geografischen Gegebenheiten: Während die Viertel nördlich der Elbe florieren, genießen die südlichen Viertel nicht unbedingt den besten Ruf.
Der Hamburg-Effekt besteht also aus einem Vierklang. Hier ist erstens die historisch begründete kosmopolitische Prägung zu nennen, zweitens die starke Wirtschaftskraft, drittens das Verhältnis von Altbauten und neuwertiger Wohnfläche auf dem Markt und viertens die geografisch bedingte Standortbewertung.
Große Bandbreite der Wohnformen
Nirgends zeigt sich die daraus resultierende Bandbreite der Wohnungsformen so deutlich wie im Premiumsegment. Im Zentrum inklusive der Hafen City und der Altstadt finden sich vor allem Penthouses verschiedenster Baujahre – inklusive jeweils unterschiedlicher Architektur und Ausstattung –, während die Lage an der Außenalster unter anderem von Villen und Neubau-Mehrfamilienhäusern geprägt ist.
Hinzu kommen die ruhigeren Randlagen mit historischen Immobilien wie zum Beispiel einer sanierten Kaufmannsresidenz aus der Gründerzeit. Da ist es kein Wunder, dass hin und wieder auch Objekte gehandelt werden, die eher unter die Rubrik „Exoten“ fallen. Und die für den Käufer sogar eine Fehlentscheidung sein können.
Mein Fazit: Der Hamburg-Effekt hat nicht nur direkte Folgen für das Premium-Immobilienangebot der Stadt, sondern auch für dessen Marktentwicklung. Internationale Käufer und Mieter gehören zu den maßgeblichen Akteuren. Die hohe Nachfrage sorgt dafür, dass trotz der vielfältigen Wohnungsformen das Angebot begrenzt ist. Die Herausforderung ist also, Interessent und Immobilie zur gegenseitigen Zufriedenheit zusammenzubringen.
Autor Alexander Stehle ist geschäftsführender Gesellschafter Hamburg Sotheby´s International Realty.
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