Immer mehr Bundesbürger bevorzugen das Leben in der Stadt. Neben den Metropolen verzeichnen dabei auch weitere Groß- und Mittelstädte deutliche Zuwachsraten und bieten gute Aussichten für Immobilienkäufer. Die Ritter-Kolumne
Jedes Jahr zieht es mehr Menschen in die Städte. Allerdings sind nicht nur die Top-Sieben-Städte Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München oder Stuttgart begehrt. Auch weitere Städte profitieren von diesem Trend.
Schwarmstädte ziehen insbesondere Jüngere an
Dazu gehören viele Großstädte ab 100.000 Einwohnern, ebenso aber auch Mittelstädte mit geringerer Einwohnerzahl. Oft bieten sie genau wie die „Big Seven“ eine attraktive Infrastruktur mit einer breiten Palette an Möglichkeiten, sind dabei aber überschaubarer und persönlicher.
Gerade die Jungen zieht es in solche Städte – besonders wenn eine Universität, Kulturangebote, Arbeitsplätze locken. 2015 untersuchte der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen in einer Studie, wohin die unterschiedlichen Altersgruppen bevorzugt schwärmen.
Groß- und Mittelstädte weit vorn
Es zeigte sich, dass bei den 20- bis 34-Jährigen gleich hinter München, Leipzig und Frankfurt/Main Städte wie Heidelberg, Darmstadt, Regensburg, Dresden, Karlsruhe und Freiburg auf der Beliebtheitsskala vorn stehen. Auch bei Senioren schwindet oft mit zunehmendem Alter die Lust auf die Metropole. Stattdessen reizen Garmisch-Partenkirchen, Weimar, Potsdam oder Baden-Baden.
Solche Groß- und Mittelstädte stehen zumeist seltener im Rampenlicht als so manche Millionenstadt. Dass Mannheim, Erfurt, Osnabrück oder Aachen nicht in aller Munde sind, tut der Lebensqualität dort aber keinen Abbruch.
Oft ist man schneller in der Natur, die Wege sind kürzer, der Alltag ist weniger hektisch. Die Attraktivität dieser Standorte wird daher immer mehr Menschen klar.
Hohe Zuzugszahlen
In Münster beispielsweise sind innerhalb der letzten drei Jahre 32,6 Prozent mehr Menschen zu- statt fortgezogen, in Augsburg 22 Prozent, in Potsdam 19,4 Prozent und in Freiburg 17,9 Prozent.
Gleichzeitig geht es der Wirtschaft in solchen Städten oft gut, auch große Konzerne haben hier öfter ihren Sitz. Manch heimlicher Marktführer setzt bewusst auf die Lage außerhalb der Ballungszentren. Die Einwohnerzahlen steigen konstant.
Eckdaten müssen stimmen
Das gilt allerdings nicht für jeden Standort. Wer investieren möchte, muss sich die individuellen Bedingungen gut anschauen. Wächst die Einwohnerzahl? Wie geht es den großen Arbeitgebern der Region? Ist die Infrastruktur intakt? Wie hoch ist der Freizeitwert? Hat die Stadt womöglich nicht nur regional, sondern auch überregional oder sogar international Potenzial?
Stimmen diese Eckdaten, dann bieten solche mittelgroßen Städte für Investoren Wachstumspotenzial bei begrenztem Risiko. Sie sind oft vielversprechender, als man annimmt, und weisen bessere Renditemöglichkeiten auf als eine Metropole.
Hohe Zahl an Immobilienkäufen
Bei Transaktionen von Eigentumswohnungen und Eigenheimen zur Selbstnutzung zeigt sich die Stärke dieser im Vergleich zu den Top-Sieben-Städten kleineren Standorte ebenso. Aus unserem aktuellen Deutschland-Marktbericht geht hervor, dass zwar in München das meiste Geld pro Einwohner in diesen Segmenten umgesetzt wurde – vor Potsdam, Frankfurt am Main und Hamburg.
Betrachtet man jedoch die Anzahl der Verkäufe pro 1.000 Einwohner, steht Oldenburg ganz oben auf dem Treppchen. Es folgen Bremen, Freiburg, Augsburg, Leipzig und Trier. Die Marktaktivität auf dem Kaufmarkt ist gemessen an der Einwohnerzahl dort höher als in den Metropolen.
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Auch in Regensburg, Nürnberg, Braunschweig oder Mainz wurde eine hohe Anzahl an privaten Immobilienkäufen registriert.
Viele Perlen gibt es unter den zahlreichen Groß- und Mittelstädten jenseits der „Big Seven“ – genauer hinsehen lohnt sich.
Autor Daniel Ritter ist Geschäftsführender Gesellschafter der von Poll Immobilien GmbH.
Foto: von Poll Immobilien