Starker Euro: Gut für Europa, schlecht für Unternehmensgewinne

Wenn wir nun die wirtschaftlichen Hintergründe betrachten, erscheint alles ganz logisch. Die Verbindungen zwischen den Wirtschaftszyklen entwickeln sich auseinander: Während auf der einen Seite die US-Industrie leidet, floriert auf der anderen Seite der Konsum. Letzteres jedoch nur, weil die Sparquote in den USA zuletzt rückläufig war.

Diese Entwicklung kann nicht von Dauer sein. So wird der US-Zyklus als nächstes eine Konsumverlangsamung verzeichnen. Jenseits des Atlantiks befindet sich Europa in einer besseren Lage, denn es ist von einer Konjunkturflaute deutlich weiter entfernt.

Interessanterweise spiegelt dies genau in umgekehrter Weise die Situation von 2014 wider. Damals führten die USA den Aufschwung an, weshalb die Märkte im Vergleich zu Europa weit optimistischer waren.

Was bedeutet der starke Euro für die zukünftige Geldpolitik?

Aber Vorsicht: Ein starker Euro ist zwar gut für Europa, doch schlecht für die Gewinne europäischer Unternehmen. Wenn der Euro um zehn Prozent zulegt, sinken die Unternehmensgewinne im Durchschnitt um fünf bis sechs Prozent.

In puncto Geldpolitik schließlich werden am 7. September alle Augen auf Mario Draghi gerichtet sein. Es wäre unklug, auf einem extrem expansiven Kurs zu bleiben, wenn die wirtschaftliche Situation in Europa Notfallmaßnahmen nicht länger rechtfertigt.

Sollte allerdings die Europäische Zentralbank ungeachtet des steigenden Euros ein starkes Signal in Richtung Tapering senden, dürfte eine aggressive Straffung der Finanzbedingungen die Märkte unruhig machen. Es ist ein schwieriger Balanceakt für Draghi – und ein entscheidender für die Märkte.

Didier Saint-Georges ist Mitglied des Investmentkomitees und Managing Director bei Carmignac.

Foto: Carmignac

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