Demnach profitierte Deutschland mit 19,6 Milliarden Dollar Risikokapital (plus 158 Prozent) im Jahr 2021 überdurchschnittlich stark von dem Boom – wie auch Europa insgesamt. So warben etwa die Smartphone-Bank N26 und der Lieferdienst Flink, beide aus Berlin, rund 900 Millionen Dollar bzw. 750 Millionen Dollar ein. Die beiden Deals waren laut KPMG europaweit die größten im letzten Quartal 2021. Der Lieferdienst Gorillas schaffte zudem eine große Kapitalerhöhung.
Viele Einhorn-Start-ups dürften zum möglicherweise letzten Mal hohe Summen aufgebracht haben, bevor sie ihren Ausstieg angingen, sagte KPMG-Experte Ashkan Kalantary. „Es entstehen aber in erheblichem Tempo auch immer wieder neue Einhörner.“ Starke Investitionen und das anhaltende Streben nach Digitalisierung dürften dazu beitragen, dass die Wagniskapital-Investitionen im ersten Quartal 2022 hoch bleiben.
Start-ups mit ihren meist technologiebasierten Geschäftsmodellen profitieren davon, dass die Digitalisierung in der Pandemie einen Schub bekommen hat. Ob Homeoffice, Online-Shopping, Streaming, Essenslieferungen oder Finanzgeschäfte – Corona verstärkt Trends. Zudem ist angesichts der weltweiten Niedrigzinsen viel Geld im Markt.
Viele Start-ups zieht es in die USA
Start-ups sind auf Investoren angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Spezialisierte Fonds und große Konzerne stecken Wagniskapital in junge Firmen in der Hoffnung, dass sich deren Ideen durchsetzen. Bei der Finanzierung und Börsengängen von Start-ups hat Deutschland aber trotz Fortschritten Nachholbedarf. Viele Start-ups zieht es in die USA mit ihrem starken Kapitalmarkt. Dort erreichten die Wagniskapital-Investments allein im Schlussquartal 2021 einen Rekord von rund 88,2 Milliarden Dollar, so KPMG.
Jüngst hatte auch die Prüfungsgesellschaft EY einen Boom bei deutschen Start-ups festgestellt. Demnach gab es 2021 viel mehr Finanzierungsrunden und auch mehr große Geldspritzen für Gründer. Im Krisenjahr 2020 hatte die Corona-Pandemie noch die Branche gebremst. (dpa-AFX)