Steigende Löhne als möglicher Inflationstreiber

„Die Zentralbanken nutzen zwei Inflationsmaße, die Gesamtinflation und die Kerninflation. Erstere bildet die Preisentwicklung insgesamt ab, während die Kerninflation gewisse Gütergruppen nicht berücksichtigt.“ Da die Preise der Sektoren Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak zu starken Schwankungen neigen, werden sie bei der Kerninflation ausgeschlossen, damit sie den zugrundeliegenden Preistrend nicht überdecken. Die Fed nutze hauptsächlich die Kern-, die EZB die Gesamtinflation, ergänzt durch die Messgröße der Kerninflation.

Die EZB begründe ihre weiterhin unterstützende Geldpolitik damit, dass die Kerninflation noch weiter steigen und dadurch die mittelfristige Entwicklung auch der Gesamtinflation unterstützen müsste.

Kerninflation betrachtet Preisentwicklung von Dienstleistungen

Bei der Kerninflation werde besonders die Preisentwicklung von Dienstleistungen, weniger die von Gütern berücksichtigt. „Im Vergleich zu Gütern und Waren werden Dienstleistungen deutlich häufiger lokal produziert“, sagt Yves Longchamp. „Viele Produkte werden im Ausland gefertigt, Dienstleistungen entstehen dagegen öfter national. Dabei wird der Begriff sehr weit gefasst und sowohl der Friseur- als auch der Hotelbesuch als Ausgaben für Dienstleistungen verstanden.“

Die Kostenstruktur all dieser Angebote von der Beratung bis hin zu handwerklichen Leistungen, sei in der Regel bestimmt durch lokale Löhne und Mieten. „Wir können daher eine Korrelation zwischen Lohn- und Dienstleistungsinflation sowohl in den USA als auch in der Eurozone beobachten.“

Die Beschäftigungsraten seien dabei relativ hoch, trotzdem, so die Fed, sei nur ein geringer Anstieg der Löhne zu verzeichnen. In der Eurozone seien laut der EZB die Löhne zwar etwas gestiegen, der inländische Kostendruck bliebe aber insgesamt verhalten. „Vor diesem Hintergrund haben es die Zentralbanken nicht eilig, die Geldpolitik zu straffen, eine Normalisierung ist daher angebracht.“ Jedoch, und das sei das Grundproblem der Notenbanker und Investoren, sei die Beziehung zwischen Löhnen und Arbeitslosenraten bestenfalls instabil.

Seite drei: Lohninflation und Arbeitslosigkeit bedingen sich kaum

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