In der Vergangenheit brachten steigende Zinsen Aktien mit einer hohen Dividendenrendite eher unter Druck. Deshalb sollten Anleger nun überprüfen, ob der Verkauf von Papieren mit einer hohen Ausschüttung sinnvoll ist. Gastkommentar von Dr. Max Schott, Sand & Schott GmbH in Stuttgart
Es gibt viele Anleger, die derzeit mit Sorge in die USA zur Notenbank Fed blicken. Immerhin hat Fed-Chefin Janet Yellen bei der Anhebung der Leitzinsen am 15. März ungewohnt deutlich gesagt, dass weitere Schritte noch in diesem Jahr folgen werden. Die lange erwartete Zinswende ist nun Realität, es gibt angesichts der brummenden US-Wirtschaft kein Zurück mehr.
Statistik spricht eine eindeutige Sprache
Besonders sorgenvoll schauen Anleger über den großen Teich, die auf Dividendenaktien mit hohen Ausschüttungen vertrauen. In der Vergangenheit waren Phasen steigender Zinsen eine eher ungemütliche Phase für ausschüttungsstarke Aktien. Bei steigenden Zinsen nimmt der Vorsprung der Dividendenrendite gegenüber Minizinsen am Anleihemarkt ständig ab. Bisher war es ja genau andersherum, die Ausschüttungen waren eine begehrte Alternative in der Zinsdürre.
Tatsächlich spricht die Statistik erst einmal gegen Dividendenaktien. In Phasen steigender Zinsen haben sich die Ausschüttungsstars rund 2,5 Prozent schlechter als der Marktdurchschnitt entwickelt. Aktien ohne Dividende – also klassische Wachstumswerte – haben dagegen rund sechs Prozent besser abgeschnitten. Also ist jetzt die Zeit gekommen, sich von Dividendendepots zu verabschieden?
Die Antwort lautet ganz klar Nein! Das zeigt eine Studie, die unser Haus mit Daten für den US-Markt seit 1950 durchgeführt hat. Das auf den ersten Blick klare Ergebnis führt in die Irre. Denn der Zusammenhang, dass bei steigenden Zinsen die Zeit für typische Growth-Aktien gekommen ist, gilt nur in einem Aktien-Bullenmarkt. Fallen die Aktienkurse dagegen, sind ausschüttungsstarke Aktien weiterhin deutlich im Vorteil und entwickeln sich weit überdurchschnittlich.
Prognosen nur schwer möglich
Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung war, dass die Phasen mit steigenden Zinsen bei wackligen Aktienmärkten regelmäßig vorkommen. Ein Beispiel waren die Jahre von 1971 bis 1975, als die Notenbanken mit Zinssteigerungen die Inflation zu zügeln versuchten. Ein anderes Beispiel waren die von Unsicherheit geprägten Jahre anfangs der Neunziger. Beides kommt einem aktuell bekannt vor – anziehende Inflation und geopolitische Brandherde wohin man blickt. Ob die seit 2009 bestehende Aktienrallye wirklich in ein weiteres Jahr geht, ist aktuell unmöglich zu sagen. Hier befinden wir uns, wie in der Geldpolitik und der Schuldenfrage, in unbekanntem Terrain.
Was wir aber ganz sicher wissen: Die Aktien mit hohen Dividenden haben langfristig zwei Prozent pro Jahr stärker zugelegt als Aktien ohne Ausschüttungen, und das bei geringeren Schwankungen. Es besteht kein Grund anzunehmen, dass sich dies ändern sollte.
Max Schott ist Geschäftsführer der Sand & Schott GmbH, Stuttgart
Foto: Sand & Schott GmbH