Letzten Freitag hat die Technikmesse IFA in Berlin eröffnet. Kurz vor dem Start haben Amazon und Grundig einen neuen Fernseher vorgestellt, der vom gesamten Wohnzimmer per Sprachsteuerung bedient werden kann. Bei der Präsentation legte Amazon den Schwerpunkt nicht auf Bildqualität, sondern auf die Möglichkeit, die Geräte per Sprachbefehl zu steuern.
Wie die Vorstellungen auf der IFA zeigen, geht der Trend dort hin, dass immer mehr Geräte über Sprachsteuerung bedient werden, doch Datenschützer sehen insbesondere ein Risiko für Minderjährige und unbeteiligte Besucher. Kinder könnten persönliche Informationen preisgeben oder mit ihrer Stimme Inhalte abrufen, die für sie nicht geeignet sind.
Brett Beranek, Vice-President
Besseres Nutzererlebnis und geringeres Risiko
„Die Produktpräsentationen auf der IFA zeigen, dass immer mehr Geräte über Sprachsteuerung bedient werden. Dadurch besteht jedoch ein gewisses Risiko, dass Unbefugte oder Minderjährige Geräte bedienen, die sie nicht dürfen. Alexa bietet beispielsweise
Generell ist das ein guter Ansatz, mit Hilfe von Stimmbiometrie einzelne Personen zu identifizieren, um ein besseres Nutzererlebnis zu schaffen. Allerdings sollten Hersteller, die Sprachsteuerung in ihre Geräte implementieren, einen Schritt weitergehen und Stimmbiometrie auch dafür nutzen, um Stimmprofile zur Authentifizierung zu nutzen.
So haben Anwender die Möglichkeit selbst zu bestimmen, welche Funktionen nur durch ein bestimmtes Stimmprofil ausgeführt werden können (wie z.B. Online-Bestellungen, bestimmte Inhalte aufrufen etc.) und letztendlich wessen Daten dann weitergegeben werden.
Um unbeteiligte Dritte und Minderjährige von der Datensammlung auszuschließen, gibt es mit Systemen wie der Nuance Security Suite die Möglichkeit eine Blacklist zu verwalten mit deren Hilfe sich Stimmprofile sperren lassen. Einzelne Nutzer können so von der Sprachaufzeichnung ausgeschlossen werden.“
Stimmbiometrie: „Meine Stimme ist mein Passwort“
Stimmbiometrie ist eine Technologie zur Sprecherauthentifizierung, die eine Sprachprobe erfasst, sie mit einem zuvor gespeicherten Stimmabdruck – meistens eine eingesprochene Phrase wie „Meine Stimme ist mein Passwort“ vergleicht und ermittelt, wie genau diese übereinstimmen.
Dabei enthält ein Stimmabdruck mehr als tausend einzigartige Merkmale einer Person, die einerseits durch physische Faktoren wie die Länge des Stimmtraktes oder der Nasenpassage und andererseits durch Verhaltensmerkmale wie Tonhöhe, Rhythmus oder den Akzent bestimmt werden. Selbst wenn jemand die Passphrase kennt, ist er nicht in der Lage, die Stimme des Sprechers vollständig zu imitieren.
Nicht nur ein Sicherheitsaspekt
Stimmbiometrie hat aber nicht nur sicherheitsrelevante Vorteile: sie zielt auch darauf ab, den Nutzerkomfort zu erhöhen. Die Eingabe von PINs, Passwörtern oder Sicherheitsfragen im Sprachdialogsystem wird überflüssig und erlaubt die einfache sprachliche Eingabe von Passphrasen, was weniger aufwändig und gleichzeitig sicherer ist.
Stimmbiometrie findet heute vor allem in Call und Contact Centern Verwendung, vor allem im Finanz- und Bankensektor, bei Versicherungen, Telekommunikationsanbietern und in Behörden. Vermehrt kommt Stimmbiometrie auch zur Authentifizierung im Smart Home, im Gesundheitswesen und in Automotive-Lösungen zur Anwendung.
2016 nutzten weltweit 150 Millionen Menschen Stimmbiometrie-Lösungen von Nuance, heute sind wir bei 400 Millionen. Eine Verdopplung in zwei Jahren. Bis 2020 rechnen wir mit 600 Millionen.
Foto: Shutterstock