Strafzölle, höhere Inflation und EZB-Entscheid: So reagieren die Bauzinsen

Die Inflationsrate steigt, die EZB hat den Ausstieg aus dem Anleihenkaufprogramm angekündigt – was bedeutet das für Immobilienkäufer? Die Dr. Klein Privatkunden AG untersucht in einem Kommentar die Entwicklung und die Auswirkungen auf die Baufinanzierungszinsen in Deutschland.

Das Marktumfeld deutet darauf hin, dass die Bauzinsen nicht dauerhaft auf dem aktuellen Niedrigniveau bleiben werden.

Waren und Dienstleistungen werden teurer: Die Inflationsrate in Deutschland steigt im Mai um 0,6 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent an. Damit knackt sie seit einem Jahr zum ersten Mal wieder die Zwei-Prozent-Marke.

„Der abrupte Anstieg ist vor allem durch erhöhte Energie- und Urlaubsreisekosten bedingt“, sagt Michael Neumann, Vorstand der Dr. Klein Privatkunden AG. Letztere kommen wohl durch die frühen und teilweise verlängerten Pfingstferien zustande. „Schaut man sich die Kerninflation an, die Preissteigerungen bei Nahrungsmittel und Energie außer Acht lässt, zeigt sich ein anderes Bild. Dann steigen die Preise in Deutschland um nur 0,2 Prozent auf 1,6 Prozent.“

Auch in der gesamten Euro-Zone steigen die Preise: Die Teuerungsrate beträgt 1,9 Prozent. Damit liegt sie erstmals im Zielkorridor der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Kerninflation im Euro-Währungsgebiet beträgt 1,1 Prozent.

Im Norden was Neues: Ergebnisse der EZB-Sitzung in Riga

Generell lässt sich festhalten, dass die Inflation zwar gestiegen ist, sich aber noch nicht nachhaltig um die Zwei-Prozent-Marke bewegt. Die Beschäftigungs- und Wachstumsprognosen verheißen Gutes. Damit hat das Anleihenkaufprogramm sein Ziel erreicht und tatsächlich traute sich Draghi aufgrund dieser Rahmenbedingungen, den Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm zum Ende des Jahres anzukündigen.

Ab September bis Ende Dezember 2018 wird die EZB noch Anleihen im Wert von 15 Milliarden Euro im Monat erwerben. Damit halbiert sie das bisherige Volumen. Diese Entscheidung verkündete der Zentralbank-Chef auf dem auswärtigen Treffen der EZB im lettischen Riga Mitte Juni. Und es gibt eine weitere Neuerung: Die EZB legt einen konkreten Zeitrahmen fest: Bis zum Sommer 2019 soll der Leitzins bei 0,0 Prozent bleiben.

Im Markt wurden daraufhin Stimmen laut, dass in knapp einem Jahr die Zinsen steigen würden. „Ich rechne eher nicht mit einer Zinserhöhung seitens der EZB zu diesem Zeitpunkt. Die Amtszeit Mario Draghis endet kurz darauf und ich glaube nicht, dass er als letzte Amtshandlung seine erste und einzige Zinserhöhung in acht Jahren vollziehen wird“, kommentiert Neumann.

Amerikanische Notenbank erhöht Leitzins

Die Federal Reserve Bank (Fed) hat auf ihrer Sitzung im Juni den Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr angehoben: Er beträgt nun zwischen 1,75 und 2,0 Prozent. Zudem stellte sie in Aussicht, dass weitere Erhöhungen in schnellerer Turnus folgen könnten. Der amerikanische Leitzins befindet sich nun auf dem Niveau von 2008.

Uneins ist sich der Markt, ob es in diesem Jahr drei oder vier Zinsschritte geben wird. Die Wirtschaft in den USA befand sich schon vor dem Amtsantritt Donald Trumps auf Wachstumskurs. Die Steuererleichterungen verstärken diesen Effekt nun zusätzlich. Die Fed sieht es als ihre Aufgabe, die US-amerikanische Wirtschaft durch Zinserhöhungen vor einer Überhitzung zu schützen.

Wie wirkt sich der Handelskonflikt zwischen den USA und der EU auf die Zinsen aus?

Donald Trump erlässt Dekret um Dekret und droht neue Strafzölle an. Nach China muss nun auch die EU Zölle auf Exportwaren wie Stahl und Aluminium zahlen. Fraglich bleibt, ob Autos mit Strafzöllen belegt werden. In diesem Zusammenhang will US-Handelsminister Wilbur Ross ergründen, ob weitere Autoimporte die nationale Sicherheit in den USA gefährden würden. Diese grotesk anmutende Begründung gab Trump bereits für die vorangegangenen Zölle.

„Die Strafzölle werden sich grundsätzlich wachstumshemmend auswirken“, sagt Michael Neumann. Dies bestätige auch der Ausblick des Wirtschaftsforschungsinstitutes ifo. „Ein Handelskonflikt zwischen den USA und China wird auch für Europa und Deutschland Folgen haben, weil die heutigen Handelsbeziehungen global und international verbunden sind“, so Neumann.

Zudem wird es Verlagerungen geben: Wenn China beispielsweise die vom US-Zoll betroffenen Produkte im europäischen Markt absetzen möchte, beeinflusst das die Preise in Europa. „Tendenziell führt eine schwächere Konjunktur mittelfristig eher zu einer schwächeren Inflation“, resümiert der Vorstand der Dr. Klein Privatkunden AG. „Somit würde der Druck auf die EZB, die Zinsen anzuheben wieder verringert.“

Baufinanzierungszinsen recht konstant, leichter Anstieg möglich

Die Zinsen bleiben in den letzten Wochen recht konstant, mit leichter Tendenz nach unten: Der Dr. Klein Bestzins für zehnjährige Hypothekendarlehen beträgt aktuell 1,10 Prozent. „Gerade war eine verstärkte Nachfrage nach sicheren Anlageformen erkennbar. Infolgedessen sank deren Rendite. Gründe dafür könnten der Handelsstreit der USA und die Uneinigkeit in der EU in punkto Flüchtlingskrise sein. Diesem Trend nach unten könnten die Baufinanzierungszinsen folgen – hierbei handelt es sich jedoch nur um geringfügige Veränderungen“, prognostiziert Neumann.

Foto: Shutterstock

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