Ein anspruchsvolles Kapitalmarktumfeld offenbart, worauf es beim Management von Multi Asset-Mandaten wirklich ankommt und worauf Anleger bei der Fondsauswahl achten sollten. Ein Gastbeitrag von Thomas Romig, Head of Multi Asset und Geschäftsführer bei Assenagon
Fonds, die viele unterschiedliche Ertragsquellen nutzen, sollten sich gerade unter schwierigen Kapitalmarktbedingungen bewähren. Mit Hilfe einer breiten Streuung über unterschiedliche Anlageklassen sollten sich die zumindest kurzfristig herben Verluste an den Aktienmärkten auf ein für viele Anleger erträgliches Maß begrenzen lassen. Mit diesem Anspruch tritt bereits seit 15 Jahren eine wachsende Zahl von Multi Asset-Fonds an.
Nicht überall, wo Multi Asset draufsteht, ist auch Multi Asset drin
Ein näherer Blick auf die Fondskategorie offenbart, dass die Zahl der Investmentansätze fast ebenso groß ist wie die der Fonds. Sie reichen vom klassischen Mischfondskonzept, das ein gemischtes Portfolio aus Aktien, Anleihen und Geldmarktinstrumenten beinhaltet, bis zu Strategien, die tatsächlich alle verfügbaren Anlageklassen nutzen. Je nach Ansatz sehen die Fonds dabei fixe Gewichtungen der einzelnen Anlageklassen mit regelmäßigem Rebalancing oder aber eine flexible Vermögensaufteilung je nach Marktlage vor.
Entsprechend unterschiedlich fallen die Ergebnisse aus: Während der Assenagon I Multi Asset Conservative P2 im laufenden Jahr bis zum ersten Aprilwochenende ein moderates Minus von drei ausweist und damit klar innerhalb seiner Vorgaben rangiert, hat es viele Fonds der Vergleichsgruppe härter getroffen: In der Kategorie defensive Mischfonds Euro global von Morningstar mit über 800 Fonds, liegt der Durchschnitt bei minus 7,6 %. Doch es hätte noch schlimmer können; so zeigt das Ende der Vergleichsgruppe (95. Perzentil) eine Performance von minus 14,0 %.
Das mag angesichts der erheblichen Turbulenzen an den Kapitalmärkten nicht unbedingt verwundern; auch sind derart kurze Betrachtungszeiträume nur bedingt geeignet, um Fonds und ihre Strategien zu beurteilen. Dennoch ergibt sich die Frage, ob Multi Asset-Produkte ihrem Anspruch gerecht werden. Die wenig überraschende Antwort lautet: Einige schon, andere nicht.
Was ein erfolgreiches Multi Asset-Konzept auszeichnet
Grundsätzlich basieren Multi Asset-Ansätze auf dem Grundsatz der Diversifizierung. Die Idee ist nicht neu: Anleger sollten ihr Kapital breit über unterschiedliche Einzelwerte und Anlageklassen streuen, um die Risiken zu begrenzen. Gerät eine Position in Schieflage, so die Theorie, kann eine andere für Stabilität im Portfolio sorgen. Idealerweise entwickelt sie sich sogar positiv, sodass die Verluste in der einen Anlageklasse je nach Vermögensaufteilung teilweise oder sogar vollständig durch Gewinne in einer anderen kompensiert werden.
Jahrzehntelang war dabei eine Aufteilung des Portfolios auf Aktien und sichere Bundesanleihen ein Erfolgsgarant. Dabei hat insbesondere die Anleihekomponente in zweierlei Hinsicht maßgeblich zum Erfolg solcher Mischportfolien beigetragen: Zum einen durch den laufenden Ertrag, mit dem man im Portfolio rechnen konnte. Zum anderen durch den diversifizierenden Zusatzertrag, wenn die Aktien mal schwächelten. Der Zusatzertrag speiste sich aus Kursgewinnen durch sinkende Zinsen in Stressphasen.
Welche Methoden ausgedient haben
Dieser ausgleichende Effekt war äußerst verlässlich, hat aber angesichts negativer Kursentwicklungen über das gesamte Laufzeitenspektrum erheblich an Schlagkraft verloren, wenn nicht sogar vollständig ausgedient. Ebenfalls weitgehend ausgedient haben damit vorerst Mischfonds klassischer Machart, selbst wenn sie „Multi Asset“ im Namen tragen.
So kommt es heute und in Zukunft darauf an, tatsächlich breit über alle verfügbaren Anlageklassen und -instrumente zu streuen. Neben den globalen Aktien- und Rentenmärkten zählen dazu auch Rohstoffe, Währungen, Volatilitäten und Absolute Return-Konzepte. Gleichzeitig gilt es, eine stringente Strategie zu verfolgen, die sich an klar formulierten Zielen orientiert. Das sind auf der einen Seite realistische Performance-, auf der anderen klare Risiko-Management-Ziele. Hier sind in erster Linie die Begrenzung der Volatilität und des maximalen Drawdowns zu nennen.
Korrelationen reduzieren
Insbesondere geht es daher darum, Investments zu identifizieren, die möglichst gering, in sogenannten Stressphasen wie jetzt, mit den klassischen Kapitalmarktrisiken im Gleichlauf sind. Da diese wenig miteinander korrelieren, sich also weitgehend unabhängig voneinander entwickeln, ist zu erwarten, dass mögliche Kursrückschläge zu unterschiedlichen Zeiten auftreten und ein Drawdown des Gesamtportfolios insgesamt jeweils vergleichsweise gering ausfällt. Um das unter unterschiedlichen Marktbedingungen zu gewährleisten, gilt es dabei, mögliche Änderungen dieser Korrelationen im Blick zu behalten.
Um Risiken in Abwärtsphasen und Zeiten erhöhter Schwankungsintensität konsequent steuern und begrenzen zu können, braucht das Fonds-Management in jedem Fall die nötige Flexibilität, damit die Portfolio-Allokation aktiv gesteuert werden kann. Starre Konzepte mit festen Quoten oder Bandbreiten für einzelne Anlageklassen erweisen sich gerade in der aktuellen Marktphase als wenig geeignet, um Verluste im gewünschten Maß zu begrenzen.
Frühzeitig handeln
Wer dagegen frühzeitig und konsequent die Aktienquote und den Anteil anderer Risikoanlagen wie Unternehmensanleihen reduzieren konnte, ist vergleichsweise gut durch die jüngsten Turbulenzen gekommen, wie die Entwicklung des Assenagon I Multi Asset Conservative P2 belegt. Einen Fonds aktiv und erfolgreich durch unterschiedliche Marktphasen zu steuern, setzt ein erfahrenes Fonds-Management Team voraus. Dieses sollte seine Entscheidungen auf Basis klar definierter und erprobter Parameter treffen, ohne allerdings die Entscheidungshoheit an einen Computer abzugeben.
Als geeignet erwiesen haben sich hier Stimmungs- und Positionierungsindikatoren wie etwa der Fund Manager Survey von Merrill Lynch und die Investorenumfrage der American Association of Individual Investors sowie Risikoindikatoren wie Put-Call-Relationen am Optionsmarkt und globale Finanzstabilitätsindikatoren. Besondere Bedeutung kommt zudem einer Beurteilung des makroökonomischen Umfelds zu. Das gilt gerade auch in Hinblick darauf, frühzeitig externe Schocks zu identifizieren und darauf zu reagieren.
Was neben der Risikosteuerung wichtig ist
Ebenso wichtig wie die Risikosteuerung in Abwärtsphasen ist es regelmäßig die Indikatoren zu nutzen, um genauso frühzeitig Chancen zu identifizieren und das Portfolio entsprechend auszurichten. Ein ausschließlicher Fokus auf das Risiko mag in der aktuellen Phase attraktiv erscheinen, wird aber gerade mittel- bis langfristig die Performance belasten. Für die Entwicklung eines Multi Asset-Fonds spielt dabei neben der übergeordneten Top-Down-Steuerung der Risikopositionierung die Umsetzung im Portfolio eine entscheidende Rolle.
Bewährt hat sich hier ein themenorientierter Ansatz, der über eine bloße Aufteilung des Fondsvermögens auf Asset-Klassen, Regionen und Sektoren hinausreicht. Denn vor allem die Identifizierung von Investmentthemen aus einem breiten, weltweiten Investmentuniversum bietet noch echtes Diversifikationspotenzial. Ein professionell gemanagtes Multi Asset-Konzept passt sich zudem den Entwicklungen an den Kapitalmärkten an, indem es etwa neue investierbare Asset Klassen integriert und neue, beispielsweise derivative Instrumente einsetzt, wo dies sinnvoll erscheint.
Fazit
Festzuhalten bleibt: Multi Asset-Fonds, die bestehende Diversifikationsmöglichkeiten an den globalen Kapitalmärkten umfassend und konsequent nutzen sowie das Portfolio aktiv und hochdynamisch steuern, können sich gerade in volatileren Marktphasen bewähren. Einen ersten Hinweis auf die Leistungsfähigkeit eines Multi Asset-Fonds liefert die Wertentwicklung im laufenden Jahr. In jedem Fall sollten Anleger aber auch prüfen, wie sich der jeweilige Fonds in anderen Marktphasen und über längere Zeiträume geschlagen hat.