Studie: 45 Prozent der KMU fehlen finanzielle Ressourcen für die Implementierung von Nachhaltigkeit

Bildagentur PantherMedia / lp-studio
Nachhaltiger Umbau: Fast der Hälfte der KMU fehlen die finanziellen Ressourcen

Für 24 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist Nachhaltigkeit aktuell ein sehr relevantes Thema, für 53 Prozent ist weniger relevant und 45 Prozent der KMU fehlen schlicht die finanziellen Mittel für die Implementierung nachhaltiger Prozesse. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen KMU-Studie, die die Gothaer jetzt veröffentlichte.

Beim Blick in die Zukunft sind sich die Mittelständler sicher: das Thema Nachhaltigkeit wird weiter an Bedeutung gewinnen. Fast jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) sieht in diesem Thema eine hohe Relevanz in den nächsten fünf Jahren. 46 Prozent schätzen die Relevanz als moderat ein, während nur 14 Prozent glauben, dass Nachhaltigkeit für ihre Unternehmen eine geringe Rolle spielen wird. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen KMU-Studie der Gothaer, in deren Rahmen im Januar 2024 rund 1.000 Mittelständler in Deutschland befragt wurden.


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„Das Thema ist längst im Bewusstsein von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft angekommen. Besonders die Wirtschaft steht in der Verantwortung, entscheidende Hebel in Bewegung zu setzen, um die nachhaltige Transformation vorantreiben“, so Oliver Schoeller, Co-CEO der BarmeniaGothaer.

CSRD Berichtspflicht und Lieferkettengesetz betreffen auch KMU

Die eigene Überzeugung (34 Prozent) spielt die entscheidende Rolle bei der Implementierung von Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb – im Vergleich zum Vorjahr sei jedoch ein deutlicher Rückgang um sieben Prozentpunkte (2023: 41 Prozent) zu verzeichnen, heißt es von Seiten der Studienautoren. Der Wunsch nach einem besseren Unternehmensimage ist für ein Viertel aller befragten Unternehmen ausschlaggebender Grund, das Thema Nachhaltigkeit voranzutreiben.

Gleichauf liegt der Wunsch nach Kostenersparnis durch nachhaltige Aktivitäten (25 Prozent). Eine leichte Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren zeichnet sich bei den Anforderungen durch Regulatorik und Politik ab: Jedes fünfte Unternehmen sieht die Regulatorik als Treiber und implementiert deshalb Nachhaltigkeit im Unternehmen. (2023: 18 Prozent, 2022: 16 Prozent).

Die Studienergebnisse zeigen auch: Je kleiner das Unternehmen, desto eher ist die eigene Überzeugung der ausschlaggebende Grund für die nachhaltige Transformation (1-10 Mitarbeitende: 52 Prozent; 11-20 Mitarbeitende: 33 Prozent; 21-200 Mitarbeitende: 27 Prozent; 201-500 Mitarbeitende: 24 Prozent).

„Bisher steht es KMU relativ frei, ob und in welchem Umfang sie nachhaltige Prozesse implementieren. Diese Freiwilligkeit wird für KMU in Zukunft jedoch zunehmend eingeschränkt. Regulatorische Vorgaben, wie die der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der Europäischen Union oder das Lieferkettengesetz, führen dazu, dass auch KMU ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten früher oder später dokumentieren müssen“, erklärt Svetlana Thaller-Honold, Leiterin des Nachhaltigkeitsmanagements der BarmeniaGothaer.

Ein Problem sei, dass ab 2026 die CSRD nicht nur alle großen Unternehmen, sondern auch alle kapitalmarktorientierten kleinen und mittleren Unternehmen betreffe. Zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet seien damit zukünftig auch viele mittelständische Unternehmen, die zuvor nicht betroffen waren. Da der Aufbau von Reportingsystemen mit großem Aufwand verbunden sei, sei es wichtig, dass sich die Mittelständler mit den Berichtstandards frühzeitig auseinandersetzen, mahnt Thaller-Honold.

„Auch wenn KMU noch etwas Zeit für die Umsetzung der CSR-Richtlinie haben, können sie dennoch schon heute indirekt betroffen sein, da die großen Unternehmen auch über ihre Wertschöpfungskette berichten müssen und dafür die Daten ihrer Zulieferer benötigen“, erklärt Thaller-Honold. „Durch das Lieferkettengesetz, das Unternehmen verpflichtet, in ihren globalen Lieferketten Menschenrechte und Umweltstandards einzuhalten und sicherzustellen, werden auch mittelbare und unmittelbare Zulieferer dazu verpflichtet, diese Nachhaltigkeitsanforderungen ihrer Kunden zu erfüllen und zu dokumentieren“, so Thaller-Honold weiter.

Nachhaltige Energieversorgung ist beliebteste Stellschraube

Bei der Maßnahmenumsetzung setzt 53 Prozent der Unternehmen auf eine ressourcensparende Energieversorgung. An zweiter Stelle steht mit 41 Prozent der nachhaltige Einkauf von Waren und Dienstleistungen, am dritthäufigsten – mit 34 Prozent – wird der Fuhrpark umgerüstet. In diesem Jahr wurde zum ersten Mal seit Beginn der Studienreihe der Aspekt der Effizienzsteigerung abgefragt, welcher mit 28 Prozent gleich auf Platz vier landet.

Nachhaltiger Umbau: Die finanzielle Ressourcen fehlen

Dass Unternehmen ihre Geschäftspraktiken nachhaltig ausrichten sollten, ist bereits bei vielen KMU angekommen. Dennoch stehen Unternehmen vor zahlreichen Herausforderungen, die ihre nachhaltige Transformation behindern.

An erster Stelle nennen die Unternehmen mit 45 Prozent die fehlenden finanziellen Ressourcen. Mehr als einem Drittel aller befragten Unternehmen (37 Prozent) fehlt es an der notwendigen Zeit, um das Thema Nachhaltigkeit umzusetzen. Auf Platz drei befindet sich mit 33 Prozent der Aspekt, dass KMU keine klaren Vorstellungen darüber haben, in welcher Form sie betroffen sind.

CO2-Ausstoß bleibt beim Großteil der Mittelständler ein Mysterium

Auch wenn die Relevanz von Nachhaltigkeit im Mittelstand angekommen ist, zeigt sich in der Realität ein anderes Bild. Seit 2022 bleibt die Zahl der KMU, die ihren CO2-Ausstoß bereits ermittelt haben, nahezu konstant bei 14 Prozent (2023: 16 Prozent, 2022: 16 Prozent). Somit kennen 86 Prozent der Unternehmen ihren CO2-Ausstoß nicht. Nur sechs Prozent der KMU unternehmen erste Schritte, um ihren CO2-Ausstoß zu senken, 35 Prozent planen, das zu tun.

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