Studie: Fehlendes Finanzwissen kostet bis zu 2.690 Euro im Jahr

Bildagentur PantherMedia / Federico Caputo
Geringes Finanzwissen kostet die Menschen hierzulande am Ende viel Geld

Etwas mehr als ein Viertel der Deutschen verfügt nicht über ausreichende Fähigkeiten und Kenntnisse, um solide Finanzentscheidungen zu treffen – das kostet sie bis zu 2.690 Euro pro Jahr. Interessant: Frauen verfügen in Deutschland im Schnitt über mehr Finanzwissen als Männer, wie eine globale Studie der Allianz zeigt.

Geringe Finanzkompetenz kann einen durchschnittlichen Haushalt in Deutschland jedes Jahr rund 2.300 Euro kosten – das hat eine neue Studie der Allianz ergeben. Über einen Zeitraum von zehn Jahren könnten sich die finanziellen Folgen geringer Finanzkompetenz demnach auf bis zu 36.663 Euro aufaddieren im Vergleich zu durchschnittlicher Finanzkompetenz, hat der Versicherer errechnet.

28 Prozent mit nur geringem Finanzwissen

Beunruhigender Weise zeigen die Ergebnisse, dass mehr als ein Viertel oder 28 Prozent der Deutschen nur eine „geringe Finanzkompetenz“ aufweist. Sie verfügen demnach nicht über das Wissen und die Fähigkeiten, um solide finanzielle Entscheidungen zu treffen. 56 Prozent haben der Studie nach ein durchschnittliches Finanzwissen, und nur 16 Prozent der Testpersonen zeigten ein hohes Finanzwissen. Dies entspricht in etwa den Ergebnissen in den anderen untersuchten Ländern. Interessant: Zwei Drittel (66 %) der global Befragten schätzen ihr Wissen über Finanzmärkte und Investieren geringer ein als das des Durchschnitts.

Was kostet sie diese Wissenslücke eigentlich?

Ausgehend von der Höhe des Finanzvermögens, das ein durchschnittlicher Haushalt besitzt, hat Allianz errechnet, dass sich die Unterschiede bei den Renditen von Investitionen jeder Art zwischen Menschen mit geringer, durchschnittlicher und hoher Finanzkompetenz drastisch unterscheiden können. Eine Person mit hoher Finanzkompetenz kann damit rechnen, 2.690 Euro zusätzlich zu verdienen, was mehr als dem durchschnittlichen Monats-Nettolohn in Deutschland entspricht[1]. Im Laufe von 30 Jahren summiert sich das zu der gewaltigen Summe von 196.502 Euro.  

„Geringe Finanzkompetenz tut richtig weh“, sagt Ludovic Subran, Chefökonom der Allianz. „Über lange Anlagezeiträume, wie beim Sparen für den Ruhestand, kann es Sie buchstäblich ein Vermögen kosten.“ Die gute Nachricht sei aber, dass kluge Finanzentscheidungen zu treffen, keine Raketenwissenschaft sei. „Wenn man sich grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten aneignet, kann man bereits von einer geringen zu einer durchschnittlichen Finanzkompetenz gelangen und deutlich mehr Geld im Portemonnaie haben“, so der Ökonom.

Schlechte Perspektiven für die Wirtschaft – in Deutschland

Angesichts des schwierigen Wirtschaftsklimas wurden die Teilnehmer der Studie auch nach ihren Erwartungen in Bezug auf ihre finanzielle Zukunft gefragt. Während sechs von zehn Befragten die wirtschaftlichen Aussichten für Deutschland als eher schlecht bis sehr schlecht einschätzen, ist der Anteil derjenigen mit geringer Finanzkompetenz, die das Gleiche über ihre eigenen wirtschaftlichen Aussichten sagen, etwas höher (66 %). Demgegenüber sind nur etwa 14 Prozent der Befragten mit hoher Finanzkompetenz sehr zuversichtlich, was ihre eigene finanzielle Situation angeht.

Dieser Mangel an Selbstvertrauen ist in den meisten der betrachteten Länder vor allem bei den Frauen bemerkenswert. In Deutschland sind es hingegen eher die Männer, denen es an Vertrauen in Finanzangelegenheiten fehlt: 62 Prozent von ihnen sind nicht sicher, was ihre finanzielle Situation angeht.

Die Studie stellte auch fest, dass in Deutschland mehr Männer als Frauen ein geringes Finanzwissen aufweisen (37 % der Männer gegenüber 20 % der Frauen), wobei Frauen häufiger auf eine oder mehrere Fragen des Quiz zum Finanzwissen mit „weiß nicht“ antworteten. Dies deutet auch auf ein geringes Vertrauen in ihr Finanzwissen und ihre Entscheidungsfähigkeit hin.

Fehlendes Selbstvertrauen bei Frauen – in Deutschland bei den Männern

Ähnlich verhält es sich auch mit der Kluft zwischen den Generationen. Die Studie zeigt, dass Finanzkenntnisse und -fähigkeiten mit dem Alter zunehmen, wobei der Anteil der Personen mit hoher Finanzkompetenz mit 21 Prozent bei den Babyboomern höher ist als bei der Gen Z, sechs Prozent, und den Millennials (11 %) zusammengenommen. 

„Typischerweise konzentrieren sich Programme zur Vermittlung von Finanzwissen auf die Förderung von Rechenfertigkeiten. Dabei ist Finanzwissen mehr als Mathematik“, ergänzt Patricia Pelayo Romero, Senior Economist bei der Allianz und Mitautorin der Studie. „Jede erfolgreiche Maßnahme zur Vermittlung von Finanzwissen, insbesondere solche, die sich an Frauen und junge Menschen richten, sollte mit der Stärkung des Selbstvertrauens beginnen.“

Gleiche Voraussetzungen für alle

Um die Lücke in der finanziellen Allgemeinbildung zu schließen und gleiche Voraussetzungen für alle zu schaffen, hat die Allianz eine Online-Plattform für finanzielle Allgemeinbildung eingerichtet. Dort finden sich leicht verständlich aufbereitet Informationen und Erklärungen und interaktive Budgetierungswerkzeuge. Zudem können sich Nutzer für ein kostenloses Coaching durch Experten der Allianz anmelden. Weitere Informationen liefert der Versicherer zudem in einem Financial Literacy Hub

Im Rahmen der Studie wurden jeweils mehr als 1.000 Personen in Deutschland und in sechs weiteren Ländern befragt, um ihr Wissen über finanzielle Grundlagen wie Zinssätze, Inflation sowie Anlagerisiken und -erträge zu testen.

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