Das Wissen der Deutschen über Investmentfonds ist wieder auf das Niveau vor Ausbruch der Finanzkrise gestiegen, so der “Wissensindex”, den TNS Infratest für Axa Investment Managers (Axa IM) ermittelt hat. Dennoch zeichnen sich demnach immer noch große Wissenslücken ab.
Das Wissensniveau liegt demnach erstmals seit 2008 wieder bei 50 Punkten und ist im Vergleich zum Vorjahr (48 Indexpunkte) erneut leicht gestiegen. Im Auftrag von AXA IM führte TNS Infratest eine repräsentative Mehrländerstudie durch, die den Wissensstand der Bevölkerung in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Thema Investmentfonds untersucht.
„Es zeigt sich eine Trendwende von einer deutlichen Unsicherheit in der Krise hin zu neuem Selbstbewusstsein in punkto Finanzwissen. „, kommentiert Karin Kleinemas, Head of Marketing, Communications & Brand Northern Europe, die Ergebnisse der Umfrage. Die Verunsicherung der letzten Jahre scheine überwunden – die Deutschen wüssten mehr über Finanzthemen und trauten sich in diesem Bereich auch wieder mehr zu, so Kleinemas weiter.
Männer und Besserverdiener mit überdurchschnittlichem Finanzwissen
Vor allem Männer und Besserverdiener mit einem Haushaltsnettoeinkommen ab 3.000 Euro schneiden der Studie zufolge überdurchschnittlich gut ab. Das sinde demnach zugleich die Personengruppen mit einem hohen Anteil an Fondsbesitzern.
Laut der Studie zeigen sich die Befragten deutlich sicherer bei der Beantwortung der Wissensfragen als noch in den Vorjahren und sind eher in der Lage, richtige Aussagen zu erkennen. So wissen inzwischen 60 Prozent der Befragten, dass Rentenfonds in festverzinsliche Wertpapiere investieren. Im Vorjahr konnte lediglich die Hälfte der Befragten die richtige Aussage benennen.
Weiterhin große Wissenslücken
Dennoch zeichnen sich weiterhin große Wissenslücken ab, so die Studienautoren. So könne knapp die Hälfte der Deutschen den Alternativbegriff „Anleihefonds“ anstelle von „Rentenfonds“ nicht richtig zuordnen. Auch beim Thema „Risikoeinschätzung“ gebe es noch Informationsbedarf. Beinahe die Hälfte der Befragten glaubt demnach, dass Investmentfonds genauso riskant sind wie einzelne Aktien.
Weniger als einem Drittel der Bevölkerung ist laut der Studie bekannt, dass das Fondsvermögen bei einer Insolvenz des Anbieters geschützt ist. Selbst unter den Fondsbesitzern wisse nur rund die Hälfte der Befragten über die Tatsache des Insolvenzschutzes Bescheid. Immerhin ein Fünftel der Deutschen scheint sich demnach jedoch der Auswirkungen ihrer Wissenslücken bewusst zu sein und wäre bereit, für die Verbesserung ihrer Finanzkenntnisse sogar zu zahlen.
Finanzwissen als Schulfach
Rund zwei Drittel der deutschen Bevölkerung wünscht sich der Studie zufolge die Vermittlung von Finanzwissen bereits in der Schulzeit. Diese Forderung ist damit seit Jahren unverändert hoch. Hauptsächlich informieren sich die Deutschen demnach heutzutage über Gespräche mit Bank-, Versicherungs- und Finanzberatern (54 Prozent) sowie im persönlichen Umfeld und bei Kollegen (53 Prozent).
44 Prozent der Deutschen informieren sich aktuell über Tageszeitungen und Magazine, 52 Prozent würden diese Informationsquellen sogar verstärkt nutzen, so die Studie. Insbesondere Menschen, die sich sehr gut in Finanzthemen auskennen, sowie Besserverdiener bevorzugen am ehesten das gedruckte Wort in Tageszeitungen und Magazinen. Auch das Internet gewinne als Informationsquelle von Finanzwissen an Bedeutung. Bislang nutze zwar lediglich ein Drittel der Deutschen diese Quelle, beinahe die Hälfte wünsche sich jedoch, mehr Informationen über das Internet zu beziehen.
Finanzberatung weiter wichtig
Laut der Studie sind knapp drei Viertel der Deutschen der Überzeugung, dass vertiefte wirtschaftliche Kenntnisse nötig sind, um in Fonds zu investieren. Seit 2007 ist dieser Wert stetig gestiegen und befindet sich seit dem vergangenen Jahr auf einem Allzeithoch.
Zugleich komme der Beratung bei einer Anlage in Investmentfonds weiterhin eine besondere Bedeutung zu, so die Studie. Dieser Aussage stimmen 91 Prozent der Befragten zu und sehen im Vertrauen in den Berater eine Grundvoraussetzung für den Kauf von Investmentfonds (85 Prozent). Insbesondere Fondsbesitzer und Menschen, die sich gut mit Finanzthemen auskennen (jeweils 91 Prozent), sehen das Vertrauen in den Berater demnach als überdurchschnittlich wichtig an.
Fondsbesitzer halten Investmentfonds für altersvorsorgetauglich
Die Mehrheit der befragten Fondsbesitzer sieht Investmentfonds als geeignet für die Altersvorsorge an (62 Prozent) (2012: 69 Prozent). Diejenigen, die bislang noch nicht in Investmentfonds investiert haben, sind der Studie zufolge kritischer, dennoch sehen demnach auch hier 43 Prozent Investmentfonds als altersvorsorgetauglich an. Erstmals seit dem Jahr 2008 ist zudem die Anzahl der Fondsbesitzer in Deutschland wieder gestiegen und befindet sich nun auf demselben Niveau wie vor der Krise (19 Prozent). Vor allem Besserverdiener und diejenigen, die ihr Fondswissen als sehr gut einschätzen, sind laut der Studie unter den Fondsbesitzern vertreten.
Bei Entscheidung über zukünftige Anlagen in Investmentfonds zeige sich ein gestiegenes Sicherheitsbedürfnis. So würden nur 40 Prozent der Deutschen bei einem zukünftigen Fondsinvestment auf Aktien setzen (derzeit 57 Prozent). Rund ein Drittel der Deutschen würde hingegen bei einer zukünftigen Anlage in Investmentfonds auf Immobilien setzen (derzeit 23 Prozent). Über alle Anlageklassen hinweg würden rund zwei Drittel der Deutschen der Studie zufolge zukünftig in europäische Fonds investieren, nur rund ein Viertel in Schwellenländer.
Ländervergleich: Erholung bei Finanzwissen und Fondsbesitz
Im Ländervergleich zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz zeige sich eine deutliche Erholung beim Finanzwissen in allen drei Ländern, so die Studie. Insbesondere in Deutschland und der Schweiz zeichnet sich demnach ein stabiler Wissensaufbau ab.
Auch im Hinblick auf den Fondsbesitz zeichnet sich laut den Studienautoren eine leichte Erholung ab. Die Schweizer steigen demnach langsam wieder in den Markt mit Investmentfonds ein (18 Prozent) und auch in Deutschland habe der Anteil an Fondsbesitzern zugenommen (19 Prozent). In Österreich sei der Anteil der Fondsbesitzer über die letzten Jahre stabil geblieben, allerdings auf einem leicht niedrigeren Niveau (17 Prozent).
Die Befragung fand im September und Oktober 2012 statt. TNS Infratest führte in jedem Land insgesamt 1.000 Interviews in der Bevölkerung ab 18 Jahren in Haushalten mit Festnetz-Telefonanschluss. Dabei nutzte TNS Infratest die Methode computergestützter Telefoninterviews. Die Ergebnisse wurden anschließend bevölkerungsrepräsentativ gewichtet. (jb)
Foto: Shutterstock