Studie: Rentenlücke trifft Türkischstämmige härter

Die etwa 2,5 Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland sind stärker von Vorsorgelücken betroffen als die Gesamtbevölkerung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA). Statt auf staatlich geförderte Riester-Vorsorge werde beispielsweise auf Immobilien in der Türkei gesetzt, so das DIA.

„Die finanzielle Lage der Türkischstämmigen ist äußerst angespannt“, stellen die Autoren der Studie fest. Martina Sauer und Dirk Halm von der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) befragten repräsentativ 1.007 Personen ab 18 Jahren.

Ergebnis: Die Hälfte von ihnen spart nicht (gegenüber 24 Prozent in der Gesamtbevölkerung), vorwiegend aus Geldmangel. Wenn sie sparen, werden Immobilien favorisiert (31,6 Prozent). Weit abgeschlagen folgen Sparbücher mit 9,2 Prozent (bei deutschen Haushalten 59 Prozent) und Gold mit nur fünf Prozent.

Auch wenn 86 Prozent der Befragten Ansprüche an die gesetzliche Rentenversicherung haben, gehen über zwei Drittel davon aus, dass dies nicht zur Erhaltung des Lebensstandards im Alter ausreichen wird und zusätzliche Vorsorge notwendig ist, so die Untersuchung. Zwar sei das Problembewusstsein trotz jüngerem Durchschnittsalter höher als bei Deutschen, die Kenntnisse über alle Formen der Altersvorsorge seien jedoch geringer, stellt das DIA fest.

Die Altersvorsorge für Türkischstämmige ist der Studie zufolge meist transnational orientiert. Daraus ergäben sich Besonderheiten wie der häufige Immobilienerwerb in der Türkei und die Zurückhaltung etwa bei der Riester-Rente, deren Bezug im Ausland nur zu Teilen möglich sei. Um drohende Rentenlücken zu schließen, könnten sich mehr als die Hälfte der über 18-jährigen auch einen Lebensabend in der preisgünstigeren Türkei vorstellen. Allerdings realisiere diese Möglichkeit von den heutigen Rentnern nur jeder Siebte.

Religiöse und kulturelle Differenzen spielen beim Thema Altersvorsorge laut Studie kaum eine Rolle. Auch wenn 70 Prozent der Befragten sich als religiös bezeichnen, sind islamkonforme Anlagen nur für knapp 40 Prozent wichtig.

Starke Unterschiede zeigten sich jedoch zwischen den Geschlechtern: Anders als in der Gesamtbevölkerung beschäftigen sich Frauen mit einem türkischen Hintergrund deutlich seltener mit dem Thema Altersvorsorge als Männer, sind weniger informiert, handeln seltener und erwarten geringere Renten. (hb)

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