Stuttgarter Leben und Süddeutsche Krankenversicherung planen Fusion: „Ein Zusammenschluss auf Augenhöhe“

Dr. Guido Bader (li) und Dr. Ulrich Mitzlaff.
Foto: StuttgarterSDK
Guido Bader (li.) und Ulrich Mitzlaff: "Die Fusion ist ein Herzensprojekt."

Die Stuttgarter Lebensversicherung und die SDK wollen fusionieren. Dies gaben beide Versicherer auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz bekannt.

Die Transformationsprozess in der Versicherungswirtschaft nimmt deutlich an Fahrt auf. So wollen die Stuttgarter Lebensversicherung und die SDK fusionieren. Das gaben Stuttgarter Leben-Vorstandsvorsitzender Dr. Guido Bader und SDK-Vorstandsvorsitzender Dr. Ulrich Mitzlaff auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz bekannt. Nach Angaben beider Vorstandsvorsitzenden soll der Zusammenschluss bis 2026 vollzogen werden – ohne dass Arbeitsplätze abgebaut oder Standorte geschlossen werden sollen. Sofern die BaFin denn zustimmt. Aber das hatte sie in der Vergangenheit bei größeren Fusionen ja auch ohne Widerspruch getan.

Zusammenschluss auf Augenhöhe

„Wir wollen den Zusammenschluss unserer beiden Versicherungsgruppen auf Augenhöhe. Ein Zusammenschluss von zwei Unternehmen, die beide aus einer Position der Stärke kommen“, sagt SDK-CEO Mitzlaff gleich zu Beginn. Weil beide Unternehmen wirtschaftlich gesund und in ihren Märkten gut positioniert seien. Grund für den Zusammenschluss sind nach Mitzlaffs Aussagen die wachsenden Herausforderungen im Versicherungsmarkt. „Größe wird ein zunehmender Faktor“, so Mitzlaff. Zudem verspreche man sich Skaleneffekte.

Die Kosten der Digitalisierung

Der Fusionsplan dürfe aber wohl auch durch die anstehende Finanzierung von Automatisierung, Digitalisierung und dem technologischen Umbau getrieben worden sein. „Vertriebsparter und Mitglieder erwarten von uns Innovationen und Digitalisierung“, so Mitzlaff. Ein derartiger digitaler Transformationsprozess kostet Millionen Euro. Ob insbesondere kleine und mittlere Versicherungsvereine diese Investitionen problemlos stemmen können, ist fraglich.


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Laut Mitzlaff und Bader verfügen beide Versicherungsgruppen über signifikante Gemeinsamkeiten und zugleich über sich optimal ergänzende Unterschiede. „Dies ergibt in Summe eine herausragende Kombination, die die SDK und die Stuttgarter zusammenführen“, sagte Bader. Vereint entsteht eine stärkere Versicherungsgruppe mit Fokus auf das Kranken-, Leben- und Unfallgeschäft mit rund 1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, über 1,8 Milliarden Euro gebuchten Bruttobeiträgen, rund 1,94 Millionen Versicherungsnehmerinnen und -nehmern sowie einer Bilanzsumme von über 18 Milliarden Euro.

„Wir sind jeweils Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, verfügen über vergleichbare Kennzahlen im Bereich Bilanzgröße, Bruttobeiträge sowie Kapitalanlage. Zudem stehen die Menschen als Mitglieder und Mitarbeitende im Mittelpunkt unserer beiden Missionen und Empathie sowie Nahbarkeit gegenüber Vertriebspartnerinnen und -partnern sowie Kundinnen und Kunden sind zentrale Merkmale beider Gesellschaften“, betonte Stuttgarter Vorstandschef Dr. Guido Bader im Laufe des Pressegesprächs. Beide Häuser seien getragen vom Vereinsgedanken und seien stolz darauf, Versicherungsvereine zu sein. Darüber hinaus hätten beide noch eine weitere wesentliche Gemeinsamkeit: „Die Nähe zu unseren Geschäftspartnern, zu unseren Kunden, die Empathie, beide Häuser haben den Mensch im Mittelpunkt ihrer Bestrebungen“, so Bader.

Gleichzeitig seien beide Versicherer in bedeutsamen Aspekten unterschiedlich: „Die Stuttgarter ist auf das Leben- und Unfallgeschäft fokussiert, die SDK auf die Krankenversicherung. Die Stuttgarter vertreibt über Versicherungsmakler und Mehrfirmenvertreter, die SDK bedient einen Vertriebswegemix aus Ausschließlichkeit, Banken, freien Vermittlern und Direktvertrieb. Vereint ergänzen sich diese unterschiedlichen Stärken zu einem enormen Potenzial“, betonte Bader.

Das Ziel: Komplettierter, spezialisierter Personenversicherer

Durch den Zusammenschluss der beiden Gruppen soll nach den Ausführungen von Bader und Mitzalff ein komplettierter und zugleich spezialisierter Personenversicherer mit einem stark diversifizierten und deutschlandweit aufgestellten Vertriebswegemix entstehen. Die Vorstandsvorsitzenden beider Gruppen zeigten sich von starken Impulsen und Effekten in allen Bereichen überzeugt.

Vereint entstünde ein größeres Wachstumspotenzial durch die komplementären Vertriebswege sowie Produktsparten. Vereint böten sich stärkere Synergien bei Personalgewinnung und -entwicklung, bei Produkt- und Technologieinnovationen sowie IT-Investitionen. Vereint ergäbe sich eine Stärkung gegenüber volatilen Rahmenbedingungen und für die Umsetzung regulatorischer Anforderungen.

Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit: Die nächsten Schritte

Die Aufsichtsräte sowohl der Stuttgarter als auch der SDK haben in ihren letzten Sitzungen die erforderlichen Beschlüsse gefasst, um den Zusammenschluss nun näher zu prüfen und Entscheidungen der Organe der beteiligten Unternehmen vorzubereiten.

Quelle: StuttgarterSDK

Der weitere Plan sieht vor, die Mitglieder- bzw. Abgeordnetenversammlungen der SDK sowie der Stuttgarter Mitte des kommenden Jahres um die notwendigen Beschlüsse für eine schrittweise Integration der Gesellschaften in eine gemeinsame Gruppe zu bitten.

Quelle: StuttgarterSDK

Im Zielbild sollen Vorstandsgremien in Personalunion der Vorstandsmitglieder der beiden Gruppen sowie integrierte Aufsichtsgremien unter dem Dach eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit gebildet werden. Angedacht ist, dass Bader CEO der Stuttgarter Lebensversicherung bleibt und Mitzlaff CEO der SDK. Gleichzeitig werden beide jeweils Co-CEOs des anderen Versicherungsverein. „Wir werden ein Co-CEO-Modell etablieren“, sagt Mitzlaff auf Nachfrage. Darüber hinaus soll das Vorstandsgremium des neuen Versicherers aus vier weiteren Vorstände bestehen. Wer neuer Vertriebsvorstand der StuttgarterSDK wird, wollten beide CEO nicht abschließend beantworten.

Fakt ist, dass Stuttgarter-Vertriebsvorstand Ralf Berndt im kommenden Jahr in den Ruhestand gehen wird. Laut Bader soll auf der Aufsichtsratsitzung Ende November ein Nachfolger berufen werden. „Wir müssen, weil vertrieblich gesehen große Aufgaben vor uns stehen, wechselseitig das Wachstumspotenzial zu heben“, sagte Bader. Wahrscheinlich werde man in den ersten Jahren mit zwei Vertriebsvorständen parallel agieren. „Der eine aus dem Bereich Stuttgart mit dem Fokus der unabhängigen Vermittler und auf der anderen Seite mit dem Schwerpunkt Banken Ausschließlichkeit und Kooperationsvertrieb“, so Bader.

Spannend dürfte vor allem die Zusammenführung der unterschiedlichen IT-Bestandführungssysteme werden. Laut Bader liefen derzeit bei beiden Versicherern Großprojekte für den Übergang von Bestandsführungssystemen. Weil diese im Kranken und Leben-Segment so unterschiedlich seien, sollen sie laut Bader in den bisherigen Strukturen auch weiterbetrieben werden. Vor dem Hintergrund werden beide Gesellchaften wohl noch jahrelang mit zwei Chief Operating Officer, die gemeinsam den Kundenservice und Bereich IT verantworten, weiterarbeiten. „Wo man aber natürlich sofort Synergien heben wird und die auch nach und nach ausweiten wird, ist im Bereich der IT-Operations. Irgendwann wird man mal in ein gemeinsames Rechenzentrum und gemeinsam in die Cloud gehen“, sagte Bader.

Es gibt keine Bestrebungen, Arbeitsplätze abzubauen

Beide Vorstandschefs betonen deutlich, dass die maßgeblichen Gründe für den eventuellen Zusammenschluss das resultierende Wachstumspotenzial, die wachsende Investitionskraft sowie die Verdünnung regulatorischer Kosten seien. Es sei definitiv nicht das Ziel, Arbeitsplätze abzubauen; sondern vielmehr gehe es um den Erhalt der Belegschaften. Beide Häuser haben jeweils knapp 800 Mitarbeiter. „Wir haben eine anstehende Pensionierungswelle der Babyboomer und den Fachkräftemangel. Wir befinden uns bereit im Kampf um die Fachkräfte und sehen einen gewissen Wettlauf“, sagte Mitzlaff.

Der Fachkräftemangel und die Wettbewerbssituation werde den Mitarbeitenden beider Häuser erweiterte Entwicklungsmöglichkeiten bieten, durch Automatisierung und Digitalisierung freiwerdende Ressourcen sollen für Serviceinnovationen und Wachstumsinitiativen eingesetzt werden, betonten Bader und Mitzlaff. Sowohl die beiden heutigen Standorte der Hauptverwaltungen in Stuttgart sowie Fellbach als auch die Landes- sowie Vertriebsdirektionen würden erhalten bleiben.

Die Ratio eines Zusammenschlusses und auch das kulturelle Zusammenwachsen der Belegschaften soll unter starker Einbeziehung und Partizipation der Arbeitnehmervertretungen beider Häuser sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorangetrieben werden, betonten Bader und Mitzlaff.

Das neue Logo der StuttgarterSDK?

„Die Fusion ist ein Herzenprojekt, dass zeigten auch die Rückmeldungen“ so Mitzlaff abschließend. „Wir ergänzen uns perfekt“, sekundierte Bader. Mit rund zwei Milliarden Euro gebuchten Bruttobeiträgen sei man ein etablierter, echt ernstzunehmender Player im Markt. „Jeder erhält seine DNA, seine Sparten-DNA, kann sich optimal einbringen“, resümierte Bader.

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