Südafrika: Lohnt sich ein Investment in Afrikas zweitgrößter Volkswirtschaft?

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Kapstadt, Südafrika: Warum das Land am Kap der guten Hoffnung für Anleger Chancen bietet.

Wie andere Schwellenland-Währungen war in der Corona-Pandemie auch der Südafrikanische Rand abgestürzt – nun fängt er sich wieder. Ein Beitrag von Manuel Heyden, nerxtmarkets

Verheißungsvoll war Südafrika vor knapp 30 Jahren aus der Apartheid heraus neugestartet. Präsident Nelson Mandela elektrisierte und schaffte Vertrauen. Doch die Erwartungen – auch wirtschaftlich gesehen – haben sich unterm Strich nicht erfüllt. Seine Nachfolger konnten der hohen Korruption und Bürokratie kaum Einhalt bieten oder haben sie sogar befördert.

Manuel Heyden, nextmarkets

Hinzu kommt die grassierende Kriminalität. Corona hat dem Land besonders zugesetzt, trotz den im Frühjahr 2020 wohl härtesten Restriktionen mit strikter Ausgangssperre und einem kompletten Alkoholverbot. Doch anders als in den meisten anderen afrikanischen Staaten schnellte die Zahl der Infizierten hoch – und die Wirtschaft stürzte, wenig überraschend, ab. Mit ihr im freien Fall nach Süden, passend zur Lage auf dem Globus, war der Kurs des südafrikanischen Rands.

Erhielt man noch vor einem knappen Jahr nur 15,5 Rand pro Euro, waren es Anfang August schon 21. Aus Sicht eines Euro-Besitzers erfreulich, für Rand-Inhaber eine Abwertung von einem Drittel.

Warum ein Investment lohnen könnte

Warum um alles in der Welt sollte man dort sein Geld anlegen, in der Währung Rand oder in Staatsanleihen? Nun, die Talsohle scheint erreicht zu sein, es geht wieder aufwärts – und immerhin hat Südafrika mit der zweitgrößten Volkswirtschaft Afrikas auch einige Assets zu bieten. Der Ausrichter der Fußball-WM 2010 – mit der sich das Land professionell in Szene setzte – hat einen starken und gut sortieren Bergbausektor: Größter weltweiter Förderer von begehrten Edelmetallen und Rohstoffen wie Platin, Chrom, Mangan und Vanadium und zweitgrößter bei Palladium. Große Vorkommen an Gold, an Diamanten, Kohle, Kupfer und vielem mehr. Und so ist es kein Wunder, dass der Bergbau für 50 Prozent der südafrikanischen Exporte steht. Daneben hat es einen ansehnlichen Automobilbausektor, unter anderem Daimler, VW und BMW produzieren dort.

So wie dem Rand ist es im Corona-Jahr auch anderen Schwellenland-Währungen gegangen: Mexikanischer Peso, Türkische Lira Rand und Brasilianischer Real haben gegenüber Dollar und Euro kräftig abgewertet, teilweise um 50 Prozent. Nun mehren sich jedoch die Anzeichen, dass die rasante Talfahrt dem Ende zugegangen ist. Statt 21 müssen Südafrikaner nun lediglich knapp 18 Rand für einen Euro auf den Tisch legen. Höchste Zeit also für risikoaffine Investoren, einen Einstieg in Betracht zu ziehen.

Alles dreht sich um den Impfstoff

Getrieben wird der weltweite Aufschwung durch die angekündigten Anticorona-Impfstoffe, die eine Erholung der Weltwirtschaft und Touristenströme – wichtige Einnahmequellen für die betroffenen Länder – erhoffen lassen. So schrieb der Chefvolkswirt des internationalen Bankenverbandes „Institute for International Finance (IIF)“, Robin Brooks: „Ein Impfstoff wird eine Rally der Schwellenländer-Währungen gegenüber dem Dollar entfesseln.“ Für den Euro gilt dies ebenso, auch wenn er derzeit in stärkerer Verfassung als der Dollar ist. Schon registrieren Marktbeobachter eine höhere Risikobereitschaft von Investoren, die den Währungen einen Schub geben könnte.

Die Chancen auf Wachstum stehen umso besser, da die jeweiligen Volkswirtschaften deutlicher eingebrochen sind, als jene der USA und der Euro-Zone. Südafrikas BIP etwa wird in diesem Jahr um fast 20 Prozent sinken, das der USA wohl lediglich um vier. Allerdings herrschte in Südafrika schon vor der Pandemie eine Rezession. Der bisherige Absturz von BIP und Währungen hatte eine Ursache darin, dass diese Länder viel weniger Möglichkeiten hatten und haben, mit milliardenschweren Maßnahmen ihre Wirtschaft zu stützen.

Schließlich werden die Pakete – wie der Staatshaushalt generell, besonders in Krisenzeiten – stark über eine massive Neuverschuldung oder Anleiheverkäufe finanziert. Für beides waren die Rahmenbedingungen eher schlecht. Zudem notierten viele Schulden oft in US-Dollar, sowohl von Staat, Unternehmen, manchmal auch privaten Kreditnehmern. Angesichts einer weich gewordenen Heimatwährung erschwerte dies die Rückzahlung komplizierter und die Kreditlast schwerer. Alles zusammen wirkte auf Investoren abschreckend. Glück im Unglück: zumindest der Dollar schwächelt aktuell.

Bleibt es dabei, wäre dies ein Vorteil für die Schwellenländer – genauso wie die Abwertung selbst. Sie vergünstigt aus Sicht der heimischen Wirtschaft Exporte, auch Urlaube von Ausländern mit Starkwährungen, und Importe entsprechend teurer. Viele westliche Fluggesellschaften steuern Südafrika wieder an. Safari-Touristen, die nun noch mehr für ihr Geld bekommen als vor Jahresfrist, kann das gebeutelte Land gut gebrauchen.

Schrittweiser Wiedereinstieg

Die Vorzeichen haben sich also gebessert. Wagemutige Investoren sollten einen Einstieg in die Währungen oder Staatsanleihen der Schwellenländer erwägen. Die Commerzbank sieht bei der Vierer-Riege die Türkei und Südafrika vorn. Wer auf Staatsanleihen statt auf Währungsgewinne setzen möchte: Die Verzinsung in der „Regenbogennation“ liegt bei 8,94 Prozent (10 Jahre Laufzeit), bei einem Rating allerdings von BB- (Standard & Poors). Wer im August in den Rand eingestiegen ist, konnte inzwischen Gewinne von knapp 14 Prozent verbuchen.

Entscheidend ist jetzt, ob die Märkte wieder Vertrauen in die Geldpolitik fassen. Insgesamt war der Kurs über die vergangenen vier Jahre einigermaßen stabil – bis zum Ausbruch der Pandemie. Daher bietet ein – kurzfristiger – Kauf des Rands innerhalb der Erholungsphase Chancen. Der Erwerb von Staatsanleihen dort wie in den anderen Schwellenländern sollte zunächst begrenzt sein und schrittweise ausgebaut werden. Verpassen sollte man die Aufschwungphase – und bezogen auf die Währung gerade die – aber nicht.

Über den Autor

Manuel Heyden (M. Sc. , Jahrgang 1980) ist Mitgründer und CEO von nextmarkets, Europas gebührenfreiem Neobroker aus Köln. Als CEO steht er Büros in Köln, Lissabon und Malta mit aktuell 35 Mitarbeitern vor. nextmarkets wird von führenden Wagniskapitalgebern wie Peter Thiel, Founders Fund, Christian Angermayer, Axel Springer, Falk Strascheg und der börsennotierten FinLab AG unterstützt. Neben einem der größten Angebote auf dem Markt und innovativen Finanzprodukten wie Fractional Trading oder dem eigens entwickelten Geldmarktprodukt, zeichnet nextmarkets der klare Fokus auf Börsenwissensvermittlung durch kostenlose Coaches aus.

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