Sustainability: Mit roter Liste zu schwarzen Zahlen

Im vergangenen Jahr wurden 46 Fonds neu in das Fondsuniversum des SBI aufgenommen. In einer komplexen Welt das Richtige zu tun, nach Grundsätzen zu handeln, nach Prinzipien zu arbeiten, ist nicht einfach. Es bedeutet zudem auch das Ende von Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit. Für eine saubere Geldanlage bedarf es der richtigen Kriterien. Daher muss man tiefergehende Überlegungen anstellen, um den Nachhaltigkeitsbegriff zu definieren.

Sind beispielsweise Automobilhersteller positiv zu bewerten, wenn sie niedrige CO2-Werte nachweisen oder Elektromobile bauen? Muss man soziale und Umweltkriterien bis in die Zulieferkette beachten oder nicht? Was ist mit Anleihen von Staaten und Unternehmen, in denen die Todesstrafe gilt und Menschenrechte missachtet werden? Man muss sehr genau hinsehen, damit man den einen oder anderen Etikettenschwindel entdeckt.

Daher müssen die ethischen Kriterien verständlich und nachvollziehbar und auf dem christlichen Welt- und Menschenbild gegründet sein. Um abstrakte Gebilde wie Unternehmen und Staaten im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit beurteilen zu können, müssen ethische Maßstäbe festgelegt werden. Rating-Agenturen wie etwa Oekom Research setzen ethische Messinstrumente ein, nach denen das Anlageuniversum gefiltert werden kann.

Anlegen mit Moral

Zusammen mit einem Moraltheologen wurde beispielsweise für die Steyler Bank ein eigener Kriterienkatalog für das ethische Bankgeschäft entwickelt. Für die Beurteilung von ethischer Nachhaltigkeit werden drei Bewertungskriterien zugrunde gelegt: Kulturverträglichkeit, Naturverträglichkeit und Sozialverträglichkeit.

Desweiteren wird ein weltweites Netzwerk von sogenannten Ethik-Scouts aufgebaut, das den Ethik-Ausschuss der Bank mit wichtigen Informationen über das lokale Handeln der Aktienunternehmen versorgt. Der Ausschuss hat dann die Möglichkeit, im Falle des unethischen Handelns eines Unternehmens die notwendigen Schritte einzuleiten, um die Firmenleitung in einem sogenannten „Engagement-Prozess“ zum Umdenken zu bringen.

Best-in-Class-Unternehmen gewinnen

Nach Einsatz des ersten Filters wird ausschließlich in die sogenannten Best-in-Class-Unternehmen investiert, jene Top-25-Prozent einer Branche, die am weitesten fortgeschritten sind in ihren ethischen Standards. Ausschlusskriterium kann dann noch die Zugehörigkeit zur „Roten Liste“ sein, mit welcher Unternehmen und Staaten identifiziert werden, die nicht dem ethischen Maßstab entsprechen. Das können Rüstungsunternehmen oder Pornografievertreiber sein, aber auch Hersteller, die Kinderarbeit oder Tierversuche akzeptieren, oder auch Firmen, die für ihre Geschäfte Korruption und Umweltverschmutzung in Kauf nehmen.

Diese Liste gilt ebenso für Länder, die von autoritären Regimes geführt werden. Wenn diese Euthanasie oder Kinderarbeit, Todesstrafe oder Korruption, Geldwäsche oder Arbeitsrechtsverletzungen fördern oder nicht aktiv dagegen vorgehen, sind Staatsanleihen oder andere Werte nicht investierbar.

Geld als guter Diener

Für einen Ethik-Banker ist es eine Herausforderung, dass auch im Jahr sechs der Finanzkrise gerade mal zwei Prozent des deutschen Fondsvolumens in nachhaltige Aktien angelegt sind. Unserer Ansicht nach ist ein nachhaltiger Fonds nur dann wirklich nachhaltig, wenn er das Versprechen hält, mit Geld Gutes zu schaffen. Damit sind nicht nur hohe Erträge gemeint, sondern auch verträgliche Ressourcennutzung, gerechte Löhne, faire Preise und menschliche Arbeitsbedingungen.

So fließen unsere Bankgewinne beispielsweise ausschließlich in die Hilfsprojekte des Steyler Missionsordens. In einem jährlichen Sozialbericht werden die Anleger darüber informiert, welche Projekte mit ihrem Geld gefördert wurden. Unser Ziel ist es, die Abstraktheit der Geldanlage aufzulösen.

Leider sind aber auch einige Millionen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber sie können wachrütteln und das Bewusstsein der Anleger und Investoren verändern. Und wenn in wenigen Jahren nur zehn Prozent des Anlagevolumens nachhaltig gemanagt werden, wäre das ein schöner Erfolg.

Autor Norbert Wolf ist Geschäftsführer der Steyler Bank in Sankt Augustin.

Foto: FotoBonn / Christian Daitche

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