Der schwache Euro wird die Hausse am europäischen Aktienmarkt unterstützen. Das sagt Thomas Liebi, Chefökonom bei der Schweizer Fondsgesellschaft Swisscanto.
Die Aufgabe des Mindestkurses von 1,20 Franken pro Euro durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) habe zu einer massiven Aufwertung des Schweizer Frankens und zu negativen Zinsen über ein breites Anlagespektrum geführt, so Liebi.
Die Überbewertung des Schweizer Frankens hat seiner Ansicht nach solch extreme Ausmaße, die eigentlich nur durch die anstehenden QE-Programme der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie die ausgeprägten deflationären Tendenzen in der Eurozone, die immer massivere Stimulierungsmaßnahmen wahrscheinlich werden lassen, erklärt werden können.
Der Chefökonom erklärt: „Gemäß Herrn Draghi ist die EZB sogar bereit, Staatsanleihen zu kaufen, wenn sich deren Verzinsung im negativen Bereich befindet. Dies stellt ein absolutes Novum in der Geschichte der Geldpolitik dar. Alle Marktteilnehmer mit Zielrenditen, wie Pensionskassen und Lebensversicherer, werden durch die negative Zinslandschaft unter enormen Druck gesetzt. Aber auch Privatanleger sind gezwungen, den Realzinsverlust auszugleichen. Dieser Druck wird durch die Bereitschaft der EZB, die bereits negativen Renditen (Deutsche Bundesobligationen bieten aktuell bis zu einer Laufzeit von fünf Jahren eine Negativverzinsung an) noch weiter nach unten zu drücken, verstärkt.“
Europäische Aktien aussichtsreich
Auf diesem weg werden Aktien und Währung zunehmend interessant: „Zahlreiche Anleger im Euro-Raum stellen sich die Frage, ob sie nicht besser in Schweizer Franken oder US-Dollar investieren sollten, da sich der Euro gerade gegenüber diesen beiden Währungen deutlich abgeschwächt hat. Beim Schweizer Franken fällt die Antwort mit ‚Nein‘ deutlich aus. Wir sind der Meinung, dass die momentane Überbewertung gegenüber Euro und US-Dollar nicht dauerhaft bestehen bleibt. Zudem ist das Schweizer Zinsniveau unattraktiv und Schweizer Aktien haben zwar nach der Aufgabe des Mindestkurses stark verloren, sind aber ähnlich wie ihre US-Pendants hoch bewertet. Unverändert sind europäische Aktien interessant für Anleger, die entsprechend risikotolerant sind. Die vergleichsweise günstige Bewertung und die Abschwächung des Euro spricht für Aktien des Alten Kontinents“, analysiert Liebi.
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Und zum US-Dollar: „Wir sehen den Greenback auf einem 11-Jahres-Hoch. Die Stärke gegenüber dem Euro dürfte weiter anhalten. Für Investoren macht es vor allem Sinn, Unternehmensanleihen aus den USA gegenüber europäischen zu bevorzugen. Denn die Zinsdifferenz ist zumindest etwas höher geworden. Auch Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern bieten einen Pick-up gegenüber amerikanischen und europäischen Papieren. Investoren sollten hier genau überlegen, ob sie dabei Lokalwährungs- oder Hartwährungs-Anleihen kaufen. Denn bei unveränderter US-Dollar-Stärke – und davon gehen wir aus – wird es für Lokalwährungen Abwertungen geben.“
Absichern gegen Währungsschwankungen
Wer den Schwankungen zwischen den Währungen generell den Riegel vorschieben will, kann im Fondsbereich auf so genannte gehedgte Anteilsklassen zurückgreifen: „Darunter ist zu verstehen, dass das Fondsmanagement über den Einsatz von Devisenterminkontrakten die Währung der Anteilsklasse gegenüber Fremdwährungen absichert. Zwar sind mit dieser Vorgehensweise Kosten verbunden, die sich auf die Gesamtrendite auswirken, aber durch die Absicherung des Wechselkursrisikos erhält der Investor die gewünschte Sicherheit und zudem eine spürbare Reduktion des Gesamtrisikos im Fondsportfolio“, so Liebi. (mr)
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