Bei vielen Investoren standen indische Anleihen aufgrund erhöhter Intransparenz keinesfalls im Vordergrund. Allerdings durchläuft das Land einen Wandlungsprozess, der die Ausgangslage grundlegend verändern dürfte.
In den vergangenen Jahren hat sich der indische Anleihemarkt allmählich gegenüber internationalen Investoren geöffnet. Gleichzeitig hat sich das Investmentumfeld verbessert, dazu beigetragen haben der langfristige Desinflationstrend des Landes, positive Wachstumsaussichten und Reformen, welche die Regierung des Premierministers Narendra Modi implementiert hat. Trotz dieser Fortschritte sollten potenzielle Investoren jedoch auch die Risiken berücksichtigen, die sich aus dem erheblichen Verschuldungsproblem des Landes und seinen vielen politischen Unwägbarkeiten ergeben.
Der indische Anleihemarkt ist traditionell in der Hand von inländischen Anlegern und internationale Investitionen sind vergleichsweise gering, da die Regulierung trotz der allmählichen Öffnung des Marktes den Zugang für ausländische Investoren immer noch begrenzt.
Solide Performance
„Für internationale Investoren hat sich der Aufwand, den indischen Markt zu erschließen, gelohnt. Die indische Staatsverschuldung hat sich seit 2014 relativ gut entwickelt, wobei die Renditen bei zehnjährigen Anleihen zwischen Anfang 2014 und Ende 2016 von neun Prozent bis unter sieben Prozent abgenommen haben“, sagt Andrew Keirle, Portfoliomanager des Emerging Markets Local Currency Bond Fund von T. Rowe Price.
Die kürzlich erfolgte Geldentwertung von hohen Rupien-Banknoten durch die Regierung, um die Schattenwirtschaft zu schwächen, habe Sorgen um das Wirtschaftswachstum befördert. Dies habe sich wiederum positiv auf die Bondspreise ausgewirkt. Aber selbst wenn die Bewertungen nicht so attraktiv seien wie sie einmal waren, gebe es immer noch gute Gründe, in indische Anleihen zu investieren. Auch die indische Währung könnte für Investoren interessant sein. Gute Zahlungsbilanzen und ein geringes Leistungsbilanzdefizit sowie solide ausländische Direktinvestitionszuflüsse sprächen für sich. „Die Rupie erscheint fair bewertet. Wir glauben, dass sie Vorteile gegenüber anderen asiatischen Währungen hat“, so Keirle.
Inflation in den Griff bekommen
Die hohe Inflation war historisch gesehen eine Belastung für Indiens Anleihemarkt. Hier zeigen die Reformen der Regierung allerdings Wirkung. Nach der Finanzkrise von 2007/2008 gab es zweistellige Inflationsraten. Die indische Notenbank, Reserve Bank of India (RBI), sorgte seit dem Jahr 2013 dafür, dass die Inflation sich auf einen einstelligen Bereich reduzierte. „Der zugleich sinkende Leitzins hat ein attraktives Umfeld für Anleiheanleger geschaffen“, erläutert Portfoliomanager Keirle.
Neben der Umsetzung eines formalen Inflationsmandats hat die indische RBI weitere Reformen eingeführt, um die Zinssätze zu bestimmen – dies hatte sie früher nicht eigenständig gedurft. Dies hat wiederum den Anreiz der Zentralbank weiter gestärkt, sich langfristig auf die Inflation zu konzentrieren. Zum Vorteil der Investoren, die es in der Regel begrüßen, dass Zentralbanken so unabhängig wie möglich sind.
Unterstützende Maßnahmen
Indien hat zudem mehrere Reformen auf den Weg gebracht, um die Schwarzmarktwirtschaft einzudämmen. Außerdem wurde die Bürokratie reduziert, wenn es um Infrastrukturausgaben und Immobilienentwicklung geht. Eine weitere Schlüsselreform, die festverzinslichen Investoren zugutekommt, ist die Schaffung einer landesweiten Waren- und Dienstleistungssteuer (im Englischen „goods and services tax“, kurz GST). Diese Steuer beseitigt gewisse Barrieren und Steuerverzerrungen zwischen den verschiedenen Bundesstaaten, mit dem Ziel, in Indien einen effizienteren Binnenmarkt zu etablieren. (tr)
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