Der Anteil der jungen Frauen, die mit der Antibabypille verhüten, geht immer weiter zurück. Nur 48 Prozent und damit weniger als die Hälfte der TK-versicherten Frauen zwischen 16 und 19 Jahren bekam 2018 die Pille verordnet. In den Jahren 2013 und 2014 nahmen noch rund 60 Prozent der jungen Frauen in diesem Alter sogenannte orale Kontrazeptiva.
Das ergab eine Auswertung von Routinedaten der Techniker Krankenkasse (TK). Besonders stark ist der Anteil der 19-Jährigen mit mindestens einer Pillenverordnung zurückgegangen, und zwar zwischen 2013 und 2018 um rund 15 Prozentpunkte. Nahmen 2013 noch 74 Prozent die Pille, sind es 2018 nur 59,5 Prozent.
Mehr Pillen mit höherem Risiko verordnet
Außerdem zeigt die Auswertung: Im Jahr 2018 nahmen mit 48 Prozent aller TK-versicherten Pillenanwenderinnen bis 19 Jahre etwas mehr junge Frauen Pillen der neueren Generationen, also der 3. und 4. Generation, als Pillen der 1. und 2. Generation (46 Prozent). Die Präparate der neueren Generationen sind als risikoreicher zu bewerten, weil sie insgesamt ein höheres Thromboserisiko aufweisen.
Bereits 2015 machte die TK mit dem „Pillenreport“ darauf aufmerksam, dass einige Pharmakonzerne mit geschickten Marketingbotschaften das Werbeverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel umgingen, um junge Frauen für ihre Präparate zu gewinnen.
Vor allem wurde kritisiert, dass die Pillen der neueren Generation mit einem gewissen Lifestyle in Verbindung gebracht und vermeintliche Effekte für Haut und Haare in der den Vordergrund gerückt wurden. „Auch wenn die Kampagnen mittlerweile angepasst sind, zeigen die neuen Zahlen, dass das Thema noch lange nicht vom Tisch ist. Weil neu nicht immer auch besser heißt, sollte die gesellschaftliche Diskussion weitergehen“, sagt TK-Chef Dr. Jens Baas.
Und Tim Steimle, Apotheker und Fachbereichsleiter Arzneimittel bei der TK ergänzt: „Die Pille verhütet sicher vor einer ungewollten Schwangerschaft, ist aber auch ein Medikament mit Nebenwirkungen und kein Lifestyle-Präparat. Deshalb ist uns wichtig, dass junge Frauen gemeinsam mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin Risiken besprechen und abwägen.“
Weniger Pillen mit Drospirenon verordnet
Die Daten zeigen jedoch auch: Es gibt einen starken Rückgang bei Pillen mit dem Gestagen Drospirenon. Antibabypillen enthalten in der Regel zwei Hormonkomponenten, ein Östrogen und ein Gestagen. Drospirenon stand dabei wegen eines erhöhten Thromboserisikos besonders in der Kritik.
„Wir sehen, dass über alle Altersgruppen bis 19 Jahre nur noch weniger als zwei Prozent der Anwenderinnen eine Pille mit Drospirenon verordnet bekommen, 2010 waren es noch 18 Prozent. Das ist aus unserer Sicht eine positive Entwicklung“, sagt Steimle.
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