Krebstherapien sollten aus Sicht der Barmer stärker auf Frauen ausgerichtet werden, als es bisher der Fall ist. Anlass zu dieser Forderung ist der Internationale Tage der Frauengesundheit.
„Frauen reagieren auf onkologische Therapien anders als Männer und leiden häufiger unter den Nebenwirkungen. Daher ist es überfällig, dass die Krebsmedizin geschlechtsspezifischer wird. Dazu muss der Frauenanteil insbesondere in Zulassungsstudien für neue onkologische Arzneimittel steigen. Denn bisher sind sie hier unterrepräsentiert“, sagt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer, anlässlich des Internationalen Tags der Frauengesundheit am 28. Mai.
Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Krebs
Jährlich erkrankten, so Marschall, rund 480.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs, darunter etwas mehr Männer als Frauen. Allein im Jahr 2017 habe sich laut dem jüngsten Barmer-Krankenhausreport jede 50. Frau stationär wegen Krebs behandeln lassen müssen. Während Frauen vor allem an Brust- und Darmkrebs erkrankten, litten Männer hauptsächlich an Prostata- und Darmkrebs.
„Frauen und Männer erkranken unterschiedlich an Krebs, was in der Therapie jedoch bislang eine untergeordnete Rolle spielt. Krebsmedikamente werden bis heute vor allem nach Körperoberfläche dosiert, wobei das Geschlecht in der Regel keinen Unterschied macht“, sagt Marschall.
Dieser wäre aber schon deswegen angebracht, da sich die Fett- und Muskelmasse zwischen den Geschlechtern unterscheide und vor allem auch die Anwesenheit spezifischer Hormonrezeptoren für die Therapie entscheidend sei.
Klare regulatorische Vorgaben erforderlich
Im Jahr 2013 habe die europäischen Arzneimittelagentur Ema zwar die Richtlinien zu onkologischen Wirkstoffen aktualisiert, so Marschall. Im Kapitel „Gender“ sei aber lediglich vermerkt, dass die Wirksamkeit von Onkologika bei einigen Tumoren unter anderem vom Geschlecht abhänge.
„Die regulatorischen Behörden wie die europäische Arzneimittelagentur sollten klare Vorgaben machen, inwieweit geschlechtsspezifische Unterschiede bei Arzneimitteln in Krebsstudien geprüft werden müssen“, sagt Marschall.
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