Die Niedrigzinsen machen den Versicherern zu schaffen, weil sie die Garantiezinsen für ihre Kunden immer schwerer an den Kapitalmärkten erwirtschaften können. Talanx hatte seiner Lebensversicherungssparte deshalb schon im vergangenen Jahr Geld zugeschossen. „Nach unserer Überzeugung sind wir vor weiteren außerordentlichen Abschreibungen im deutschen Lebensgeschäft gefeit, jedenfalls für die nächste Dekade“, zeigte sich Haas jetzt überzeugt.
Kosten in der Lebensversicherung sollen fallen
Grund für die jüngste Belastung ist der Umbau der Sparte: Talanx schrieb den immateriellen Wert des Lebensversicherungsgeschäfts dabei auf Null ab. Der Konzern will ab Ende 2016 keine klassischen Lebensversicherungen mit Garantiezins mehr anbieten und setzt statt dessen auf neuartige Vertragsmodelle mit Garantien, die erst zum Ende der Laufzeit greifen. Diese sollen im allgemeinen Niedrigzinsumfeld den Kunden bessere Renditechancen bieten und beim Versicherer weniger Kapital binden. Ein Sparprogramm und eine Umstellung der Computersysteme soll die jährlichen Kosten des Bereichs mittelfristig um 70 Millionen Euro senken.
Umbau wird am Gewinn zehren
Im laufenden Jahr zehrt der Umbau jedoch am Gewinn: Der Überschuss soll wie Ende Juli angekündigt nun 600 bis 650 Millionen Euro erreichen. Nach den ersten sechs Monaten standen 311 Millionen Euro zu Buche. „Ohne den Sondereffekt hätte sich eine Gewinnerwartung von 755 bis 805 Millionen Euro ergeben“, sagte Haas mit Blick auf das Gesamtjahr. An diesem Wert soll sich auch die Dividende für die Aktionäre bemessen. Wie hoch diese ausfällt, wollte der Manager noch nicht sagen. Man könne jedoch „sicherlich die Vorjahres-Dividende als Anhaltspunkt nehmen“. Für 2014 hatte Talanx 1,25 Euro je Aktie ausgeschüttet.
Wachstumshoffnungen liegen im Ausland
Die Wachstumshoffnungen des Konzerns liegen unterdessen weiter im Ausland – vor allem in den Schwellenländern. „In Lateinamerika und der Türkei würden wir uns gerne anorganisch verstärken“, sagte Haas. Für Übernahmen im US-Lebensversicherungsgeschäft werde das Unternehmen hingegen „keine Ambitionen entwickeln“, auch Westeuropa stehe nicht im Fokus. Das Budget für mögliche Übernahmen bezifferte er auf 500 Millionen Euro.