Weiter seien Auswirkungen auf Versicherungsprämien unklar, was eine genaue Kalkulation erschwere. Zudem führten die Anbieter Bedenken auf Kundenseite an: So sehen 83 Prozent der befragten Kunden, die nicht an Telematik interessiert sind, Probleme im Datenschutz.
Weitere wichtige Gründe für die Ablehnung sind mangelnde Zahlungssicherheit (60 Prozent) und intransparente Prämienberechnung (47 Prozent). Die Allianz hebt explizit hervor, dass deutsche Kunden mehr Vorbehalte gegenüber einer Datenerfassung im Vergleich zu den „Telematik-Ländern“ USA oder Großbritannien hätten.
Diese Vorbehalte müssten für die Kunden mit hohen Prämieneinsparmöglichkeiten kompensiert werden – „hier gibt es noch keine aktuariellen Erkenntnisse, ob dies auch so umsetzbar ist“, gibt Lison zu bedenken.
Gleichwohl rechnet die Allianz damit, dass das Thema Telematik ab 2015 im Zuge der E-Call-Einführung für neue Fahrzeugmodelle „langsam an Bedeutung und Breitenwirkung“ gewinnen werde. Ob entsprechende Tarife auf den deutschen Markt kommen würden, bleibe daher abzuwarten.
Bereits vor 2015 Bewegung im deutschen Telematik-Markt?
Die Huk-Coburg ist sich in der Telematik- Frage mit der Allianz einig: „Die derzeitige Ausgestaltung der Tarife bildet das individuelle Risiko bereits sehr gut ab“, sagt Sprecher von Mallinckrodt. Die bisherigen Telematik-Versuche in Deutschland seien dagegen bislang „in den Kinderschuhen“ stecken geblieben.
Zudem verweist er auf die Investitionskosten, die sich langfristig rechnen müssten. Nichtsdestotrotz werde die Telematik aber durch die Einführung von E-Call deutlich an Bedeutung gewinnen und die Entwicklung zum vernetzten Auto beschleunigen, so der Sprecher.
Doch die Chancen stehen nicht schlecht, dass es bereits vor 2015 zu Bewegungen im deutschen Telematik-Markt kommt. So ist die Unternehmensberatung Towers Watson im Frühjahr 2013 eine strategische Partnerschaft mit dem britischen Telekommunikationsriesen Vodafone eingegangen, um Telematik-Lösungen für den europäischen Kfz-Versicherungsmarkt zu entwickeln.
Carsharing immer beliebter
Dem Pilot-Kunden AIG Europe Limited, Teil des US-Versicherers AIG, sollen weitere Telematik- Projekte folgen. Andere Entwicklungen wie „Carsharing“ und „Pay as you drive“ sind bereits heute greifbar. Nach Einschätzung von Aon hat sich das Teilen von Privatfahrzeugen etabliert – insbesondere durch neue Technologien, „welche eine persönliche Schlüsselübergabe hinfällig machen“.
Zwar gebe es noch keine Versicherungstarife für solche Systeme, allerdings testeten bereits einige Risikoträger diese Systeme im Live-Betrieb, so Aon. Es sei mit Spannung zu erwarten, ob sich solche Tarife in Deutschland durchsetzen können. (lk)
Foto: Simon Kucher