Einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen rund um den eCall habe Steve Schneider (ITS mobility GmbH) gegeben. Nach einigem Hin und Her um die europaweite Einführung sei die ursprüngliche Motivation für den eCall, also die Verringerung von Rettungszeiten und Verkehrstoten, aus den Augen verloren worden.
Das Thema hat Schneider zufolge aktuell neue Aktualität gewonnen, da eine EU-Vorgabe für Rettungsleitstellen und Kfz-Hersteller vorschreibe, bis Oktober 2017 beziehungsweise April 2018 eCall-fähig zu sein.
Als nächstes Stellen sich offene Fragen, wie eCalls für LKWs, Fernbusse und Motorräder. Hier gebe es noch keine europäischen Vorgaben und die Übertragung des eCalls für PKWs gestalte sich schwierig.
Zudem gelte es, den eCall bald auf eine „neue Generation“ zu heben. Die Überführung von ISDN- auf IP-Netzwerke sei dabei eine große Herausforderung. Interessant für Versicherer seien sogenannte Third-Party-Services-eCalls (TPS-eCalls).
Bei diesen leite der Rufknopf im Fahrzeug beispielsweise nicht an Rettungsleitstellen, sondern an Call Center von Kfz-Herstellern oder Versicherungen. Hierbei sei noch zu klären, wie „echte“ Notfälle von dort an die Notrufnummern weitergeleitet werden.
Mehr Aufklärungsarbeit nötig
Den wissenschaftlichen Blick auf die Thematik lieferten laut Versicherungsforen Susanne Adler und Ellen Borrmann (Hochschule Harz – Hochschule für angewandte Wissenschaften). Sie präsentierten Auszüge einer Studie zu Wahrnehmung und Attraktivität von Telematik aus Sicht des Versicherungsnehmers.
Im Ergebnis sei herausgefunden worden, dass generelle Ablehner des Konzepts nicht durch die Vorteile der Telematik überzeugt werden können, da die Vorbehalte bezüglich Datenmissbrauch und Überwachung zu groß seien.
Wer jedoch grundsätzlich offen gegenüber der Telematik sei, dem fehlen meist Informationen. Aus diesem Grund gelte es für Versicherer, in Vertrieb und Marketing weitere Aufklärungsarbeit zu leisten.
Berechnung von Risikowahrscheinlichkiten
Auch das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI habe zum Thema Unfall geforscht. Anhand von Unfalldaten der Bundesländer können für jede Route bestimmte Risikowahrscheinlichkeiten bestimmt werden.
Das Modell sei von Dr. Christian T. Erbsmehl vorgestellt worden, der zeigte wie sich diese Wahrscheinlichkeiten auf Basis von Schadenkosten mit Geldwerten hinterlegen lassen. Der Ansatz zeige, was im Bereich Telematik zukünftig möglich sein könne, auch wenn sich derzeit noch keine Versicherungstarife auf Basis derartiger Daten berechnen lassen.
Weitere Vorträge auf der zweitägigen Konferenz vom 27. und 28. Februar 2018 lieferten laut Versicherungsforen die Häuser Munich Re, Dolphin Technologies gemeinsam mit Uniqa Österreich Versicherungen, Pace Telemativs sowie die Robert Bosch GmbH.(bm)
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