Terra: Die Krypto-Welt hat ihre erste große Blockchain-Bank

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Während Staaten gerade erst damit anfangen, ihre Währungen zu digitalisieren, ist die Bezahlung mit digitalen Dollar und virtuellen Euro in der Krypto-Welt längst Standard. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 190 Milliarden US-Dollar sind sogenannte Stablecoins aus dem Blockchain-Bereich nicht mehr wegzudenken, längst werden mit ihnen Dienstleistungen und digitale Assets wie Bitcoin bezahlt. Das Terra-Netzwerk macht sich nun daran, den Sektor umzukrempeln – und übersteigt derzeit alle Erwartungen.

Die Kurse haben sich inzwischen wieder stabilisiert, doch zu Jahresbeginn geriet der Krypto-Markt in heftige Turbulenzen. So büßte etwa der Bitcoin in den ersten drei Monaten bis zu 30 Prozent an Wert ein, während digitale Assets wie Cardano (ADA) und Solana (SOL) sogar mehr als die Hälfte ihres Neujahrspreises abgaben. Doch gab es auch Ausreißer, die die Korrektur im ersten Quartal erstaunlich gut überstanden haben. Terra (LUNA), eine vergleichsweise neue Blockchain, erreichte trotz des Krisenmodus ein neues Allzeithoch und ist derzeit dabei, den Krypto-Markt ordentlich aufzumischen. 

Innerhalb kürzester Zeit gelang es Terras Luna-Token sich in den Top Ten zu etablieren. Der Erfolg des noch jungen Projekts kommt nicht von ungefähr: Terra arbeitet daran, zur größten Blockchain-Bank zu werden – dank eines ausgeklügelten Währungs-Systems. Der Reihe nach.

Stablecoins: Geringe Volatilität und flexibel einsetzbar

Terra schlägt deshalb so hohe Wellen, weil die Krypto-Welt zunehmend auf sogenannte Stablecoins angewiesen ist. Das sind Krypto-Währungen, die an einen stabilen Gegenwert gebunden sind – dazu zählen in der Regel die großen Leitwährungen (vor allem der US-Dollar, der Euro, der japanische YEN aber auch der südkoreanische Won) – und somit auch eine im Vergleich zu anderen Kryptowährungen äußerst geringe Volatilität aufweisen. 

Mit einem Marktwert von rund 81 Milliarden US-Dollar  ist USDT des Anbieters Tether derzeit der beliebteste Stablecoin am Krypto-Markt. Ein USDT entspricht – bis auf einige Nachkommastellen – umgerechnet stets einem US-Dollar. Dies bedeutet: Ganz gleich ob der Markt sich im Höhenflug befindet oder korrigiert, können Nutzer USDT für einen US-Dollar kaufen und die digitale Währung wieder für einen US-Dollar verkaufen. Stablecoins verbinden so die Stabilität klassischer Vermögenswerte mit der Flexibilität digitaler Assets. 

Stablecoins haben ein grundlegendes Problem

Beliebt sind Stablecoins zwar vor allem wegen ihrer geringen Volatilität, doch sprechen noch einige weitere Gründe für die digitalen Währungen. Zum einen benötigen Nutzer kein klassisches Bankkonto, Stablecoins werden wie Bitcoin & Co ebenfalls in Wallets oder auf Handelsplattformen aufbewahrt. Zudem lassen sich mit Stablecoins in kürzester Zeit andere Krypto-Währungen kaufen, die Coins können problemlos an andere Empfänger über die Blockchain versendet werden – und zwar technisch einfach und sicher, weltweit und zu deutlich geringeren Gebühren als klassische Überweisungen. 

Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 190 Milliarden US-Dollar sind die Stablecoins aus dem Krypto-Kosmos daher kaum mehr wegzudenken. Doch sollte das nicht davon ablenken, dass die überwiegende Mehrheit der Stablecoins ein grundlegendes Problem hat: sie sind hochgradig zentralisiert, denn jemand muss den Währungs-Token herausgeben. Und hier kommt Terra ins Spiel.

Luna ist der Kern des Terra-Ökosystems

Terra ist eine Blockchain, die eigene Stablecoins herausgibt, die dem US-Dollar oder den digitalen Versionen des Euro und des südkoreanischen Won entsprechen. TerraUSD (UST) ist mit einer Marktkapitalisierung von rund 36 Milliarden US-Dollar einer der beliebtesten Stablecoins. Genutzt wird Terras digitale Währung aber nicht nur für den Kauf von Krypto-Assets wie Bitcoin und Ethereum. Vor allem in Asien wird der Währungs-Token für alle möglichen Produkte und Dienstleistungen akzeptiert – von Restaurants, über Taxi-Unternehmen zu Shopping-Meilen.

Im Gegensatz zu anderen Stablecoins garantiert Terra Preisstabilität und Dezentralisierung seiner digitalen Währungen durch eine Kombination aus Arbitrage-Handel und Algorithmen, bei der Terras eigener Token namens Luna eine zentrale Rolle spielt. Luna ist kein Stablecoin, sondern wird in Terras Blockchain unter anderem für die Zahlung von Transaktionsgebühren und die Stabilisierung von Terras digitalen Währungen genutzt. Von der starken Nutzung der Terra-Blockchain konnte daher insbesondere Luna profitieren – innerhalb eines Jahres wuchs der Wert des Token um über 400 Prozent. Handelbar ist Terras Luna-Token derzeit nur bei einigen deutschen Anbietern. 

Terra kauft Bitcoin als Rücklage im großen Stil

Gegenüber der Konkurrenz hat Terra noch ein weiteres Ass im Ärmel. Einer der größten Kritikpunkte gegenüber Stablecoin-Emittenten war bislang nicht nur deren mangelnde Dezentralität, sondern auch die geringe Transparenz über hinterlegte Reserven, die den Wert – und somit die Stabilität – der digitalen Währung garantieren sollen. Stablecoin-Vorreiter Tether etwa gerät immer wieder in die Schlagzeilen, da nicht ganz klar ist, ob jeder ausgegebene digitale Tether-Dollar auch durch entsprechende Einlagen gedeckt ist. Emittenten von Stablecoins gehen hierbei verschiedene Wege: sie kaufen Gold, investieren in ETFs und Aktien-Pakete oder hinterlegen US-Dollar, um ihre digitale Währung mit einem Gegenwert zu decken. 

Bei Terra werden hingegen Bitcoin-Rücklagen in großem Stil angesammelt. Im ersten Schritt plant Terra den Kauf von Bitcoin im Wert von drei Milliarden US-Dollar – insgesamt sollen die Rücklagen dann auf zehn Milliarden US-Dollar in Form von Bitcoin anwachsen. Dadurch schlägt Terra zwei Fliegen mit einer Klappe. Das Blockchain-Protokoll sichert seinen Stablecoin UST mit wertvollen Reserven ab und stützt in einem weiteren Schritt durch seine milliardenschweren Einkäufe den Bitcoin-Kurs. All das zeigt: Dank des Zusammenspiels mit dem ausgeklügelten Luna-Token stehen die Chancen gut, dass Terra tatsächlich die größte dezentrale Krypto-Bank der Zukunft werden könnte. Nichtsdestotrotz sind auch Stablecoins – und so auch Terra – sehr volatil und Anleger sollten sich über die Risiken im Rahmen der Anlage stets bewusst sein.

Michael B. Bußhaus ist Gründer und Geschäftsführer von justTRADE. Er war Geschäftsführer der onvista bank und verantwortete bis 01/2019 als Head of Brokerage das gesamte Wertpapiergeschäft der comdirect bank AG.

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