Medien und Politik haben das Image der Riester-Rente reichlich angekratzt. Wie hat sich das auf den Vertrieb durchgeschlagen?
Pollmer: Für Vermittler war und ist die Riester-Rente ein wichtiger Baustein in der Beratung. Wir sind von den Produktvorteilen der Riester-Rente überzeugt. Und wir sind davon überzeigt, dass der Riester für einen großen Teil der Bevölkerung ein wesentlicher und rentabler Baustein zum Aufbau von Altersvorsorge ist. Daher war und ist die Riester-Rente ein nachgefragtes und vernünftiges Produktkonzept.
Wie sehen Sie den Markt aktuell? Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Vertriebspartnern in Bezug auf die Riester-Rente?
Pollmer: Aktuell kommen wieder einige Mitbewerber mit einem Riester-Angebot zurück an den Markt und das Angebot wird wieder breiter. Das ist ein positives Signal an die Vermittler und belebt den Wettbewerb. Es bestärkt uns in unserer Entscheidung, auch in einem herausfordernden Umfeld kontinuierlich die Riester-Rente anzubieten. Unsere Vertriebspartner nehmen uns als sehr zuverlässigen Lebensversicherer wahr – der das Interesse von Kunden und Vermittlern in den Fokus stellt. Wir stehen eben für Vertrauen, das bleibt.
Welche Bedeutung hat die Erhöhung des Höchstrechnungszinses auf 1,0 Prozent auf die Attraktivität der Riester-Produkte?
Pollmer: In den aktuellen Tarifen sorgen die neuen Rechnungsgrundlagen für höhere mögliche Fondsinvestitionsquoten in den Verträgen über die Laufzeit und dadurch für mehr Chancen auf höhere Ablaufleistungen. Zudem können wir einen höheren garantierten Rentenfaktor anbieten. Das sollte man aber nicht darin übersetzen, dass deswegen die in den vergangenen Jahren mit einem niedrigeren Rechnungszins angebotenen Tarife schlechter waren.
Bestehende Riester-Verträge sollten auf jeden Fall aufrechterhalten werden, da die damalige Kalkulation auch Vorteile bot und moderne Produkte – wie unser Riester – trotzdem attraktiv waren. Um am aktuell wieder höheren Rechnungszins und den damit möglichen höheren Rentenfaktoren zu profitieren, hat die Continentale ihren Kunden schon immer eine Günstigerprüfung zugesichert: Wenn der Kunde in Rente geht, prüfen wir, ob der ursprünglich vereinbarte oder der dann aktuelle Rentenfaktor höher ist. Die Rente wird dann auf Basis des besseren Faktors berechnet.
Für welche Kundenzielgruppe kann heute ein Riester-Vertrag attraktiv sein – auch nach Abzug aller Kosten?
Pollmer: Vor allem für junge Leute und Familien. Aktuell reichen fünf Euro im Monat für die staatliche Grundförderung von 175 Euro pro Jahr. Berufseinsteiger unter 25 Jahren kassieren noch einmalig 200 Euro Bonus. Für jedes Kind werden bis zu 300 Euro pro Jahr gezahlt. Aber auch Gutverdiener profitieren wegen der steuerlichen Absetzbarkeit der Beiträge.
Worauf legen Sie Wert bei der Produktkonzeption der Riester-Rente?
Pollmer: Die Continentale RiesterRente Invest Garant kombiniert die gesetzlich vorgeschriebenen Garantieanforderungen mit den Vorteilen einer Fondsanlage. Der dynamische Chancen-Tracker sorgt während der gesamten Vertragslaufzeit dafür, dass möglichst viel Kapital in den gewählten Fonds investiert wird. Damit profitiert der Kunde von der Förderung und gleichzeitig von den attraktiven Renditechancen einer Fondsanlage. Bei der Continentale kann der Kunde aus mehr als 70 Fonds und Depots bis zu zehn Fonds gleichzeitig auswählen. Bei Bedarf kann er die Fonds-Aufteilung mehrfach jährlich kostenlos ändern.
In Zukunft können die Rechnungsgrundlagen für die Rente besser oder schlechter ausfallen als bei Vertragsabschluss. Mit der eingebauten Günstigerprüfung partizipiert der Continentale-Kunde von Steigerungen, hat aber mindestens den bei Vertragsabschluss garantierten Rentenfaktor sicher. Dadurch erhält der Kunde bei Rentenübergang immer die höchstmögliche Rente. Das ist ein wichtiges Argument in der Beratung.
Eine Reform der geförderten Altersvorsorge fiel dem Ampel-Aus zum Opfer. Was würden Sie sich hier für neue Impulse seitens der Politik wünschen?
Pollmer: Ich wünsche mir ein pragmatisches, besonnenes Herangehen an die zu lösenden Aufgaben. Wir brauchen eine tragfähige und generationengerechte Rentenpolitik. Dazu gehört auch die ehrliche Aussage, dass es ohne Eigenverantwortung nicht geht. Wir wünschen uns daher eine Stärkung der Zusatzvorsorge in der zweiten und dritten Säule. Insbesondere das Förderungssystem sollte bürokratisch deutlich entschlackt werden, um den Zugang zu vereinfachen.
In der betrieblichen Altersversorgung wäre ein Opt-out-System sinnvoll, damit deutlich mehr Menschen automatisch etwas für ihre Rente tun. Insgesamt müssen wir uns von starren Garantien lösen, um bessere Renditen zu ermöglichen. Außerdem würde es helfen, wenn die Politik den Versicherungsvermittlern mehr Wertschätzung entgegenbringen würde – denn sie erfüllen eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe.
Wie stehen Sie zu der immer wieder auftretenden Diskussion um die Provisionen?
Pollmer: Zur Wertschätzung der sozialpolitischen Leistung der Vermittler gehört für mich auch ein Ende der Debatte um Provisionen, die leider immer mal wieder angefacht wird. Eine aktuelle Studie zum „Wert unabhängiger Versicherungsberatung“ von der Fachhochschule Dortmund zeigt deutlich, dass ein Provisionsverbot die Bereitschaft zu freiwilliger Altersvorsorge untergraben kann. Das würde langfristig zu einem schlechteren Absicherungsniveau in der Gesellschaft führen. Politik und Verbraucherschutz sollten deshalb anerkennen, dass eine flächendeckende Absicherung mit reiner Honorarberatung nicht gewährleistet werden kann. Gerade für Menschen mit begrenztem Budget oder geringem Bewusstsein für die Notwendigkeit von Vorsorge bleibt die provisionsbasierte Beratung die beste Lösung. Eine einseitige Förderung der Honorarberatung würde viele Verbraucher von einer fundierten Absicherung ausschließen. Auch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz erfordert implizit die Provisionsberatung als inklusive Form der professionellen Beratung. Deshalb treten wir als Continentale aus Überzeugung dafür ein, dass Vermittler und Kunden die Freiheit haben müssen, gemeinsam das für sie passende Vergütungsmodell zu wählen.
Das Interview führte Oliver Lepold, Dipl. Wirtschaftsingenieur und freier Finanzjournalist