Die Stimmung in der Bevölkerung ist derzeit genauso aufgeheizt wie das Weltklima. In Australien vernichteten die wohl stärksten Waldbrände der Geschichte große Teile der Tier- und Pflanzenwelt. In Indonesien – global gesehen nur ein Katzensprung weit weg – sorgten zum Jahreswechsel Überschwemmungen für heftige Zerstörung. Auch in Europa sind Veränderungen bemerkbar: Vom Winter ist bis dato weit und breit keine Spur. In der Öffentlichkeit wird weniger über die Tatsache gestritten, dass die Wetterextreme zunehmen. Vielmehr herrscht große Uneinigkeit über die Lösung des Problems. Als dessen Auslöser wurde die zunehmende Emission der Treibhausgase, allen voran Kohlendioxid (CO2), ausgemacht. Demnach kann die Lösung nur in einer Reduzierung eben dieser liegen. Die Bröning-Kolumne
Der Anstieg der CO2-Emissionen über die letzten Jahrzehnte ist die logische Konsequenz einer wachsenden Weltbevölkerung und eines global zunehmenden Lebensstandards. Während um 1950 nur etwa zweieinhalb Milliarden Menschen auf unserer Erde lebten, sind es aktuell über sieben Milliarden. 2050 sollen es schon zehn Milliarden Menschen sein und 2100 sogar über elf. Von den fünf bevölkerungsreichsten Ländern der Welt gehören China, Indien, Indonesien und Brasilien (zusammen ca. 3,2 Milliarden Menschen) zu den sogenannten Schwellenländern. Wenn man bedenkt, dass in diesen Ländern viele hundert Millionen Menschen ein höheres Existenzniveau mit mehr Flugreisen, wachsendem Fleischkonsum und zunehmender Mobilität anstreben – und wahrscheinlich auch erreichen werden –, steht es um die Zukunft des Weltklimas alles andere als gut.
Mit Regeln, Vorschriften und Alleingängen gegen den Klimawandel?
Wie ist dieses Dilemma zu lösen? Viele Politiker – allen voran diejenigen im 80 Millionen Einwohner starken Deutschland – sind fest davon überzeugt, den globalen Klimawandel mit allerlei Regeln, Vorschriften und fragwürdigen Alleingängen lösen zu können. So werden hierzulande nicht nur die weltweit saubersten Gaskraftwerke abgeschaltet, gleichzeitig verabschiedet sich die Politik auch aus der Atomkraft und der Kohleverstromung. Im selben Augenblick wird aber französischer Atomstrom importiert, was das ganze Vorhaben doch recht fragwürdig erscheinen lässt. Die Folgen sind absehbar: Die Zeche zahlen wir über höhere Strom- und Energiepreise. Für den Wirtschaftsstandort Deutschland wird das zunehmend zum Problem.
Pragmatische Lösungen statt Hau-Ruck-Aktionen
Keine Frage: Nichtstun ist keine Alternative. Viel sinnvoller aber als die unausgereiften und teuren deutschen Hau-Ruck-Aktionen wären pragmatische Lösungen, die mindestens auf europäischer Ebene umgesetzt werden. Für Europa soll es nun der sogenannte „European Green Deal“ von Ursula von der Leyen richten, der nicht weniger als das Erreichen der Klimaneutralität des Kontinents bis 2050 zum Ziel hat. Noch sind nicht alle Details bekannt. Was bekannt ist, sind die Mittel, die für das Mammutprojekt benötigt werden: eine Billion Euro. Es bleibt zu hoffen, dass diese Summe tatsächlich sinnvoll eingesetzt wird, um grüne Technologien zu fördern und Europa fit für die Zukunft zu machen. Viele europäische Unternehmen sind in den sogenannten alten Industrien tätig, was Investoren in den letzten Jahren wenig begeisterte. Das zeigte sich an der Entwicklung der amerikanischen Börsen, die die europäischen Märkte um Längen schlagen konnten. Für Unternehmen und Investoren kann die Neuausrichtung der Politik eine einmalige Gelegenheit sein, die Kluft zu den innovativen Konkurrenten aus dem Silicon Valley oder Asien zu schließen. Deutschland hat seinen Erfindergeist schon viele Male unter Beweis gestellt. Als mündige und eigenverantwortliche Bürger sollten wir die Chance wahrnehmen, mutig in vorausdenkende Unternehmen zu investieren.
Klimawandel als Chance nutzen
Damit der Klimawandel für uns alle mehr Chance als Risiko darstellt, bieten sich zum Beispiel Investitionen in Unternehmen aus den Bereichen Industrie, erneuerbare Energien oder Umwelttechnologien an. Viele Fondsanbieter haben in den letzten Jahren hierzu Produkte lanciert. Natürlich werden nicht alle überzeugen können. Wir sollten uns aber – entweder alleine oder zusammen mit unserem Finanzberater – die Mühe machen und nach aussichtsreichen Investmentlösungen suchen. So können wir uns zumindest einen Teil der höheren Ausgaben für den Klimaschutz zurückholen und ganz nebenbei noch etwas für unsere Altersvorsorge und die Umwelt tun.
Tim Bröning ist seit 2009 in der Geschäftsleitung der Fonds Finanz Maklerservice GmbH und verantwortlich für den Bereich Unternehmensentwicklung und Finanzen sowie für die Sparte Investment.
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