Auf der Bohrinsel Elgin in der Nordsee tritt aus dem Gasleck weiter hochexplosives Gas aus. Die Total-Aktie ist aus diesem Grund stark unter Druck geraten. Roland Hirschmüller von der Baader Bank äußert sich zu Imageschaden und echtem Schaden.
Börse Stuttgart: Wie stark wird Total unter Druck geraten angesichts der Probleme, die noch Monate anhalten können?
Roland Hirschmüller: Total selbst sagt, dass es bis zu sechs Monate dauern kann bis man mit einer Entlastungsbohrung das Leck schließen kann. Die zweite Möglichkeit wäre eine hochriskante Sprengung, doch davor schreckt Total zurück.
Die Totalaktie hat daraufhin 7 Prozent verloren. Das macht in Marktkapitalisierung 5 Milliarden Euro aus. Aber das zentrale Thema ist natürlich erst einmal die Reparatur des Bohrlochs in 6000 Meter Tiefe. Da stellt sich wiederum die Frage: Sollte man weitere Tiefseebohrungen überhaupt durchführen? Wie hoch ist die Gefahr?
Hier stehen die Umweltschutzorganisationen selbstverständlich sofort auf dem Plan. Der Schaden für das Meer und die Umwelt sind nicht absehbar.
Börse Stuttgart: Viele denken an den Golf von Mexiko und BP vor zwei Jahren und ziehen erste Parallelen. Wie bewerten Sie die Parallelen?
Roland Hirschmüller: Natürlich kann man Parallelen ziehen. Es sind beides Unfälle auf Plattformen, allerdings befand sich die BP- Plattform wesentlich näher am Festland. Damals ist Öl ausgetreten, was man sofort bemerkt. Die Schadenersatzansprüche in Amerika waren eine ganz andere Basis, da hier durch die Verschmutzung der Strände ein wesentlich größerer, offensichtlicher Schaden angerichtet wurde.
In diesem Fall befindet sich die Plattform 240 Kilometer in der Nordsee und somit wesentlich weiter vom Festland entfernt. Insofern werden die Schadenersatzansprüche geringer ausfallen.
Die BP-Aktie verlor damals über 40 Prozent ihres Wertes, zwei Jahre später hat sie sich längst wieder erholt. Aber man sieht natürlich wie risikoreich diese Art von Investments ist.
Börse Stuttgart: An der Börse gibt es jeden Tag Gewinner und Verlierer. Verlierer ist in diesem Fall Total, aber es gibt auch Gewinner. Wir schauen nach Japan zu Sharp – was ist da los?
Roland Hirschmüller: Die Sharp-Aktie legte einen Kurssprung von über 15 Prozent hin. In diesem Zusammenhang scheint einmal mehr Apple seine Finger im Spiel zu haben. Foxconn, Apples großer Auftragsfertiger in China, hat 10 Prozent an Sharp gekauft. Das Unternehmen kam nicht mehr mit der Fertigung von iPhone- und iPad-Displays nach.
Der große zweite Hersteller in diesem Bereich ist Samsung. Allerdings ist Samsung gleichzeitig der große Konkurrent von Apple im Bereich Smartphones.
Ein Großteil der Produktion soll von Sharp direkt über Foxconn zu Apple gehen. Das sollte etwas Druck auf Samsung aufbauen.
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