Weil für beinahe drei Viertel aller Mitarbeiter das Thema der Altersabsicherung immer wichtiger wird und gleichzeitig das Vertrauen in die Ruhestandsabsicherung deutlich sinkt, bauen immer mehr Arbeitnehmer auf die betriebliche Altersvorsorge (bAV). 74 Prozent aller Mitarbeiter erwarten dort Unterstützung von ihrem Arbeitgeber.
Denn ohne diese schaffen es gerade ein Drittel der Befragten, ihre geplanten Sparziele zu erreichen. Das sind einige der zentralen Ergebnisse der neuen bAV-Studie „Global Benefits Attitude“ von Willis Towers Watson, für die 2.023 Arbeitnehmer zu ihrer Sicht der bAV befragt worden waren.
Doch was erwarten die Deutschen von der betrieblichen Altersversorgung? Sicherheit, also eine risikofreie Anlage der bAV-Sparbeiträge, hat absolute Priorität und stellt mit Abstand die wichtigste Anforderung dar: 78 Prozent legen darauf den größten Wert. Auf Platz zwei: Flexibilität. 69 Prozent möchten ihre bAV bei einem Arbeitgeberwechsel fortführen.
Fast genauso viele (68 Prozent) möchten bei Eintritt in die Rente flexibel zwischen einer lebenslangen Rente oder einer sofortigen Kapitalauszahlung wählen. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) bevorzugt eine garantierte lebenslange Rente. Und beinahe die Hälfte wünschen sich zudem auch eine Absicherung für den Invaliditäts- oder Todesfall.
Direkt-BU gewinnt an Bedeutung
„Die Möglichkeit, eine höhere Auszahlung bei Berufsunfähigkeit oder Todesfall zu erhalten, spielte bisher eher eine untergeordnete Roll. Aber nun gewinnt das Thema Risikoleistungen in der Wahrnehmung der Mitarbeiter an Bedeutung“, sagt Heinke Conrads, Leiterin Retirement Deutschland und Österreich bei Willis Towers Watson.
„Bei den Arbeitnehmern steigt etwa das Bewusstsein dafür, dass psychische Erkrankungen ebenfalls zu Berufsunfähigkeit führen können.“ Immer mehr Unternehmen erkennen diesen Bedarf nach zusätzlicher Absicherung und passen die Altersvorsorge-Pläne entsprechend an.
Der Wunsch nach Sicherheit konterkariert allerdings die Bestrebungen des Gesetzgebers: Als Antwort auf die Niedrigzinsphase ist im Rahmen des Betriebsrentenstärkungsgesetzes in Tarifverträgen nun die reine Beitragszusage möglich. Das bedeutet: Das Kapital der Mitarbeiter wird flexibel angelegt, ohne Garantie, aber mit einer Chance auf höhere Rendite. Gleichzeitig ist der Arbeitgeber bei negativer Kapitalentwicklung nicht dazu verpflichtet, die Summe der für die bAV entrichteten Beiträge zu garantieren.
„Unsere Studie legt nahe, dass viele Arbeitnehmer der reinen Beitragszusage skeptisch gegenüberstehen“, sagt Wilhelm-Friedrich Puschinski, Leiter General Consulting bAV bei Willis Towers Watson.
Arbeitnehmer erwarten bAV-Angebote
Sicherheit ist ein Aspekt in der bAV. Die Unterstützung durch den eigenen Arbeitgeber ein anderer, zeigt die Studie. Immerhin drei Viertel (74 Prozent) der Mitarbeiter wünschen sich eine aktive Beteiligung ihres Arbeitgebers. Und darüber hinaus auch ein passendes Informationsangebot rund um die Betriebsrente. 46 Prozent sehen dort ebenfalls ihre Firma in der Pflicht, wünschen sich eine individuelle und persönliche Beratung zu ihrer bAV.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es für die Unternehmen Zeit wird, umzudenken. Denn in Zeiten des demographischen Wandels und der damit immer schwieriger werdenden Suche nach Mitarbeiter, dem „war for talents“, wird die Betriebsrente zu einem immer wichtiger werdenden Faktor der Mitarbeiterbindung.
Denn für 57 Prozent der Arbeitnehmer mit einer bedarfsgerechten bAV ist es ein entscheidender Grund, um bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben. Sogar 72 Prozent der Befragten mit einer bedarfsgerechten bAV geben an, dass sie gerne bis zur Pensionierung bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber bleiben würden.
„Spannend dabei ist, dass die Befragten unabhängig vom Alter bis zur Rente bleiben wollen – auch die jüngeren Mitarbeiter. Das zeigt einmal mehr, welch hohen Stellenwert die bAV in der Mitarbeitergewinnung und -bindung hat“, so Puschinski.
Vorsorgemodell mit Potenzial
Grundsätzlich möchte fast jeder zweite Befragte mehr sparen: 48 Prozent wären bereit, eine höhere Summe aus ihrem monatlichen Gehalt in Alterssicherung zu investieren. Doch ohne bAV erreichen nur 29 Prozent ihre Sparziele, mit bAV hingegen 45 Prozent.
„Die Studie zeigt, dass die bAV ein gutes Mittel zur Alterssicherung ist: Arbeitnehmer haben Vertrauen in das Modell, sie sind bereit etwas zu tun, doch die Umsetzung gelingt noch nicht. Um die Höhe und Verbreitung der ergänzenden Altersvorsorge zu stärken, ist das BRSG ein guter erster Schritt. Doch sowohl Politik als auch Unternehmen und Mitarbeiter müssen mehr tun, damit die drei Säulen der Alterssicherung weiterhin tragfähig bleiben“, sagt Puschinski.
Und bestätigt damit die Kernaussagen des aktuellen bAV-Artikels in der neuen Ausgabe des Cash. Magazins „Betriebliche Altersvorsorge reloaded – Erfolgskonzept Betriebsrente“. (dr)
Foto: Willis Towers Watson