Trends bei Lebensversicherungsprodukten in 2022

Foto: Petra Homeier / IVFP
Prof. Michael Hauer, IVFP

Ein Kommentar von Prof. Michael Hauer, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP)

Das Thema Altersvorsorge wird in 2022 wie viele andere Themen auch durch die Politik der Ampel-Koalition geprägt sein. Manche Entscheidungen und Maßnahmen sind in den Koalitionsverhandlungen bereits konkretisiert worden – andere sind eher noch nebulös formuliert. D.h. wir müssen diesbezüglich erst einmal abwarten was da alles kommt.

Aber unabhängig von den politischen Entscheidungen wird aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase – und da ist kein Ende in Sicht – der „Siegeszug“ der Fondspolicen insbesondere ohne Garantien weiter voranschreiten. Wegen der Höchstrechnungszinssenkung auf 0,25 Prozent seit 1. Januar 2022 sind 100 Prozent Bruttobeitragsgarantie nicht mehr möglich (zumindest nicht mit ausreichender Vertriebscourtage). Garantieversprechen von 50 bis max. 90 Prozent werden die Regel sein. Warum das so ist? Dies ist relativ einfach zu erklären. Garantien werden durch sogenannte Hybridmodelle erzeugt. Da gibt es statische oder dynamischen 2-Topf bzw. 3-Topf-Hybrid-Modelle. Das CPPI-Modell, das sich ebenfalls am Markt befindet, ist im Grunde nichts anderes als ein dynamisches 2-Topf-Hybrid.

Aber egal um welches Modell es sich handelt, es muss ein gewisser Prozentsatz des Sparguthabens in der sicheren Anlage, beim Versicherer also im Sicherungsvermögen, landen, damit die Garantie erzeugt werden kann. Umso höher das Garantieversprechen desto höher der Anteil, der in das Sicherungsvermögen fließen muss. Das führt dazu, dass nach Abzug von Kosten das Volumen im Sicherungsvermögen nicht mehr ausreicht, um bei einem Garantiezins von 0,25 Prozent die 100-prozentige Beitragsgarantie zu erzeugen. Außer man reduziert die Vertriebscourtage (beachtlich) – dies macht jedoch auf die Dauer zumindest für den Vertrieb keinen Spaß. Daher wird sich bei einem niedrigen Garantiezins das Garantieniveau auf 50 bis 90 Prozent einstellen. Eine Garantie von weniger als 50 Prozent macht wenig Sinn, insbesondere wenn man den Kaufkraftverlust berücksichtigt.

Führt man nämlich eine Kalkulation mit z.B. einer Inflationsrate von zwei Prozent p.a. durch, dann ist die Garantie oftmals wenig wert. Ein Beispiel: Hat man ein Garantieniveau von 40 Prozent und eine Laufzeit von 30 Jahren, erhält man bei 10.000 Euro Einzahlung garantiert 4.000 Euro zurück. Aber in 30 Jahre sind 4.000 Euro nur noch runde 2.200 Euro in heutiger Kaufkraft wert. In diesem Fall ist es offensichtlich, dass der Sparer doch eher auf die Garantie verzichtet und damit auch mehr Chance auf Rendite hat. Denn Ziel muss es ja sein, dass nicht nur der Kaufkraftverlust ausgeglichen wird, sondern darüber hinaus noch einiges mehr an Rendite erzielt wird, damit man eine ordentliche Altersvorsorge aufbauen kann.

Daher werden die Fondspolicen ohne Garantien noch mehr in den Fokus rücken, bei denen man verstärkt in Aktienfonds, Mischfonds oder Aktienstrategien investieren kann – mit einem beachtlichen Potential an einer Mehrrendite über der Inflationsrate. Dabei wird immer mehr Augenmerk auf das Thema Nachhaltigkeit gelegt, d.h. die Anbieter werden verstärkt Investment mit nachhaltigem Charakter anbieten müssen. Dies wird allein schon durch die EU-Verordnungen wie der Transparenzverordnung oder der Delegiertenverordnung zur IDD nötig sein.

Der große Gewinner in 2022 wird aus meiner Sicht aber die Basisrente, da dort die Vorteile immer deutlicher werden. Und zwar unabhängig von der Versicherungspflicht der Selbständigen, da die Basisrente insbesondere für Arbeitnehmer und freiberuflich Tätige empfehlenswert ist. Warum das so ist, ist offensichtlich, denn bei der Basisrente hat man beim Produktkonstrukt keine Garantiebedingung als Auflage wie es bei der Riester-Rente der Fall ist (100 Prozent Garantiebedingung) und bei der bAV (mindestens 50 Prozent Garantiebedingung bei der beitragsorientierten Leistungszusage).

Die Beiträge der Basisrente sind in 2022 jedoch bereits zu 94 Prozent steuerlich absetzbar, d.h. man investiert in eine Fondspolice als Basisrente mit bis zu 100 Prozent in Aktienfonds und das Ganze ist noch staatlich gefördert durch eine beachtliche Steuerersparnis. Bei einer Investition von 10.000 Euro in einen Aktienfonds im Rahmen einer Basisrente bedeutet das in 2022 eine Steuerersparnis von etwa 4.000 Euro (bei 42 Prozent Steuersatz) und somit nur einem Nettoeigenbeitrag in Höhe von 6.000 Euro – eine höhere staatliche Förderung im Zusammenhang mit Aktieninvestment gibt es derzeit anderweitig nicht.

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