Obwohl sich die Handelsspannungen zwischen Amerikanern und Chinesen deutlich verschärft haben, hält Tine Choi, Danske Invest, an ihrer positiven Einschätzung für Aktien fest.
Donald Trumps Handelskrieg eskaliert. Zuletzt kündigte der US-Präsident Strafzölle auf chinesische Waren in Höhe von circa 60 Milliarden US-Dollar an. Daraufhin reagierten die Chinesen über Nacht mit erhöhten Zöllen auf 128 US-Produkte, darunter Schweinefleisch, Sojabohnen und Stahlrohre. Im ersten Durchgang treffen die chinesischen Vergeltungsmaßnahmen amerikanische Güter im Wert von circa drei Milliarden US-Dollar jährlich.
Zollsanktionen sorgen für Nervosität bei Anlegern
Als Folge von Donald Trumps Vorgehen gingen globale Aktien auf Talfahrt – und Chinas Gegenwehr hat die Kursrückgänge weiter beschleunigt. Bislang waren die Finanzmärkte insgesamt zuversichtlich und haben das Risiko eines weitreichenden Handelskonfliktes nicht als besonders hoch eingeschätzt. Doch die jüngsten Zollsanktionen der USA und Chinas haben dieses Bild gewandelt und Anlass für erhöhte Nervosität gegeben. Die Entwicklungen der letzten Zeit haben dazu geführt, dass sich Anleger aus Risikoanlagen wie Aktien zurückgezogen und Sicherheit in Gold und Anleihen gesucht haben.
Gestiegenes Risiko
Mit den jüngsten Geschehnissen ist das Risiko eines voll ausgereiften Handelskrieges natürlich gestiegen. Man sollte jedoch nicht außer Acht lassen, dass die chinesischen Gegenmaßnahmen auf Trumps Einfuhrzölle bislang eher symbolisch waren und noch keine ernsten wirtschaftlichen Auswirkungen hatten. Die Strafzölle auf amerikanische Produkte in Höhe von drei Milliarden US-Dollar sind unseres Erachtens ein Signal dafür, dass China den Handelskrieg nicht eskalieren lassen will und das Land für Verhandlungen offen ist. Gleichwohl müssen die Chinesen mit einer Form von Gegenwehr reagieren, selbst wenn sie damit eine Eskalation des Konflikts riskieren. Nichts zu tun wäre politisch nicht akzeptabel.
Risiko für einen weitreichenden Handelskrieg erhöht
Trotzdem haben die chinesischen Vergeltungsmaßnahmen das Risiko für einen weitreichenden Handelskrieg erhöht – und deshalb ist zu erwarten, dass die Anleger entsprechend reagieren. Wir gehen davon aus, dass die Stimmung der Investoren auf absehbare Zeit von Unsicherheit dominiert wird. Derweil warten wir ab, wie sich die Situation entwickelt. Die Schwankungen werden wohl weiterhin anhalten. Für den risikobereiten Anleger können die aktuellen Kursrückgänge eine Kaufmöglichkeit sein. Doch aufgrund der hohen politischen Unvorhersehbarkeit ziehen wir es vor, die Entwicklung abzuwarten.
Fundamentale Faktoren bleiben robust
Insgesamt befürchten wir jedoch keinen groß angelegten Handelskrieg wie im Jahr 1930, sondern eher schwelende Handelsspannungen wie in den 1980er Jahren. Es sei darauf hingewiesen, dass wir nach wie vor von einem soliden Weltwirtschaftswachstum profitieren. Dies wird unter anderem durch die amerikanischen Steuererleichterungen unterstützt, die die steigenden Zinsen in den USA mehr als ausgleichen.
Aussicht auf höhere Unternehmensgewinne
Gleichzeitig besteht in diesem Jahr die Aussicht auf höhere Unternehmensgewinne. Somit sind die fundamentalen Faktoren immer noch robust und sorgen für konjunkturellen Rückenwind. Abgesehen von den aktuellen Handelsspannungen beurteilen wir Aktien also weiterhin positiv und gehen davon aus, dass globale Titel im Laufe der kommenden zwölf Monate eine Rendite von zehn bis zwölf Prozent in Lokalwährung erzielen werden. Daher halten wir an unserer Übergewichtung in Aktien von zehn Prozent und unserer entsprechenden Untergewichtung in Anleihen fest.
Tine Choi ist Chefstrategin bei der Fondsgesellschaft Danske Invest.
Foto: Danske Invest