Amtsantritt von Donald Trump: Das sagen die Investment-Experten

Henning Potstada, Fondsmanager des Deutsche Invest I Multi Opportunities, bei der Deutschen Asset Management, Frankfurt: „Die Börsianer haben die kurzfristig positiven Effekte deutlich höher eingeschätzt als die möglichen negativen Nebenwirkungen. Da baut sich ein Enttäuschungspotenzial in den Kursen auf. Die Themen Protektionismus und Handelskriege erleben mit Trump, aber auch mit dem Brexit, eine Renaissance. Das kann man als Portfoliomanager nicht ignorieren. Donald Trump hat bei verschiedenen Anlässen sein Verständnis vom Welthandel umrissen. Würde man den künftigen US-Präsidenten wörtlich nehmen, müsste man sich Sorgen um den globalen Handel machen. Es wird aber am Ende darauf ankommen, wie nahe das reale Handeln der Trump Administration an den Worten des Wahlkämpfers Trump sein wird.

Ein US-Präsident, der einem US-Unternehmen vorschreibt, wo es demnächst die Autos zu produzieren hat, ist nicht wirtschaftlich effizient.  Davon unabhängig gehen wir jedoch davon aus, dass sein Kabinett und der Kongress ein Korrektiv darstellen. Spätestens sie werden dafür sorgen, dass viele Äußerungen und Ideen Trumps nicht vollständig in die Praxis umgesetzt werden. Schließlich sitzen hier viele (ehemalige) Geschäftsleute, die wissen, wie sehr die US-Wirtschaft vom globalen Handel profitiert. Und die auch wissen, wie schwer sich die globalen Produktionsketten wieder auseinanderreißen lassen. Man sollte also nicht in Panik verfallen. Was man allerdings unter Trump vorerst nicht erwarten darf, ist das Vorantreiben neuer Handelsabkommen.“

Till Christian Budelmann, Manager des amerikanischen Aktienfonds Berenberg Systematic Approach – US Stockpicker Fund:Wir erwarten, dass die neue US-Administration folgende Vorhaben zügig angehen wird: Eine spürbare Reform der Unternehmenssteuer, geringere Steuern auf Einkommen, weniger beziehungsweise unternehmensfreundlichere Regulierungen und massive Investitionen in die Infrastruktur und zum Teil auch in die nationale Sicherheit.

Zum Start der neuen Ära sollte die Zusammenarbeit von Regierung und Kongress gut funktionieren; als Schlüsselfigur sehen wir hier Paul Ryan, den Sprecher des Repräsentantenhauses. Für die nächsten zwei Jahre stellen wir uns auf einen kraftvollen Aufschwung in den USA ein, der in 2018 sogar in einen echten Boom übergehen könnte. Nach dem privaten Verbrauch werden nun auch die Investitionen anziehen. Wir erwarten für 2018 – wenn dann alle Maßnahmen voll greifen könnten – ein US-BIP-Wachstum von circa drei Prozent und damit deutlich mehr als der aktuell an den Märkten eingepreiste Konsens.

Allerdings trägt der nun angeheizte Aufschwung bereits auch den Keim einer späteren Bereinigungskrise in sich – aber das hat vermutlich noch einige Jahre Zeit. Damit überwiegen für uns erst einmal die Chancen auf höhere Kurse am US-Aktienmarkt. Wir erwarten den Wechsel von einem notenbankgetriebenen Bullenmarkt zu einem unternehmensgewinngetriebenen Bullenmarkt. Die Sektor & Style-Rotation sollte anhalten. Vor allem „Cyclical Value“ könnte weiterhin überproportional profitieren. Als Top-Sektor erachten wir die Finanzwerte, am skeptischsten sind wir für die Pharmabranche.“

Seite drei: „Volldampf voraus für die US-Wirtschaft“

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