Für Trump steht jetzt die harte Arbeit erst an

Alle Mann an die Arbeit

Während seiner ersten 100 Amtstage konnte Trump einige kleine Erfolge verbuchen, doch um die Erwartungen zu erfüllen, bleibt noch viel zu tun. Während er bei Amtsantritt noch von einigen günstigen Umständen profitieren konnte – das chinesische Anreizpaket, höhere Ölpreise – sieht er sich nun der US-Notenbank gegenüber. Die Fed äußerte sich besorgt aufgrund des zunehmend angespannten Arbeitsmarktes und steigender Vermögenspreise in den USA. Sie scheint deswegen fest entschlossen, ihre Politik zugunsten eines neutralen Zinssatzes im Jahr 2017 beizubehalten. Höhere Zinssätze bedeuten, dass der US-Durchschnittsverbraucher einen höheren Anteil seines Einkommens für die Tilgung von Schulden aufwenden muss und ihm somit weniger Geld für Konsum übrig bleibt. Als global agierender Aktienmanager wäre ein Rückgang der US-Konjunktur für mich kein gutes Signal. Dies würde nämlich beinahe unvermeidlich zum Einbruch der US-Nachfrage nach globalen Gütern und Dienstleistungen führen.

Der politische Kalender könnte sich als weitere Hürde herausstellen. Womöglich bleiben Trump nur 18 Monate Zeit, um wichtige Steuer- und ordnungspolitischen Reformen umzusetzen, bevor bei den im November 2018 anstehenden Zwischenwahlen ein neuer Kongress gewählt wird. Dieser könnte der politischen Agenda des Präsidenten möglicherweise weniger geneigt sein. Obwohl solch ein enger Zeitkorridor einschüchternd wirken mag, hat Trump es bisher verstanden, sich schnell an neue Situationen anzupassen. Trumps erste 100 Amtstage mögen kein voller Erfolg gewesen sein. Sie haben aber gezeigt, dass sein unkonventioneller Stil nicht automatisch bedeutet, keine Politik durchzusetzen. Sein flexibler Umgang mit schwierigen Rahmenbedingungen könnte sich letztlich als Vorteil erweisen.

Kurzum …

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Trump Erwartungen und Vertrauen in ungewöhnlich hohem Maße wecken konnte und sich dies tatsächlich auf die Anstellungs- und Investitionsabsichten von Unternehmen auswirkte. Einige Deregulierungsmaßnahmen wurden beispielsweise schon verabschiedet. Trump sollte sich jetzt darauf konzentrieren, den politischen Apparat in Washington effektiver aufzustellen, um wenigstens einen Teil seiner Pläne für eine Steuerreform zu verwirklichen.

Der Großteil der US-Firmen reagierte auf ein potentielles neues Steuerkonzept eher abwartend. Sollten die Hoffnungen der Unternehmen diesbezüglich enttäuscht werden, wäre dies für die spätzyklische US-Wirtschaft sicher nicht hilfreich. Sollte Trump erfolgreich sein und sich auf Innen- statt Geopolitik konzentrieren, könnte er den Wirtschaftskreislauf allerdings ggf. verlängern.

Wie nach jeder Wahl und der darauffolgenden Amtseinführung eines neuen Präsidenten wurden auch dieses Mal die euphorischen Anleger auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. In den Vermögenspreisen und insbesondere den Renditen auf US-Staatsanleihen spiegelt sich mittlerweile eine äußerst skeptische Haltung wider – vor allem gegenüber der Steuerreform. Hinzu kommen Ängste bezüglich der wirtschaftlichen Auswirkungen einer kontinuierlichen Leitzinserhöhung der Fed. Für Trump fängt die harte Arbeit nun erst richtig an und er muss seine nächsten Schritte sorgfältig planen. Als guter Anfang könnte es sich erweisen, in Übersee eingefrorenes Kapital zurückzuführen. Er sollte dies als Einzelmaßnahme getrennt von den weiteren Steuerreformen vorantreiben, um hier Fortschritte zu erzielen. Aktuell herrscht Einigkeit, dass dies nicht so einfach sein wird. Einer der ersten Schlüsse, die aus den ersten 100 Tagen der Trump-Regierung eindeutig gezogen werden können, ist die Tatsache, dass das berühmte, in der US-Verfassung verankerte System der Checks & Balances funktioniert. Trump muss von nun an die politischen Hebel effektiver betätigen, um seine Ziele in einem gespaltenen politischen Umfeld zu verwirklichen.

Stephen Mitchell, Head of Strategy, Global Equities bei Jupiter Asset ManagementFoto: Jupiter Asset Management

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