Recep Tayyip Erdoğan bleibt Präsident der Türkei. Damit gibt es keine Stichwahl und die Phase der Unsicherheit ist beendet. Dennoch hat die Türkei Probleme, die Anleger nicht verdrängen sollten. Gastbeitrag von Paul Greer, Fidelity
Recep Tayyip Erdoğan Die politische Landschaft in der Türkei scheint nach den vorgezogenen Wahlen am Sonntag unverändert zu bleiben. In der Präsidentschaftswahl gewann Präsident Erdoğan in der ersten Runde knapp über die Hälfte der Stimmen und verhinderte damit eine Stichwahl am 8. Juli.
Bei den Parlamentswahlen behielt die amtierende AKP/MHP-Koalitionsallianz ihre Mehrheit in der 600-köpfigen Versammlung.
Makroökonomische Probleme
Mit diesem Ergebnis sollten die türkischen Märkte eine kleine Erleichterungsrally genießen, da die politische Unsicherheit derzeit beseitigt ist. Das mittel- bis langfristige Bild für die Türkei bleibt jedoch herausfordernd, und die dringend erforderlichen tiefgreifenden Strukturreformen dürften sich in absehbarer Zeit nicht einstellen.
Die Türkei hat weiterhin mit zahlreichen makroökonomischen Schwachstellen zu kämpfen, darunter einer anhaltenden zweistelligen Inflation, einem hohen Leistungsbilanzdefizit, einer niedrigen Sparquote, einer Lockerung der Fiskalpolitik und einem großen externen Finanzierungsbedarf.
Außerhalb der Türkei bleiben die kurzfristigen Aussichten für die Schwellenländer weiterhin schwierig, da die Bilanz- und Liquiditätsrücknahme der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank auf absehbare Zeit anhalten wird.
Schwellenländerwährungen unter Druck
Darüber hinaus werden die Schwellenländerwährungen unter Druck bleiben, da der US-Dollar nach wie vor von günstigen Zinsdifferenzen, struktureller Marktpositionierung und der US-Steuerreform profitiert.
Zudem sehen sich die Schwellenländer durch die nachlassende Wachstumsdynamik, die steigende Inflation und den Protektionismus des Welthandels zusätzlich mit Gegenwind konfrontiert.
Paul Greer ist Emerging-Markets-Fondsmanager bei Fidelity International
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