Vor wenigen Wochen war der Tüv Nord mit seiner Zertifizierung von Finanzprodukten unter die Räder geraten und hat harsche Kritik einstecken müssen. Jetzt strebt das Unternehmen in seinem Kriterienkatalog Nachbesserungen an.
Der Bundesverband Finanzdienstleistung (AfW) hatte Anfang Oktober heftige Kritik an den Zertifikaten des Tüv Nord für geschlossene Fonds und Fondspolicen geübt. Der Berliner Verband kritisierte, dass die bisher vom Tüv Nord praktizierte Prüfung der Fondsplausibilität, mit der geschlossene Fonds als geeignet oder ungeeignet für Anleger kategorisiert werden, nicht verlässlich sei.
Die Optimierung der Prüfung ist nach Unternehmensangaben schon in vollem Gange. „Wir haben die Überprüfung unseres Produkts Fondsplausibilität abgeschlossen und Optimierungspotenzial identifiziert. Sämtliche Veränderungen, die wir nun vornehmen, gelten allein dem Anlegerschutz“, sagt Ulf Theike, Geschäftsführer von Tüv Nord.
Das bis dato angewandte Notensystem wird abgeschafft, um zu verdeutlichen, dass es sich beim Tüv um keine Ratingagentur handelt, heißt es. Der Tüv prüft und dokumentiert dabei ausschließlich das Erreichen oder Verfehlen der gesetzten Anforderungen, die über die der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und des Instituts der Wirtschaftsprüfer hinausgehen.
Um eine fortlaufende Überwachung und Optimierung der Prüfinhalte im Sinne des Verbraucherschutzes zu gewährleisten wird ein Fachbeirat eingerichtet, so die Mitteilung. Zudem will der Tüv Nord mit externen Fachspezialisten aus der Fondsbranche kooperieren. Des Weiteren wird den Emittenten von geschlossenen Fonds nicht mehr die alleinige Verwendung des Siegels gestattet, sondern ausschließlich im Zusammenhang mit dem Tüv-Nord-Zertifikat oder einem entsprechenden Risikohinweis.
Idee Finanz-Tüv vorantreiben
Unterdessen hat der Tüv Nord Weiteres auf der Agenda: das Thema Finanz-Tüv soll gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Verbraucherschutz voran getrieben werden. In den letzten Monaten war immer wieder ein Finanz-Tüv gefordert worden, der Kunden bei der Auswahl von Finanzprodukten unterstützen soll.
Man fordere neue Standards für den Anlegerschutz, um Informationsasymmetrien zwischen Anbietern, Vermittlern und Anlegern abzubauen, heißt es seitens des Tüv Nord. Dazu lädt das Unternehmen Ende Januar 2010 zu einem „Tüv-Finanz-Gipfel“. „Im Sinne des Anlegerschutzes brauchen wir strengere Prüf- und Qualitätsstandards für Finanzprodukte, -beratung und -vertrieb“, begründet Theike sein Engagement. (ks)
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