Die aktuelle Verkaufswelle basiert auf der Sorge vor höherer Inflation, höheren Zinsen und einem schwächeren Wirtschaftswachstum. Auch wenn Sie nicht der Beginn einer nachhaltigen Marktschwäche ist, hat sie das Vertrauen der Anleger beschädigt. Ein Gastbeitrag von Dave Lafferty und Esty Dwek Roditi, Natixis Investment Managers
Der Markt sorgt sich nicht per se um höhere Zinsen. Man befürchtet vielmehr, dass höhere Zinsen in Verbindung mit einer höheren Inflation und einer aggressiveren Geldmarktpolitik der Fed das derzeit kräftige Wirtschaftswachstum abwürgen könnten.
Dies bestätigte zuletzt auch die überdurchschnittliche Tendenz zinssensitiver Sektoren (wie Versorger, Real Estate Investment Trusts (REITs) und Konsumgüter), während eher konjunktursensible Branchen wie die Segmente Industrie, Technologie, Gesundheitswesen und Energie nachgaben – ein Trend, dem sich Finanzwerte gestern angeschlossen haben und diesen sogar mittlerweile anführen.
Bewertungen waren nicht übertrieben
Diese Entwicklung ist nicht nur deshalb für Aktien problematisch, weil die Gewinne tendenziell eine Korrelation zum Wirtschaftswachstum aufweisen. Darüber hinaus wurde nach der US-Steuerreform sowie angesichts hervorragender Gewinnprognosen in den Aktienkursen ein nahezu perfektes Wirtschaftsumfeld eingepreist.
Das Bewertungsniveau von Aktien war insgesamt hoch, aber nicht übertrieben hoch. Gleichzeitig waren die Stimmung der Anleger sowie die Indikatoren zur relativen Stärke (Relative Strength Index (RSI), gleitende Durchschnitte etc.) jenseits von Gut und Böse. Der Markt machte einen überkauften Eindruck, man hätte mit dieser Verkaufswelle rechnen müssen – auch wenn man nicht genau wusste, wann sie einsetzen würde.
Es besteht ein beträchtliches systematisches Risiko. Wir vermuten, dass dies zumindest teilweise auf quantitative Faktoren beziehungsweise auf von Algorithmen bestimmte Strategien zurückzuführen ist.
Ein Beleg dafür war der Einbruch des Dow Jones Industrial Average, der innerhalb von neun Minuten über drei Prozent einbüßte, diese Verluste anschließend aber wieder wettmachte – nur um dann bis zum Ende des Handelstages wieder auf die jüngsten Tiefststände nachzugeben. Das deutet darauf hin, dass sich Exchange Traded Funds (ETFs) auf Basis des Kursniveaus rebalancieren – und nicht auf Grundlage von Fundamentaldaten.
US-Aktien preiswerter
Auf Basis der Credit-Default-Swap-Spreads (CDS-Spreads) würden wir davon ausgehen, dass der Markt für Baranleihen ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird. Dies könnte sich jedoch als übertrieben erweisen, da US-Staatsanleihen kürzlich stark gestiegen sind.
Seite zwei: Das Marktumfeld hat sich verändert