In Großbritannien wurden Ende September die Haushaltspläne der neuen Regierung bekannt gegeben. Ziel der Pläne war es, Familien und Unternehmen angesichts der hohen Inflation zu unterstützen und das Wachstum durch Steuersenkungen und Angebotsreformen zu stärken. Die geplanten Steuersenkungen sollen vor allem durch Kreditaufnahme finanziert werden, was die britischen Defizite im Staatshaushalt und in der Leistungsbilanz weiter erhöht. Dementsprechend waren die Reaktionen der internationalen Finanzmärkte auf die Haushaltspläne, die auch als „Mini-Budget“ bezeichnet werden, das genaue Gegenteil von „Mini“. Sie ließen das Pfund gegenüber dem Dollar auf den niedrigsten Stand seit gut 37 Jahren fallen und verursachten einen starken Anstieg der Zinsen für britische Staatsanleihen.
Für die britischen Pensionsfonds, die in hohem Maße in britische Staatsanleihen investiert sind, hatte dies weitreichende negative Folgen, da die Kurse dieser Anleihen mit dem Anstieg der Zinssätze abstürzten. Um einen Zusammenbruch der Fonds und eine Ansteckung der Kreditmärkte zu verhindern, sah sich die Bank of England gezwungen, Staatsanleihen zu kaufen. Mitte Oktober will die Bank ihre Käufe wieder einstellen, so dass die Intervention, die zu einer Beruhigung der Zins- und Anleihemärkte geführt hat, lediglich als kurzfristige Lösung angesehen werden kann.
Es bleibt daher ungewiss, ob die Pensionsfonds bis dahin ihre Verbindlichkeiten neu sortieren können oder die Zentralbank weiter in den Markt eingreifen muss. Da wir im Rahmen unserer Anlagestrategie nicht in britische Staatsanleihen investiert sind, sind wir von diesem Risiko nicht direkt betroffen. Wir beobachten diesen Markt jedoch sehr genau, um mögliche Ansteckungsgefahren auf andere Märkte zu berücksichtigen.