Auf Basis veränderter Risikoprämien hätten sie ihre Portfolios angepasst, dazu trügen auch die veränderten Rahmenbedingungen für Privatmarktanlagen bei.
Frischluftzufuhr für Private Equity
„Die 15-monatige Phase der geldpolitischen Straffung der Federal Reserve hatte in der Private-Equity-Branche ihre Spuren hinterlassen: Rückgang der Transaktionen, schwierigere Bedingungen bei der Anwerbung neuer Investorengelder und beim Exit aus bestehenden Engagements,“ konstatieren Nicolas Roth, Head of Private Markets Advisory, und Gaetan Aversano, Deputy Head Private Markets Group, in einer aktuellen Analyse die Ausgangslage. „Die Zinssenkung der Fed bringt wieder frischen Wind für das Private-Equity-Geschäft.“ Auf kurze Sicht spiele dabei weniger das absolute Zinsniveau eine Rolle, vielmehr sorge das Ende des Diktums von „higher for longer“ für eine neue Dynamik.
Höhere Bewertungen und Fenster für Börsengänge
Das niedrigere Zinsniveau öffnet den Experten von UBP zufolge wieder die Tür zu einer höheren Fremdkapitalquote (Leverage) bei Transaktionen und führt zu höheren Bewertungen, insbesondere bei Portfoliounternehmen in der Frühphase (Venture Capital), die erst in fernerer Zukunft mit hohen Erträgen rechnen. Die Bewertungen von Unternehmen bei ihrem Exit hätten bereits im dritten Quartal 2024 um 31% im Vergleich zu 6 Monaten zuvor zugelegt, wie Zahlen von Dawson Partners zeigen; im zweiten Quartal lag der entsprechende Bewertungszuwachs noch bei 25%. Nicolas Roth und Gaetan Aversano rechnen infolge der Zinssenkung neben einer Verbesserung der Cash-Flows durch niedrigere Fremdkapitalkosten auf Unternehmensseite auch mit einer Belebung des IPO-Markts. Allerdings sollten Private-Equity-Fonds sehr genau prüfen, welche Portfoliounternehmen sie zuerst an den Markt bringen wollen. Zahlen von Pitchbook zeigen bereits für das erste Halbjahr, dass bei den Kandidaten für einen Börsengang die durchschnittliche Verweildauer in Private-Equity-Hand von 7 auf 5,8 Jahre zurückgegangen ist.
Private Debt – neue Kooperationen in Sicht
Bei den Privatkrediten sind die Aussichten infolge der Zinswende gemischt. Während niedrigere Zinssätze die Renditen für variabel verzinsliche Darlehen verringern können, schaffen sie Refinanzierungsmöglichkeiten und eine erhöhte Nachfrage nach Finanzierungen von Seiten der Private-Equity-Sponsoren. Die Experten von der UBP erwarten auch, dass der zuletzt gestiegene Wettbewerb zwischen Banken und Privatkreditgebern sich zugunsten vermehrter Kooperationen zwischen beiden Akteuren verändern werde. „Die Kundenbeziehung der Banken deckt meist die Aktien- als auch die Fremdkapitalseite ab. Wegen der regulatorisch bedingt gestiegenen Eigenkapitalanforderungen öffnen sich Banken zusehends für Partner auf der Fremdkapitalseite, sofern sie damit ihre Geschäftsbeziehung im Bereich Equity Capital Markets festigen können“, so die Private-Markets-Experten Roth und Aversano.
Trendwende bei Immobilien lässt auf sich warten
„Theoretisch sollte das Ende von „higher for longer“ eine gute Nachricht für Immobilien sein, aber es ist eher unwahrscheinlich, dass die Preise wieder in demselben Tempo steigen werden wie in Zeiten der ultralockeren Geldpolitik“, so die UBP-Experten. Der Grund: damals suchten Investoren nach sicheren und rentierenden Anlagen als Alternative zu Rentenpapieren, die steigende Nachfrage ließ die Preise steigen, und viele Anleger warten noch auf einen günstigen Ausstiegszeitpunkt. „Immobilieninvestoren dürften aktuell nicht viel „dry powder“ haben, dass sich die Transaktionsaktivitäten deutlich erholen könnten. Das verlangsamt die Markterholung trotz eines sich aufhellenden Zinsumfelds“, heißt es. Die Experten machen bei den Vermietungen sektorale Unterschiede aus: Im Gegensatz zu Logistik verzeichneten Wohnimmobilien und – in einem fließenden Übergang zu Infrastruktur – Datenzentren eine starke Nachfrage, die aufgrund einer Reihe struktureller Faktoren anhalten sollte.