Nachdem der Iran in die Ecke getrieben wurde und die Spannungen zwischen dem iranischen Regime und dem Weißen Haus zugenommen haben, wird erneut über eine mögliche Blockade der Straße von Hormus diskutiert. Die Seefahrtsroute, über die der Großteil des Öls aus dem Nahen Osten transportiert werden muss, ist ein kritisches Gebiet. Ein Kommentar von Nitesh Shah, Director, Director Research bei WisdomTree.
Zuallererst müssen wir auf eine gewisse erkenntnismäßige Dissonanz hinweisen, die besteht, wenn wir ein günstiges Umfeld für Öl und Gold ausmachen und gleichzeitig eine konstruktive Haltung zum US-Dollar gegenüber einer anderen wichtigen Währung einnehmen. Rohstoffe entwickeln sich für gewöhnlich gegenläufig zum US-Dollar.
Der Grund für unsere negative Einschätzung zum Euro liegt in der unsicheren Politik des Kontinents bezüglich der Kraftstoffkosten für Verbraucher. Dies geht auf das Risiko durch die „Gelbwesten-Bewegung“ in Frankreich zurück, deren neugewonnene Stärke den Markt überraschte.
Was ist die Ursache für das Säbelgerassel?
Obwohl die USA den Iran mit Sanktionen belegten, wurden vielen ölverbrauchenden Ländern im letzten November Ausnahmen gewährt, sodass sie weiterhin Öl vom iranischen Regime kaufen konnten. Diese Ausnahmeregelungen liefen aber im Mai aus, weshalb das Regime nun Marktanteile für seine 1,3 Mio. Barrel Ölexporte pro Tag verliert.
Jetzt ist der Iran bestrebt, sich aus dem Atomabkommen mit der Europäischen Union (EU) herauszumanövrieren, weil das Land nach dem Rückzug der USA aus dem Abkommen im vergangenen Mai keine Vorteile mehr für sich sieht.
Hormus: Wichtigster Weg für Öl
Die Straße von Hormus ist die wichtigste Meerenge der Welt. Auf sie entfallen 30 Prozent des globalen Seehandels mit Rohöl und anderen Flüssigkeiten. Über die Route werden zudem die gesamten Flüssigerdgasexporte von Katar transportiert, die etwa 30 Prozent des globalen Handels mit Flüssigerdgas ausmachen .
Das US-amerikanische Amt für Energiestatistik (EIA) geht davon aus, dass sich die Fördermenge des Ölkartells der OPEC 2020 auf 29,8 Mio. Barrel pro Tag belaufen wird. 18 Mio davon werden über die Straße von Hormus transportiert werden. Im Vergleich dazu verblasst die Bedeutung der anderen beiden Meerengen.
Es ist zwar nahe liegend, sich anzusehen, was in der Vergangenheit bei ähnlichen Ereignissen passiert ist, aber solche Vergleiche eignen sich nur bedingt, weil sich Konflikte immer voneinander unterscheiden. Beginnen wir mit Öl.
Öl löst seit Jahrzehnten Spannungen am Golf aus
Während die Golfkriege durchaus als nützliche Anhaltspunkte für Ölschocks durch Konflikte im Nahen Osten dienen, ist die Bilanz bei anderen Ereignissen durchwachsen. Von 1987 bis 1988 waren die Spannungen in der Region zum Beispiel erhöht, aber die Ölpreise stiegen trotzdem nicht.
Pessimisten erkennen wahrscheinlich einige Parallelen mit den 1980er-Jahren: die heutige Nachfrage nach umweltfreundlicheren Autos, die tägliche Ölfördermenge Saudi-Arabiens von fast 10 Mio. Barrel und die ungewöhnliche hohen Mengen an Schieferöl aus den USA. Vieles davon ist jedoch irrelevant, wenn der Transport über die Straße von Hormus nicht mehr gesichert ist.