Überraschung: Privatanleger kaufen, wenn die Kanonen donnern

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Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen? Nichts da: Die deutschen Privatanleger haben die volatilen Aktienmärkte mit antizyklischen Investments während der Finanzkrise besser genutzt als viele institutionelle Investoren. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Deutschen Wertpapierservice Bank (DWP).

Das Institut hat laut eigenen Angaben die bislang größte Datenauswertung zum Verhalten von Privatanlegern durchgeführt. Mehrere Millionen Wertpapierdepots und mehr als 3,5 Millionen Aktiengeschäfte hat die Transaktionsbank zwischen August 2008 und April 2010 analysiert.

Die Daten belegen, dass Privatanleger ein signifikant anderes Anlageverhalten bei Direktinvestments in Aktien während der Krise zeigten als institutionelle Anleger, so die DWP. „Die Börsenweisheit ‚The trend is your friend’ war während der Finanzmarktkrise nicht das Motto der Privatanleger, sie verhielten sich vielmehr konträr zur jeweiligen Entwicklung des deutschen Leitindex Dax“, erklärt Karl-Martin im Brahm, Vertriebsvorstand der DWP Bank.

Die negative Korrelation zwischen der Kaufneigung von Privatanlegern und der Entwicklung an der Börse sei im beobachteten Zeitraum stark ausgeprägt gewesen. Bei fallenden Kursen kauften die Privaten demnach kräftig zu, während bei Kurssteigerungen fleißig verkauft wurde.

In der Phase des Kursabsturzes zwischen August 2008 und März 2009 tätigten Privatanleger der Analyse zufolge in jedem Monat hohe Nettokäufe an der Börse. In den untersuchten Datenreihen überwog das Euro-Volumen der Käufe die Verkäufe in den Monaten Oktober bis Dezember 2008 um 130 bis 160 Prozent – der Dax verlor im gleichen Zeitraum rund 17,5 Prozent. Dabei wurden die starken Käufe der Privatanleger im Börsencrash von sprunghaft ansteigenden und überdurchschnittlich hohen Volumina und Transaktionszahlen begleitet.

Auch im März 2009, als der Dax mit weniger als 3.700 Punkten sein Krisentief markierte und dann eine zügige Erholung startete, befanden sich Privatanleger saldiert noch signifikant auf der Kaufseite. Die Käufe übertrafen die Verkäufe im Wert um rund 20 Prozent. In der Aufwärtsbewegung der deutschen Börsen waren Privatanleger dann ab Sommer 2009 überwiegend auf der Verkaufsseite, so die Studie.

Fazit: Das vielfach entworfene Bild des Privatanlegers als Trendfolger an der Börse hat sich in einer besonders herausfordernden Börsenphase nicht bestätigt. „Privatanleger haben gekauft, als die Kanonen im Herbst 2008 donnerten. Sie waren an den Krisentiefs des Marktes auf der Käuferseite. Die Markterholung ab Frühjahr 2009 haben sie eher zum Ausstieg genutzt. Dieses Verhalten dürfte nicht wenige Kapitalmarktexperten überraschen“, glaubt DWP-Vertriebschef im Brahm.

Die Analyse umfasst Orders der Endkunden von Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie Privatbanken. In die hochaggregierte Erhebung wurden Transaktionen einbezogen, die insgesamt 160 Aktien des Deutschen Aktienindex, Dax, des MDax, Tec Dax und SDax betrafen. (hb)

Foto: Shutterstock

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