Seit dem 21. März ist die Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR) in Kraft. Doch weder Banken,Vermittler, das Baugewerbe noch potenzielle Immobilienkäufer können von der neuen Richtlinie profitieren.
Unter Kreditgebern und Vermittlern herrsche Verunsicherung sowie erhöhtes Dokumentationsaufkommen, während Finanzierungswillige keinen Kredit erhielten.
„Gutes Beispiel für mangelhafte Umsetzung einer EU-Richtlinie“
„Die WIKR ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine EU-Richtlinie mangelhaft in deutsches Recht umgesetzt wurde. Probleme aus anderen Ländern, die in Deutschland nicht existierten, werden nun streng reglementiert“, meint Stephan Scharfenorth, Geschäftsführer des Baufinanzierungsportals Baufi24.
Dazu würden eine Schuldenobergrenze für Kreditnehmer und die Nichtberücksichtigung einer möglichen Wertsteigerung der Immobilie als Sicherheit gehören. „Deutsche Banken waren seit jeher konservativ bei der Kreditvergabe, insofern sind diese neuen Vorgaben für den deutschen Markt unnötig“, so Scharfenorth.
Hinzu komme, dass sich Finanzierungssuchende heute unabhängig beraten lassen würden, Angebote vergleichen und transparent eine Entscheidung treffen könnten.
Junge Menschen und Rentner sind Leidtragende
Leidtragende seien primär junge Menschen, Selbständige und Rentner, die nur noch erschwert Baufinanzierungszusagen erhalten würden. Dies begründe sich in der Vorgabe, dass ein Kredit auch zu Lebzeiten zurückgezahlt werden soll und im Kapitaldienst.
„‚Das Gegenteil von gut ist gut gemeint‘ sagte schon Kurt Tucholsky, das trifft auch auf die WIKR zu“, betont Scharfenorth. Bei der Berechnung müssten negative Faktoren, wie steigende Zinsen, berücksichtig werden. Positive Einflüsse, etwa Gehaltssteigerungen oder Sondertilgungen, aber nicht.
Nachbesserung dringend nötig
„Jungen Menschen wird so der Zugang zu einer sicheren Altersvorsorge erschwert. Rentner haben Nachteile beim altersgerechten Umbau oder bei Sanierungsmaßnahmen“, erläutert Scharfenorth. Des Weiteren würden der dringend benötigte und von der Politik geforderte Wohnungsbau sowie energetische Sanierungen behindert.
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Auch Banken hätten mit den Folgen zu kämpfen: Mögliche Haftungsrisiken würden zu restriktiverer Kreditvergabe führen. Gleichzeitig erhöhe sich die Dokumentationspflicht deutlich. „In Zeiten von Niedrigzins und EZB-Geldschwemmen eine äußerst kontraproduktive Gesetzesvorgabe, die dringend nachgebessert werden muss“, verdeutlicht Scharfenorth seinen Standpunkt. (kl)
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