Mit der sinkenden Überschussbeteiligung haben sich auch die Wachstumserwartungen der Lebensversicherer für 2013 verschlechtert. Dies betreffe insbesondere das konventionelle Lebensversicherungsgeschäft, so das Ergebnis einer aktuellen Studie der Rating-Agentur Assekurata.
Im klassischen Lebensversicherungsgeschäft würden die „sehr negativen und negativen Stimmen“ zunehmen, erklärten die Assekurata-Experten im Rahmen der Vorstellung der „Überschussstudie 2013“.
„Die Lebensversicherer und ihre Kunden leiden unter der Kapitalmarktsituation, die durch politische Zinsen geprägt ist“, sagte Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will. Deutliche Indikatoren für eine Trendumkehr seien nicht erkennbar. Die Kunden müssen daher weiterhin mit niedrigen Gewinnbeteiligungen beziehungsweise sogar noch weiter sinkenden Renditen rechnen, so Will, denn sollte der Zins nicht nach oben drehen, würden die Mittel, die für die Bildung von Zinszusatzreserven benötigt werden, ansteigen.
Deutliche Erhöhung der Zinszusatzreserve
Das Nachreservierungsvolumen für die Zinszusatzreserve hat sich laut Will bereits im vergangenen Jahr deutlich erhöht. Demnach mussten die Lebensversicherer zum 31. Dezember 2012 absolut gesehen rund fünf Milliarden Euro bereit stellen. Branchenweit waren der Zinszusatzreserve zum 31. Dezember 2011 erstmals bereits etwa 1,5 Milliarden Euro zugeführt worden.
Diese Entwicklung drückt auf die Gewinne der Gesellschaften: „Die Garantieanforderungen in den Beständen belasten die Rohüberschüsse empfindlich“, so Assekurata-Mann Will. „Die deutliche Absenkung bei der laufenden Verzinsung wird dadurch nachvollziehbar.“
Beschleunigter Abwärtstrend
Nach Erkenntnis der Assekurata hat sich der Abwärtstrend bei der laufenden Verzinsung – auch Überschussbeteiligung genannt – deutlich beschleunigt. Bei privaten Rentenversicherungen notiert diese im Jahr 2013 bei durchschnittlich 3,61 Prozent. Im Vorjahr hatte diese erstmals die Vier-Prozent-Marke unterschritten und bei 3,91 Prozent gelegen. Demnach fällt die laufende Verzinsung um 0,30 Prozentpunkte gegenüber 0,15 Prozentpunkten im Vorjahr.
Laut Studie haben 58 Unternehmen mit einem Marktanteil von rund 84 Prozent (Vorjahr: 73 Prozent) ihre Deklaration bei den privaten Rentenversicherungen gesenkt. Während es im Vorjahr noch zu einer Erhöhung gekommen war, ist in diesem Jahr keine zu verzeichnen. Bei acht Unternehmen ist der Zins unverändert geblieben (siehe Grafik). Von den Absenkungen seien zudem alle betrachteten Produkte betroffen, so Assekurata.
Die Vier vor dem Komma stirbt aus
Nur ein Unternehmen deklariert 4,30 Prozent, während 54 Gesellschaften eine Deklaration von unter vier Prozent gewähren. Demgegenüber weisen nur noch zwölf Unternehmen mit einem Marktanteil von sieben Prozent eine Deklaration von vier Prozent oder mehr aus.
Hoffnungsschimmer in der bAV
Anders als im Individualgeschäft hegten die Unternehmen beim Vorsorgesparen in der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) überwiegend positive Wachstumserwartungen, heißt es weiter. Dieses Geschäftsfeld wurde in der aktuellen Studie erstmals mit abgefragt, so dass kein Vorjahreswert vorliegt.
„Der Rückgang der Deklaration scheint sich hier weniger auf die Wachstumserwartung auszuwirken“, so Assekurata-Chef Will. „Denn erfahrungsgemäß ist die Produktrendite in der betrieblichen Altersvorsorge nicht so entscheidend, wie etwa die Servicequalität und die Bonität der Anbieter.“
Für das Gesamtgeschäft tendieren die Unternehmen zu einer neutralen Einschätzung. Uneinheitlich sei die Entwicklung im fondsgebundenen Geschäft. Denn hier gehe sowohl der Anteil der negativen als auch der positiven Erwartungen zurück. Die Mitte, also eine neutrale Wachstumserwartung, gewinne damit an Boden.
BU und Pflege im Aufwind
Optimistische Erwartungen habe die Branche in Bezug auf die Absicherungen gegen biometrische Risiken und dabei vor allem die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Die ohnehin schon positive Einschätzung des Vorjahres hat sich laut Assekurata nochmals deutlich verbessert. Die überwiegende Zahl der Unternehmen siehe für sich hier sehr positive Wachstumschancen. Verbessert habe sich auch die Erwartung in der Pflegeversicherung. Nur geringe Veränderungen sind demnach im Bereich der Risikolebensversicherung zu beobachten. Hier liege die Erwartungshaltung insgesamt zwischen neutral und positiv, heißt es. (lk)
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Fotos: Shutterstock, Assekurata
Grafik: Assekurata