Ukraine-Krise: Angst vor russischer Invasion verschreckt Anleger

Foto: Fürst Fugger Privatbank
Andrea Greisel, Fürst Fugger Privatbank: „Beim nachhaltigen Investieren klaffen der gesetzgeberische Anspruch und die Wirklichkeit noch relativ weit auseinander. Als alleinige Entscheidungshilfe für eine Allokationsausrichtung eignet sich die Taxonomieverordnung aus heutiger Sicht noch nicht.“

Trotz der gegenwärtigen Ukraine-Krise und den damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte, ist Andrea Greisel vom Asset Management der Fürst Fugger Privatbank verhalten optimistisch für die Börsenentwicklung in 2022.

Nach den USA haben zahlreiche andere westliche Staaten ihre Bürger zum Verlassen der Ukraine aufgefordert. Ähnlich haben Anleger reagiert und sind aus risikoreichen Aktienanlagen geflüchtet. Sie treibt die Sorge vor einem russischen Einmarsch, meint Andrea Greisel vom Asset Management der Fürst Fugger Privatbank: „Im Falle einer russischen Invasion würden die Risikoprämien an den Aktienmärkten nochmals weiter anziehen und zugleich die Preise für Energie und Getreide weiter steigen. Das würde erheblichen Druck auf die Märkte ausüben.“

Die Märkte seien ohnehin bereits in Aufruhr, da befürchtet würde, dass die Zinsen in den USA schneller steigen könnten als ursprünglich gedacht. Mit 7,5 Prozent sei die US-Inflation 2021 auf den höchsten Wert seit 40 Jahren gestiegen. Die Anleger erwarteten nun eine kräftige Straffung der Geldpolitik seitens der Fed und auch die Europäische Zentralbank habe eine geldpolitisch restriktivere Rhetorik angeschlagen, so Andrea Greisel: „Dass die EZB den geldpolitischen Ton etwas verschärft, ist noch nichts Negatives. Viel beunruhigender wäre es, wenn sie weiterhin den Inflationsdruck ignorieren würde.“

Ein Blick in die Vergangenheit zeige, dass Zinserhöhungen und ein schlechtes politisches Stimmungsbild oft nur kurzfristige Rücksetzer zur Folge gehabt hätten. So hätten bei fast allen US-Zinserhöhungszyklen seit Anfang der 70er Jahre die Aktienmärkte unter dem Strich zulegen können. Greisels Einschätzung: „Die aktuellen Kursrückschläge halten wir für übertrieben. Es hängt jedoch viel davon ab, wie die US-Notenbank ihre neue Geldpolitik umsetzt, denn das Vertrauen in die Notenbanken ist zumindest angeschlagen.“

In den nächsten Wochen sei daher mit zum Teil stark schwankenden Märkten zu rechnen, Tendenz seitwärts- oder leicht fallend. „Diese Phase gibt Gelegenheit zum Aufbau dividendenstarker Valuewerte und gut positionierter Wachstumstitel“, so Greisel. „Wir setzen weiterhin auf eine gesunde Mischung zwischen Value und Wachstum, denn insbesondere im Gesundheitssektor sind die Bewertungen attraktiv und liegen deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt.“ Die Fürst Fugger Privatbank bleibe grundsätzlich strategisch leicht übergewichtet. Die Kombination aus niedrigen Realzinsen, starkem Wachstum und angemessenen Bewertungen sollte Aktien langfristig stützen, meint Greisel, schränkt jedoch ein: „Mit Blick auf die Ukrainekrise positionieren wir uns etwas vorsichtiger und halten genügend Liquidität, um bei erneuten Rücksetzern handeln zu können. Auch wenn aktuell die Belastungsfaktoren dominieren, sind wir nicht pessimistisch für den weiteren Jahresverlauf.“

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