Ukraine und US-Inflation lassen Japan nicht unberührt

Börsengebäude in Tokio
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Börse in Tokio

Die Befürchtungen rund um die Ukraine und die jüngsten US-Inflationszahlen nehmen zunehmend Einfluss auf Japan. John Vail, Chief Global Strategist bei Nikko Asset Management, schätzt die aktuelle Lage ein.

Die hohen Inflationszahlen und höheren Anleiherenditen in den USA drücken auf den Yen. Die Ukraine-Befürchtungen scheinen Devisenhändler am Freitag aber zu der Annahme inspiriert zu haben, japanische Institutionen könnten die heimische Währung zu Risikominderung nach Hause holen. Diese Befürchtung ist höchstwahrscheinlich unangebracht, da dieses Sichere-Hafen-Argument für Japans Investoren längst keine große Rolle mehr spielt. 

Die japanischen Staatsanleihen leiden unter den steigenden US-Renditen. Japans Inflationsaussichten aber sind sehr erträglich; Löhne, Arbeitskräfteangebot und Versorgungskette sind allesamt recht gut unter Kontrolle, auch wenn die Arbeitskräfte in einigen Bereichen sicherlich knapp sind. Zudem gibt es keine Proteste gegen (freiwillige) Masken oder Impfstoffe. Selbst wenn am Dienstag hohe BIP-Zahlen für das vierte Quartal veröffentlicht werden, ist die Wirtschaft weder überhitzt noch ressourcenmäßig angespannt. Für das erste Quartal dürfte das Wachstum aufgrund der Angst der Verbraucher vor dem Virus eher niedrig ausfallen. 

Zwar steigen die Lebensmittelpreise auch in Japan – von Inflationspanik kann aber keine Rede sein: Es werden keine Regale leergeräumt. Die japanische Zentralbank strebt weiterhin niedrige Anleiherenditen an, so dass sich der jüngste Schmerz unter den Inhabern 10-jähriger Anleihen in Grenzen halten dürfte. Sollte die weltpolitische Lage allerdings zu deutlich höheren Ölpreisen führen, dürften Volatilität und Unsicherheit in allen Anlageklassen weltweit steigen. 

Mit einem Yen, der sich im Bereich von 115-120 (pro US-Dollar) halten dürfte, sollte die Wettbewerbsfähigkeit Japans recht gut erhalten bleiben. Die globalen Wirtschaftsaussichten für 2022 lassen solide japanische Unternehmensgewinne erwarten. Angesichts des sehr niedrigen KGV sind die Aussichten für den Aktienmarkt also vielversprechend, es sei denn, die geopolitische Lage spitzt sich zu oder die globalen Anleiherenditen steigen weiter stark an. 

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