Herr Müller, Ihr neues Buch hat den Titel „Herr Müller zahlt in bar“. Das klingt erst einmal nicht nach einer Lektüre, die Lust auf Aktien und Börse machen soll. Was steckt hinter dem Titel?
Ulrich Müller: „Herr Müller zahlt in bar“ ist kein reines Sachbuch. Es stellt viel eher meine Biografie vom Maurerlehrling zum Millionär dar. Anhand dieser präsentiere ich, wie ich mit Aktien ein Vermögen aufbaute. Zudem verrate ich meine Erfolgsrezepte für ein starkes Mindset und gebe Impulse, sich mit dem Thema Börse zu beschäftigen. Das alles soll zeigen, mit welchen Werkzeugen es auch jeder andere schaffen kann, ein erfolgreicher Börseninvestor zu werden.
Der Titel hat den Hintergrund, dass ich beobachte, dass immer mehr Menschen mit Geld bezahlen, was sie erst in Zukunft verdienen werden. Soll heißen, ich sehe wie viele Menschen sich ein Stück weit abhängig von Kreditkarten, Leasingraten, Dispokrediten usw. machen.
Dabei ist das Problem, dass viele den Unterschied zwischen den Fragen, „Was will ich?“ und „Was brauche ich?“, nicht sehen. Was der Mensch braucht, ist erstmal sehr wenig und das wird einem eher bewusst, wenn man nicht ständig mit der Kreditkarte bezahlt, sondern in bar. In bar zahlen, kann damit eine erste Hilfestellung sein, das richtige Mindset im Umgang mit Geld zu entwickeln.
Eine der zentralen Aussagen des Buches ist die Entwicklung des richtigen Mindsets bzw. der Kampf gegen negative Glaubenssätze. Wie kann das gelingen, zumal Deutsche mehrheitlich nach wie vor Sparer und keine Anleger sind?
Müller: Erfolg lässt sich nicht auf negativen Glaubenssätzen errichten. Das ist eine meiner wichtigsten Botschaften, wenn es darum geht, das richtige Mindset für die finanzielle Freiheit zu entwickeln. Negative Glaubenssätze sind jedoch über Generationen in uns verankert worden.
In meinen Seminaren nehme ich immer gerne das Beispiel meiner Oma. Sie ist 1930 geboren. In einem Jahrzehnt in dem die Weltwirtschaftskrise und der zweite Weltkrieg begannen. Mit 15, 16 und 18 bekam sie Kinder. Die Frau war aufgrund der Weltereignisse und ihrer persönlichen Situation natürlich extrem auf Sicherheit gepolt.
Das ist auch ein Grund, warum die Deutschen mehrheitlich einfach Sparer und keine Anleger sind. Über Jahre und Jahrzehnte wurden negative Glaubenssätze der Angst und Sicherheit von Generation zu Generation weitergetragen. Die Behandlung dieser negativen Glaubensätze und das ganze Thema Mindset ist dadurch sehr komplex und tiefgreifend. Aus diesem Grund bieten wir für die Mindsetentwicklung auch spezielle Seminare in unserer Ulrich Müller Wealth Academy an. Eines kann ich aber vorwegnehmen, Disziplin ist das Grundelement von Veränderung.
Sie selbst stammen ursprünglich nicht aus dem Finanz-Business, sondern waren von Hause aus Maurer. Wann und wie haben Sie die Leidenschaft für die Börse entdeckt und entwickelt?
Müller: Für meinen Berufsstart als Maurer war mein Vater verantwortlich. Er war Bauunternehmer und daher waren die Maurerlehre sowie das anschließende Bauingenieursstudium für mich vorherbestimmt. Damals erbte mein Vater einige Aktien. Leider hatte er kein Glück mit diesen und machte sehr negative Erfahrungen, was mich auf Aktien aufmerksam machte, aber auch meine Beziehung zu diesen zunächst negativ prägte.
Trotz dessen fing ich an, mich näher mit dem Thema Börse zu beschäftigen. Entdeckt habe ich die Leidenschaft für die Börse bereits mit 16 Jahren. Das war 1993. In dieser Zeit abonnierte ich 14-tägig Börsenbriefe und begann wenig später mit den ersten Investitionen. Ich war von Geld und Wirtschaft so fasziniert, las viele Bücher dazu und entdeckte, dass die reichsten Menschen der Welt an der Börse reich geworden sind. Das fand ich extrem spannend und wollte das auch.
Was war Ihr erstes Erfolgserlebnis als Anleger?
Müller: Mein erstes Erfolgserlebnis hatte ich auch gleich mit den ersten Investitionen. 1993 kam ich durch die Börsenbriefe zur Aktie Nokia. Nokia war in den 90er Jahren absoluter Weltmarktführer auf dem Handymarkt. Damals kletterte die Aktien bis über 50 Euro nach oben. In dieser Phase investierte ich und nahm satte Gewinne mit. Danach beschäftigte ich mich größtenteils mit Microsoft, McDonalds, Coca Cola und Procter & Gamble.
Das waren die ersten fünf Aktien, in die ich damals investierte und mit denen ich erste Erfolgserlebnisse hatte. Auf der anderen Seite gab es aber auch negative Rückschläge. Hier denke ich an den Neuen Markt, der 1997 entstand und wenig später innerhalb von 31 Monaten um 95% gefallen war sowie auch die Dot.com-Krise oder die Lehman-Pleite.
Wie wichtig sind die Themen Disziplin und Fleiß, um an der Börse erfolgreich zu sein und wie lassen sie sich auf das Anlegen übertragen?
Müller: Wer sich ins Börsengeschehen stürzt, muss sich im Klaren darüber sein, dass nicht nur ein volles Konto, sondern emotionale Kontrolle und Rationalität die Grundpfeiler für das Investieren an der Börse sind. Angst und Gier im Zaum zu behalten, um die richtigen Entscheidungen an der Börse zu treffen, kann aber nur über Fleiß und dem Aneignen von Disziplin erreicht werden. „Bist du bereit, diesen Preis zu zahlen?“ lautet daher auch eine der zentralen Fragen des Buches.
Der Wert der Disziplin ist jedoch viel höher als nur der Erfolg an der Börse, denn die Parallelen zu einem erfolgreichen Leben sind unübersehbar. Börse und das private Leben verschränken sich in einer Analogie, die ich in meinem Buch auch immer wieder aufgreife. Die Börse ist wie ein Spiegel, in dem sich die eigene Persönlichkeit zeigt. Man entdeckt zum Beispiel, wie risikofreudig oder risikoavers man ist.
Ein Kapitel des Buches lautet „Was ich von Stephen King lernte“. Das macht neugierig. Welche Erkenntnisse hält denn der Meister des Horrorromans für angehende Börsianer bereit?
Müller: Tatsächlich geht es in diesem Kapitel um Erfolg in Verbindung mit einer starken Partnerschaft. Denn wie ich auch in meinem Buch erzähle, fragte man Stephen King einmal, was die Grundlage seines Megaerfolgs sei. Neben einigen Antworten, die auf das Handwerk des Autors zielten, fügte er hinzu: „And stay married, be healthy, and live a good life“ – „Bleib verheiratet und gesund, und führe ein gutes Leben.“
Ohne eine stabile Partnerschaft, sagte er, wäre er niemals in der Lage, derart konzentriert und diszipliniert seinem Beruf nachzugehen. Das kann ich nur bestätigen und beschreibe dies auch so in meinem Buch.
Sie haben zudem die Ulrich Müller Wealth Academy gegründet. Was vermitteln Sie dort?
Müller: Im Jahr 2014 gegründet und 03/2020 als Bildungsinstitut zertifiziert, ist die Ulrich Müller Wealth Academy eine der renommierten Weiterbildungszentren für Börsenstrategien und Finanzwissen. Mit Gruppenseminaren und individuellen Coachings zu den Themen Investieren mit Strategie und Mental Coaching werden Teilnehmende dazu ausgebildet, ihr Geld erfolgreich an der Börse zu investieren.
Wir legen den Teilnehmenden ein fundiertes, jahrelang erprobtes System offen und begleiten sie nach diesem Seminar ein Jahr lang in Form von wöchentlichen Webinaren, Videos, Anleitungen sowie einem E-Mail Support. Von Börsenneulingen bis zum Börsenprofi ist für jeden etwas dabei.
Die Corona-Pandemie hat einmal mehr dafür gesorgt, dass sich die Deutschen über ihre finanzielle Zukunft verstärkt Gedanken machen. Ihr Tipp?
Müller: Mein Tipp ist, dass sich jeder zunächst die Frage stellen sollte: Wer ist der beste Mensch, der sich um dein Geld kümmert? Die Antwort ist ganz klar, du selbst! Und ich weiß, dass die meisten Menschen durch Presse, Funk und Fernsehen Angst haben, dies zu tun. Dadurch denken sie auch, dass sie Banker:innen, Makler:innen und Versicherer:innen zwingend brauchen.
Ich kenne allerdings viele vermögende Menschen. Jeder dieser kümmert sich selbst um sein Geld. Dazu ist es nötig, sich selbst mit den Themen Geldanlage, Investieren, Börse sowie mit den verknüpfenden Themen Wirtschaft, Politik oder vergangenen Krisen auseinanderzusetzen.
Zudem sollte jeder sein Vermögen strukturiert und übersichtlich aufbereitet haben, sodass man zu jeder Zeit selbstständig in der Lage ist, Entscheidungen über sein Vermögen zu fällen. Mein Tipp also: Fang an, dich selbst um dein Geld zu kümmern!
Die Fragen stellte Frank O. Milewski, Chefredakteur Cash.
Informationen zum Buch
Das Buch „Herr Müller zahlt in bar.“ ist im GMEINER-Verlag erschienen, ISBN-13: 978-3839227923, 216 Seiten gebunden, Preis: 24 Euro