Die Bodenbildung am deutschen Investmentmarkt für Gewerbeimmobilien scheint erreicht, wenn auch die Belastung durch den Konjunktureinbruch noch anhält. Während München und Hamburg zu den Top-Regionen im Segment Wohnen zählen, bleiben Finanzierungsbedingungen und Kreditangebot der Banken die wichtigsten Bestimmungsfaktoren der Branchenentwicklung. Das sind die Ergebnisse der einmal pro Quartal stattfindenden Branchenbefragung der Berlin Hyp.
Nachdem im 2. Quartal 2009 noch 78,1 Prozent der Befragten von aktuell weiter sinkenden Transaktionsvolumina ausgingen, hat sich dieser Anteil drei Monate später deutlich auf 55,2 Prozent reduziert. In der Zwölf-Monatssicht gehen sogar bereits 72 Prozent von mindestens gleichbleibenden beziehungsweise wieder steigenden Transaktionsvolumina aus – so die Meinung der 220 vorrangig aus Deutschland stammenden Teilnehmer der mittlerweile zweiten Expertenbefragung durch die Tochtergesellschaft der Landesbank Berlin.
„Das gibt Anlass zur Hoffnung, dass der Investmentmarkt nun tatsächlich seinen Boden gefunden hat und auch die Transaktionsvolumina wieder langsam zunehmen könnte – allerdings auf einem deutlich reduzierten Niveau“, kommentiert Dr. Thomas Veit, Vorstandsmitglied der Landesbank Berlin, das Ergebnis.
Unverändert bewerteten die befragten Fachleute den deutschen Markt für Gewerbeimmobilien im europäischen Vergleich attraktiv. 53,4 Prozent sehen ihn als etwas, 13,6 Prozent sogar als viel attraktiver an. Zu den Top-Regionen zählten nach wie vor München und Hamburg.
Wohnimmobilien ganz vorn
Mit Blick auf die Segmente schneide der Wohnimmobilienbereich hinsichtlich der Kaufpreis- und der Mietentwicklung wiederum am besten ab – sowohl in Bezug auf die aktuelle Lage als auch in der Zwölf-Monats-Prognose. In einem Jahr hielten bereits über 40 Prozent wieder steigende Kaufpreise und Mieten für Wohnimmobilien für wahrscheinlich. Alle anderen Marktsegmente kommen bei der Bewertung zwar nach wie vor schlechter weg, aber auch dort lässt sich laut Umfrage eine Besserungstendenz erkennen Am stärksten vom Kaufpreis- und Mietrückgang betroffen seien noch die Bereiche Büro- und Hotelimmobilien. Aktuell erwarteten dort rund 65 Prozent der Befragten fallende Kaufpreise (Juni 2009: rund 85 Prozent).
Hinsichtlich der Mietpreisentwicklung in den Segmenten Büro, Hotel und Logistik erwartet die Mehrheit der Befragten auch noch im Prognosezeitraum weiter fallende Mietpreise, allerdings auch hier mit abnehmender Tendenz. Allein im Einzelhandel gehen die meisten von gleichbleibenden Mieten aus.
Mehr Investmentaktivität erwartet
Mit Blick auf das Engagement am Immobilienmarkt erwarten die Befragungsteilnehmer unverändert wachsende Aktivitäten von privaten und institutionellen Investoren sowie Kapitalanlagegesellschaften und Versicherungen. Auch Immobilienfonds kehrten demnach verstärkt an den Markt zurück. Dagegen wird erwartet, dass Investoren aus dem Ausland, Immobilien-AGs, Wohnungsgesellschaften und Banken ihr Engagement im Verlauf des nächsten Jahres eher zurückfahren.
Große Übereinstimmung unter den Umfrageteilnehmer gab es laut Berlin Hyp beim Thema Green Building: 70,6 Prozent der Teilnehmer stimmten dem Statement, dass die Berücksichtigung ökologischer Bau-und Betriebsmaßnahmen künftig zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil wird, eher beziehungsweise voll zu. Die Mehrheit gehe außerdem davon aus, dass Kreditbedingungen in den kommenden sechs Monaten wohl eher verschärft würden und die Bankensteuerung nach Basel II die aktuelle Krise verstärke.
„Unter Risikogesichtspunkten aber auch mit Blick auf erhöhte Eigenkapitalanforderungen, mit denen sich Banken aktuell genauso konfrontiert sehen, müssen Finanzierer ihre risikoorientierte Kreditpolitik beibehalten“, kommentiert Jan Bettink, Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp dieses Resultat. „Letztlich trägt diese Rückkehr zu tragfähigeren Finanzierungsstandards auch zu mehr Stabilität der Finanzmärkte bei – und daran sollte allen Marktteilnehmern nach den Erfahrungen der letzten zwei Jahre liegen.“ (te)
Foto: Berlin Hyp