Auch wenn die diesjährige UN-Klimakonferenz die Schlagzeilen beherrscht, ist es um die Klima-Kompetenz in Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und den USA schlecht bestellt: Nur 14,2 Prozent der Befragten in der Untersuchung verfügen über eine hohe Klima-Kompetenz.
Während die Ergebnisse für die vier europäischen Länder relativ ähnlich ausfallen, stechen die USA mit einer fast doppelt so hohen Quote an Befragten mit niedriger Klima-Kompetenz heraus: Sie steht bei 56,3 Prozent (Deutschland: 32,5 Prozent). Nur 4,9 Prozentder amerikanischen Befragten – aber 16,4 Prozent der deutschen Befragten – verfügen über eine hohe Klima-Kompetenz (siehe Tabelle).
Geringe Klima-Kompetenz
Insgesamt scheinen die meisten Befragten noch die Dimension und vor allem das Tempo der notwendigen Maßnahmen gegen die Klimakrise massiv zu unterschätzen. Zwar sind sich etwa zwei Drittel der Befragten (Deutschland: 73,5 Prozent) bewusst, dass ein Temperaturanstieg von zwei und mehr Grad katastrophale Folgen für Natur und Mensch hätte; aber nur etwas mehr als die Hälfte (Deutschland: 62,7 Prozent) verstehen, dass die schädlichen Treibhausgasemissionen drastisch reduziert werden müssen, um solch ein Szenario zu verhindern.
Und nur bescheidene 12,2 Prozent der Befragten (Deutschland: 17,6 Prozent) ist der enorme Zeitdruck bewusst, unter dem die Klimapolitik steht: dies ist der Anteil der Befragten, die wissen, dass ein „Weiter so“ die Welt schon in acht Jahren an ihre klimatischen Grenzen brächte.
„Das beklagenswert niedrige Niveau der Klima-Kompetenz ist alarmierend“, sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz. „Vor dem Hintergrund dieses Nicht-Wissens ist eine effektive Klimapolitik mit ihren unvermeidlichen Härten kaum möglich. Die gegenwärtige Energiepreiskrise gibt einen Vorgeschmack auf zukünftige Auseinandersetzungen. Wir müssen unsere Anstrengungen in der Klima-Bildung und Kommunikation massiv erhöhen. Denn wir können nur eine bessere Welt schaffen, wenn alle auch über das erforderliche Wissen verfügen.“
Kein Greta-Effekt
Vor dem Hintergrund der Klimaproteste, die vor allem von jüngeren Teilnehmern getragen werden, geht die Studie auch der Frage der Verteilung von Klimakompetenz nach Alter nach: Sind die Jungen nicht nur klima-bewegt, sondern auch besser informiert?
Es scheint nicht der Fall zu sein, Klima-Kompetenz steigt mit dem Alter: Der Anteil der Befragten mit hoher Klima-Kompetenz liegt in der Generation der Baby Boomer bei 16,3 Prozent; die „Generation Z“ erreicht nur 11,5 Prozent. „Je älter desto klüger“ scheint auch auf die Klima-Kompetenz zuzutreffen. Deutschland bildet dabei allerdings die Ausnahme: hier liegt die „Generation Z“ (18,8 Prozent) deutlich vorne (Baby Boomer: 14,5 Prozent).
Die Umfrage räumt auch mit einem weiteren Vorurteil im Zusammenhang von Alter und Klima auf: Es sind vor allem die älteren Teilnehmer, die klima-aktiv sind, um ihren CO2-Abdruck im Alltag zu vermindern. Die „Generation Z“ zeigt den höchsten Anteil an „klima-inaktiven“ Befragten (8,2 Prozent).
Gleichzeitig ist der Anteil der „sehr klima-aktiven“ Befragten unter den Baby-Boomern beinahe doppelt so hoch wie in der „Generation Z“: 31,8 Prozent gegenüber 16,4 Prozent. Die Klima-Bewegung scheint in ihrer Alterszusammensetzung viel diverser zu sein als häufig angenommen.
Klima-Kompetenz macht den Unterschied
Die Studie unterstreicht, dass die Wahrscheinlichkeit, den CO2-Abdruck zu vermindern, mit der Klima-Kompetenz stark zunimmt. Die Wahrscheinlichkeit, nichts gegen die Klimakrise zu unternehmen, fällt auf nahezu Null, wenn die Befragten über eine zumindest durchschnittliche Klima-Kompetenz verfügen.
Dagegen sind unter den Befragten mit geringer Klima-Kompetenz 13,4 Prozent „klima-inaktiv“. Und der Anteil der „sehr klima-aktiven“ Befragten unter denjenigen mit hoher Klima-Kompetenz ist mit 44,3 Prozent mehr als dreimal so hoch wie bei den Befragten mit niedriger Klima-Kompetenz (12,6 Prozent).
Ebenso wird die Einstellung zu einer CO2-Steuer vom Niveau der Klima-Kompetenz beeinflusst. Bei hoher Klima-Kompetenz sehen 64,2 Prozent der Befragten in einer CO2-Steuer ein essenzielles Instrument zum Klimaschutz; bei niedriger Klima-Kompetenz fällt dieser Anteil auf 26,8 Prozent. „Diese Ergebnisse machen deutlich, dass Klima-Kompetenz kein abstraktes Konzept ist, sondern handfeste Konsequenzen zeitigt“, sagt Arne Holzhausen, Ko-Autor der Studie.
„Mit der Förderung der Klima-Kompetenz steigern wir die Hoffnung auf eine Welt, in der die Bürger um die Herausforderungen, vor denen wir stehen, wissen und sich deshalb aktiv für ihre Bewältigung engagieren. Am Ende geht es darum, dass höhere Klima-Kompetenz die Grundlage für Verhaltensänderungen schafft. Denn Klimapolitik ist in erster Linie kein technisches Problem, sondern beginnt bei jedem Einzelnen.“