Umfrage: Mehrheit der Mieter will Mieter bleiben

Mehrfamilienhaus
Foto: Bildagentur PantherMedia / Detlef Dittmer
Der Umzug in eine andere Immobilie ist für 61 Prozent der Mieter aktuell keine Option. (Symbolbild)

Die notwendige energetische Sanierung des Wohngebäudebestands zusammen mit der aktuellen Mietpreisentwicklung sorgt viele Mieter in Deutschland. Trotzdem plant weniger als die Hälfte der Mieter in absehbarer Zeit den Erwerb von Eigentum. Noch weniger wollen umziehen.

Das zeigt eine im Auftrag der Aareal Bank von YouGov durchgeführte, repräsentative Online-Umfrage unter rund 5.000 Mietern. Einer deutlichen Mehrheit der Befragten (83 Prozent) zufolge belasten steigende Mietpreise das soziale Miteinander. Auch energetische Sanierungen, die CO2-Emissionen im Gebäudebereich einsparen sollen, sieht ein Großteil der Mieter kritisch. Knapp drei Viertel der Befragten (70 Prozent) befürchten, dass solche Maßnahmen das ohnehin knappe Angebot an bezahlbarem Wohnraum weiter einschränken.


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Zusätzlich kritisieren 76 Prozent der Befragten den mangelnden Innovationswillen der Politik, um dieser Situation zu begegnen. Diese Entwicklungen treten in einem Umfeld auf, in dem die Nachfrage nach Wohnraum hoch, das Angebot jedoch begrenzt ist und sich die Baukosten für Wohnimmobilien laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 8,5 Prozent erhöht haben.

„Wir brauchen mehr Pragmatismus bei der Regulierung und der Umsetzung energetischer Sanierungsmaßnahmen, um den Miet- und Wohnungsmarkt zu entlasten“, sagt Lars Ernst, Managing Director Banking & Digital Solutions der Aareal Bank AG. „Das kann von der Einbeziehung der Mieter in Investitionsvorhaben über die Umwandlung von Gewerbe- in Wohnimmobilien bis hin zur gezielten Förderung des Eigentumserwerbs reichen.“

Nachhaltigkeit vor schnellem Internet

Den Auswirkungen der energetischen Sanierung können Mieter auch etwas Positives abgewinnen. So ist Nachhaltigkeit unverändert ein wichtiges Kriterium bei der Wahl einer neuen Mietwohnung. Jeder Zweite (50 %) achtet besonders auf gedämmte Wände, energiesparende Heizungen und gut isolierte Fenster.

Damit liegt dieses Kriterium noch vor dem Wunsch nach schnellem Internet (49 Prozent). Knapp jeder zweite Mieter in Deutschland (45 Prozent) würde für eine energieeffiziente Wohnung sogar höhere Mietkosten akzeptieren. Und rund vier von zehn Mietern (38 Prozent) wären zusätzlich bereit, sich an Investitionen zur Steigerung der Energieeffizienz ihre Mietwohnung zu beteiligen, sofern ihnen ihr Vermieter dafür eine stabile Miete für einen längeren Zeitraum garantieren würde.

„Mieter durchaus bereit, ihren Teil beizutragen“

„Mieter sind durchaus bereit, ihren Teil zur Lösung der schwierigen Situation am Wohnungsmarkt beizutragen“, so Ernst. „Die Bereitschaft vieler Mieter zur Mitgestaltung nachhaltiger Wohnräume sollte für Unternehmen ein Anreiz zur Durchführung energetischer Sanierungen sein, da sich das unternehmerische Risiko reduzieren würde.“

Nach Einschätzung der Mieter haben Wohnungsunternehmen noch mehr Möglichkeiten, die zur Verbesserung der Situation beitragen: Fast jeder Zweite (49 Prozent) wünscht sich die Umwandlung von Gewerbeflächen in Wohnraum, noch höhere Zustimmungswerte erhalten die Schaffung altersgerechter Wohnangebote (60 Prozent) und der soziale Wohnungsbau (60 Prozent).

Mieter sehen Politik gefordert

Um den Erwerb von Wohneigentum attraktiver zu machen, sehen viele Mieter aber vor allem die Politik gefordert. Mehr als die Hälfte der Befragten erachtet etwa die Reduzierung der Kaufnebenkosten (56 Prozent), den Wegfall der Grundsteuer (50 Prozent) oder die Senkung der Baukosten durch weniger Vorschriften und Vorgaben (53 Prozent) als geeignete Maßnahmen.

Sich den Wunsch nach nachhaltigem Wohnraum als Eigentümer zu erfüllen, ist stattdessen nur für wenige eine Alternative. Dem Aareal Trendbarometer zufolge haben 56 Prozent der Befragten in absehbarer Zeit nicht vor, in Eigentum umzuziehen. Auch der Umzug in eine andere Immobilie ist für viele Mieter (61 Prozent) aktuell keine Option – ein Zeichen für das knappe Angebot und die angespannte Lage am Wohnimmobilienmarkt in Deutschland, so Aareal.

Wohnungswirtschaft kann nur begrenzt liefern – sagt sie

Parallel zur Mieterumfrage wurden auch rund 150 Entscheider aus der Wohnungswirtschaft zur Lage am Mietmarkt befragt: Zwei Drittel von ihnen (64 Prozent) gehen davon aus, dass Mieter mit Angebot und Kostenentwicklung am Wohnungsmarkt unzufrieden sind.

Den Wunsch vieler Mieter nach energieeffizienten Wohnräumen kann die Branche den Befragten zufolge gleichzeitig nur begrenzt erfüllen: Lediglich vier von zehn Entscheidern (38 Prozent) sehen die Branche gut aufgestellt, um nachhaltige Gebäude anzubieten. Noch schlechter sieht es bei der Umsetzung moderner Wohnkonzepte wie etwa Shared Spaces aus: Nur rund sieben Prozent der befragten Entscheider sieht die eigene Branche hierfür gut vorbereitet.

Vor dem Hintergrund der Debatte über das „Schneller-Bauen-Gesetz“ betonen wohnungswirtschaftliche Entscheider und Mieter die Bedeutung politischer Maßnahmen zur Bewältigung der angespannten Situation gleichermaßen. Besonders die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren (86 Prozent), die Reduzierung von Baukosten (98 Prozent) und niedrigere Baustandards (69 Prozent) werden auf Entscheiderseite als effektive Hebel angesehen. So wünscht sich eine deutliche Mehrheit (81 Prozent) klare und einfachere regulatorische Rahmenbedingungen und damit mehr Planungssicherheit auf dem Wohnungsmarkt.

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