Fast zwei Drittel der Versicherungsentscheider erwarten in den kommenden drei Jahren deutliche Zuwächse bei der privaten Krankenversicherung (PKV), so das Ergebnis einer Umfrage. Sie begründen dies vor allem mit dem zum Jahresbeginn aufgehobenen Dreijahresmoratorium vor einem Wechsel von der GKV in die PKV.
Der Studie „Branchenkompass 2011 Versicherungen“ von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut zufolge gehen Experten davon aus, dass seitdem mehr als zehntausend gesetzlich Versicherte zusätzlich zur PKV übergetreten sind. Bei ihren Kunden punkten wollen die Unternehmen mit neuen, innovativen Produkten und Tarifen.
Die Wachstumserwartungen für private Krankenversicherungen haben sich im Vergleich zur Befragung von 2008 um 16 Prozentpunkte verbessert. Bei der Gewinnung neuer Kunden setzen die Unternehmen dabei stärker als andere Bereiche der Assekuranz auf Vertriebskooperationen beispielsweise mit Banken, vor allem aber mit Versicherungsmaklern. So wollen sämtliche Befragte ihre Kooperationen mit Versicherungsmaklern ausbauen.
„Im beratungsintensiven Geschäft mit Krankenvoll- und Krankenzusatzversicherungen können spezialisierte Versicherungsmakler ihre Stärken ausspielen. Sie arbeiten vielfach erfolgreicher als die Ausschließlichkeitsorganisationen. Die Höhe der Maklerprovisionen steht jedoch sogar innerhalb der Branche in der Kritik. Zudem ist beim Ausbau des Maklergeschäfts auf die Qualität des Neugeschäfts zu achten“, sagt Dr. Magnus Kobel, Experte für die private Krankenversicherung bei Steria Mummert Consulting.
Um die Kunden auch zu halten und ihre gestiegenen Ansprüche zu befriedigen, setzen private Krankenversicherungen verstärkt auf neue Angebote. Im Bereich der Zusatzversicherungen arbeiten viele Unternehmen beispielsweise an Tarifen, die ausschließlich nach Schaden berechnet werden.
Zu den weiteren neuen Produkten gehören Angebote für Menschen, denen aufgrund von Krankheit oder Unfall bisher eine private Versicherung verweigert wurde. Ihnen soll Versicherungsschutz unter anderem für Chefarztbehandlung oder die Belegung im Einbettzimmer im Krankenhaus ermöglicht werden.
Top-Thema für die privaten Krankenversicherer sind auch die neuen Unisex-Tarife: Der Europäische Gerichtshof hatte im Frühjahr entschieden, dass Assekuranzen das Geschlecht nicht mehr als Merkmal für unterschiedliche Beiträge verwenden dürfen. Obwohl viele Details der neuen Auflagen noch offen sind, steht fest: Durch das Unisex-Urteil muss die Tarif-Philosophie der privaten Krankenversicherer auf den Prüfstand. Es sei davon auszugehen, dass sich hieraus neue Tarifideen entwickeln werden, so die Experten von Steria Mummert Consulting. (hb)
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