Björn Jesch ist Leiter Portfoliomanagement bei Union Investment und Vorsitzender des Union Investment Committee. Er kommentiert die Perspektiven für das kommende Anlagejahr.
Nach fast zehn Jahren hat die US-Notenbank wieder den Leitzins erhöht – eine durchaus historische Zäsur. Für die Kapitalmärkte ist entscheidend, dass die Unsicherheit über die geldpolitische Wende damit vorbei ist. Das sind – zumindest für den Moment – gute Nachrichten für Risikoassets.
Dunkle Wolken über „schwarzem Gold“
Beim Öl findet derzeit ein Kampf um die Vorherrschaft auf dem Energiemarkt statt. Saudi-Arabien will seine dominante Stellung behaupten und das konkurrierende US-Shale-Öl aus dem Markt pumpen. Nach der Aufhebung der westlichen Sanktionen kommt nun auch noch die iranische Förderung auf den Weltmarkt und erhöht das Überangebot. Fazit: Schmieriges Terrain, Vorsicht ist geboten!
Ansteckungsgefahr durch Risiken bei Hochzins-Anleihen begrenzt
Der schwache Ölpreis schlägt sich in einer Vielzahl anderer Assetklassen nieder. Beispiel gefällig? Hochzinsanleihen, sog. High-Yield-Bonds. In den USA stammt jeder fünfte Emittent aus der Ölbranche, hier sind die Risikoaufschläge zuletzt stark gestiegen – in der Spitze bis auf 12 Prozent (auf Indexebene!). Aber: Das Ansteckungspotenzial ist begrenzt, betroffen sind vor allem schwache Namen und rohstoffabhängige Sektoren. Was bedeutet das alles nun Blick auf das kommende Börsenjahr?
Klar ist: Es bleibt turbulent. Meine Kollegen aus dem Union Investment Committee (UIC) und ich rechnen mit einem abermals schwankungsstarken Kapitalmarktumfeld. Das sollte Anlegern aber nicht den Blick auf das Wesentliche versperren. Denn die Chancen überwiegen. Alles in allem haben wir es nach wie vor mit einer wachsenden Weltwirtschaft, einem soliden Unternehmenssektor und einer weiterhin unterstützenden Geldpolitik zu tun. Wir dürfen uns also auf ein spannendes, aussichtsreiches 2016 freuen.
Foto: Union Investment